Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken. Gleichwie ein solcher Zustand eine Folge einer über diemaaßen schlechten Policey ist; so kann er auch durch nichts als die vollkommenste Policey wieder geheilet werden. Man muß zuförderst dieienigen Handwer- ker, welche den Verkauf der Lebensmittel in Händen haben, in denen allergenauesten Schranken halten, daß sie in den möglichst wohlfeilesten Preiß gesetzet werden. Dieses geschiehet durch genaue auf die richtigsten Pro- ben gegründete Taxen und durch eine strenge Befol- gung derselben. Alle Schwierigkeiten und scheinbare Unmöglichkeiten, die von diesen Handwerkern gemacht werden, sind gar leicht zu überwinden, wenn man den ernstlichen Willen hat. Als vor ohngefähr acht Jah- ren Sr. Kayserl. Königl. Majestät beschlossen hatten, den Preiß des Rindfleisches in Wien nicht über fünf und einen halben Kreuzer steigen zu laßen; so wurden endlich alle fäschlich vorgebildete Unmöglichkeiten der Fleischhauer dadurch vernichtet, daß man eine Liefe- rung der Ochsen aus Pohlen veranstaltete, welche die Fleischhauer vor einen solchen Preiß kaufen mußten, daß der Preiß des Rindfleisches vor fünf und einen halben Kreuzer nach denen gemachten Proben dabey statt finden konte. So viel ungleiche Urtheile damals über diese Anordnung ergiengen, insonderheit weil da- durch der Absatz der Ungarischen Ochsen Schaden litte: so habe ich doch diese Verfügung allemal vor sehr weiß- lich gehalten. Der dabey gehabte Endzweck, der nie- mals auf einen beständigen Einkauf der Ochsen aus Pohlen gieng, sondern nur um der Fleischhauer vorge- stellte Unmöglichkeiten zu überwinden, wurde vollkom- men
bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken. Gleichwie ein ſolcher Zuſtand eine Folge einer uͤber diemaaßen ſchlechten Policey iſt; ſo kann er auch durch nichts als die vollkommenſte Policey wieder geheilet werden. Man muß zufoͤrderſt dieienigen Handwer- ker, welche den Verkauf der Lebensmittel in Haͤnden haben, in denen allergenaueſten Schranken halten, daß ſie in den moͤglichſt wohlfeileſten Preiß geſetzet werden. Dieſes geſchiehet durch genaue auf die richtigſten Pro- ben gegruͤndete Taxen und durch eine ſtrenge Befol- gung derſelben. Alle Schwierigkeiten und ſcheinbare Unmoͤglichkeiten, die von dieſen Handwerkern gemacht werden, ſind gar leicht zu uͤberwinden, wenn man den ernſtlichen Willen hat. Als vor ohngefaͤhr acht Jah- ren Sr. Kayſerl. Koͤnigl. Majeſtaͤt beſchloſſen hatten, den Preiß des Rindfleiſches in Wien nicht uͤber fuͤnf und einen halben Kreuzer ſteigen zu laßen; ſo wurden endlich alle faͤſchlich vorgebildete Unmoͤglichkeiten der Fleiſchhauer dadurch vernichtet, daß man eine Liefe- rung der Ochſen aus Pohlen veranſtaltete, welche die Fleiſchhauer vor einen ſolchen Preiß kaufen mußten, daß der Preiß des Rindfleiſches vor fuͤnf und einen halben Kreuzer nach denen gemachten Proben dabey ſtatt finden konte. So viel ungleiche Urtheile damals uͤber dieſe Anordnung ergiengen, inſonderheit weil da- durch der Abſatz der Ungariſchen Ochſen Schaden litte: ſo habe ich doch dieſe Verfuͤgung allemal vor ſehr weiß- lich gehalten. Der dabey gehabte Endzweck, der nie- mals auf einen beſtaͤndigen Einkauf der Ochſen aus Pohlen gieng, ſondern nur um der Fleiſchhauer vorge- ſtellte Unmoͤglichkeiten zu uͤberwinden, wurde vollkom- men
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bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken.
Gleichwie ein ſolcher Zuſtand eine Folge einer uͤber die
maaßen ſchlechten Policey iſt; ſo kann er auch durch
nichts als die vollkommenſte Policey wieder geheilet
werden. Man muß zufoͤrderſt dieienigen Handwer-
ker, welche den Verkauf der Lebensmittel in Haͤnden
haben, in denen allergenaueſten Schranken halten, daß
ſie in den moͤglichſt wohlfeileſten Preiß geſetzet werden.
Dieſes geſchiehet durch genaue auf die richtigſten Pro-
ben gegruͤndete Taxen und durch eine ſtrenge Befol-
gung derſelben. Alle Schwierigkeiten und ſcheinbare
Unmoͤglichkeiten, die von dieſen Handwerkern gemacht
werden, ſind gar leicht zu uͤberwinden, wenn man den
ernſtlichen Willen hat. Als vor ohngefaͤhr acht Jah-
ren Sr. Kayſerl. Koͤnigl. Majeſtaͤt beſchloſſen hatten,
den Preiß des Rindfleiſches in Wien nicht uͤber fuͤnf
und einen halben Kreuzer ſteigen zu laßen; ſo wurden
endlich alle faͤſchlich vorgebildete Unmoͤglichkeiten der
Fleiſchhauer dadurch vernichtet, daß man eine Liefe-
rung der Ochſen aus Pohlen veranſtaltete, welche die
Fleiſchhauer vor einen ſolchen Preiß kaufen mußten,
daß der Preiß des Rindfleiſches vor fuͤnf und einen
halben Kreuzer nach denen gemachten Proben dabey
ſtatt finden konte. So viel ungleiche Urtheile damals
uͤber dieſe Anordnung ergiengen, inſonderheit weil da-
durch der Abſatz der Ungariſchen Ochſen Schaden litte:
ſo habe ich doch dieſe Verfuͤgung allemal vor ſehr weiß-
lich gehalten. Der dabey gehabte Endzweck, der nie-
mals auf einen beſtaͤndigen Einkauf der Ochſen aus
Pohlen gieng, ſondern nur um der Fleiſchhauer vorge-
ſtellte Unmoͤglichkeiten zu uͤberwinden, wurde vollkom-
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