Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Haushaltungs-Wissenschaft
ordnete Bedürfnisse halten, und das Ver-
hältniß wohl bestimmen. Da nun auch die
Sicherung des Ertrages auf die Zukunft mit
zu den Bedürfnissen, und zwar zwischen die
wesentlichen und zufälligen gehört, so soll er
die wohlfeilsten und zugleich die zweckmäsig-
sten Befriedigungsmittel wählen, um erstlich
den allerwesentlichsten, und dann auch den
Sicherungsbedürfnissen Genüge zu thun.
Auf solche Weise erhält er auch bei mäsigem
Ertrage einen reinen Ertrag.

§. 71. Zum dritten: Jst der Ertrag so
gros, daß nicht nur die wesentlichen- und
Sicherungsbedürfnisse vollkommen befriedi-
get werden können, sondern dann noch rei-
ner Ertrag übrig bleibt, so sind wiederum
zweierlei Bedürfnisse da, zu welchen dieser
reine Ertrag verwendet werden kann: die
Verbesserung der Nahrungsquelle
geht
voran, und unmittelbar darauf folgen die
Bedürfnisse der Erhöhung des Daseyns:

wenn also die Nahrungsquelle den höchsten
Grad der Verbesserung erreicht hat, so kann
der übrige reine Ertrag zu den lezteren Be-
dürfnissen verwendet werden.

§. 72.
C 4

Haushaltungs-Wiſſenſchaft
ordnete Beduͤrfniſſe halten, und das Ver-
haͤltniß wohl beſtimmen. Da nun auch die
Sicherung des Ertrages auf die Zukunft mit
zu den Beduͤrfniſſen, und zwar zwiſchen die
weſentlichen und zufaͤlligen gehoͤrt, ſo ſoll er
die wohlfeilſten und zugleich die zweckmaͤſig-
ſten Befriedigungsmittel waͤhlen, um erſtlich
den allerweſentlichſten, und dann auch den
Sicherungsbeduͤrfniſſen Genuͤge zu thun.
Auf ſolche Weiſe erhaͤlt er auch bei maͤſigem
Ertrage einen reinen Ertrag.

§. 71. Zum dritten: Jſt der Ertrag ſo
gros, daß nicht nur die weſentlichen- und
Sicherungsbeduͤrfniſſe vollkommen befriedi-
get werden koͤnnen, ſondern dann noch rei-
ner Ertrag uͤbrig bleibt, ſo ſind wiederum
zweierlei Beduͤrfniſſe da, zu welchen dieſer
reine Ertrag verwendet werden kann: die
Verbeſſerung der Nahrungsquelle
geht
voran, und unmittelbar darauf folgen die
Beduͤrfniſſe der Erhoͤhung des Daſeyns:

wenn alſo die Nahrungsquelle den hoͤchſten
Grad der Verbeſſerung erreicht hat, ſo kann
der uͤbrige reine Ertrag zu den lezteren Be-
duͤrfniſſen verwendet werden.

§. 72.
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0059" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Haushaltungs-Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft</hi></fw><lb/>
ordnete Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e halten, und das Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltniß wohl be&#x017F;timmen. Da nun auch die<lb/>
Sicherung des Ertrages auf die Zukunft mit<lb/>
zu den Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;en, und zwar zwi&#x017F;chen die<lb/>
we&#x017F;entlichen und zufa&#x0364;lligen geho&#x0364;rt, &#x017F;o &#x017F;oll er<lb/>
die wohlfeil&#x017F;ten und zugleich die zweckma&#x0364;&#x017F;ig-<lb/>
&#x017F;ten Befriedigungsmittel wa&#x0364;hlen, um er&#x017F;tlich<lb/>
den allerwe&#x017F;entlich&#x017F;ten, und dann auch den<lb/>
Sicherungsbedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;en Genu&#x0364;ge zu thun.<lb/>
Auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e erha&#x0364;lt er auch bei ma&#x0364;&#x017F;igem<lb/>
Ertrage einen reinen Ertrag.</p><lb/>
          <p>§. 71. Zum dritten: J&#x017F;t der Ertrag &#x017F;o<lb/>
gros, daß nicht nur die we&#x017F;entlichen- und<lb/>
Sicherungsbedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e vollkommen befriedi-<lb/>
get werden ko&#x0364;nnen, &#x017F;ondern dann noch rei-<lb/>
ner Ertrag u&#x0364;brig bleibt, &#x017F;o &#x017F;ind wiederum<lb/>
zweierlei Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e da, zu welchen die&#x017F;er<lb/>
reine Ertrag verwendet werden kann: <hi rendition="#fr">die<lb/>
Verbe&#x017F;&#x017F;erung der Nahrungsquelle</hi> geht<lb/>
voran, und unmittelbar darauf folgen <hi rendition="#fr">die<lb/>
Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e der Erho&#x0364;hung des Da&#x017F;eyns:</hi><lb/>
wenn al&#x017F;o die Nahrungsquelle den ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Grad der Verbe&#x017F;&#x017F;erung erreicht hat, &#x017F;o kann<lb/>
der u&#x0364;brige reine Ertrag zu den lezteren Be-<lb/>
du&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;en verwendet werden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 72.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0059] Haushaltungs-Wiſſenſchaft ordnete Beduͤrfniſſe halten, und das Ver- haͤltniß wohl beſtimmen. Da nun auch die Sicherung des Ertrages auf die Zukunft mit zu den Beduͤrfniſſen, und zwar zwiſchen die weſentlichen und zufaͤlligen gehoͤrt, ſo ſoll er die wohlfeilſten und zugleich die zweckmaͤſig- ſten Befriedigungsmittel waͤhlen, um erſtlich den allerweſentlichſten, und dann auch den Sicherungsbeduͤrfniſſen Genuͤge zu thun. Auf ſolche Weiſe erhaͤlt er auch bei maͤſigem Ertrage einen reinen Ertrag. §. 71. Zum dritten: Jſt der Ertrag ſo gros, daß nicht nur die weſentlichen- und Sicherungsbeduͤrfniſſe vollkommen befriedi- get werden koͤnnen, ſondern dann noch rei- ner Ertrag uͤbrig bleibt, ſo ſind wiederum zweierlei Beduͤrfniſſe da, zu welchen dieſer reine Ertrag verwendet werden kann: die Verbeſſerung der Nahrungsquelle geht voran, und unmittelbar darauf folgen die Beduͤrfniſſe der Erhoͤhung des Daſeyns: wenn alſo die Nahrungsquelle den hoͤchſten Grad der Verbeſſerung erreicht hat, ſo kann der uͤbrige reine Ertrag zu den lezteren Be- duͤrfniſſen verwendet werden. §. 72. C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/59
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/59>, abgerufen am 27.04.2024.