§. 72. Zum vierten: Wenn ein Haushäl- ter dem allem ungeachtet noch reinen Ertrag erwirbt, so soll er seine Nahrungsquelle erweitern, sich aber niemalen in die Befrie- digung der üppigen Bedürfnisse weiter ein- lassen, als welche die allgemeine Mode so nothwendig gemacht, daß er ohne Befriedi- gung derselben, in der menschlichen Gesell- schaft auffallend, allgemein für eigensinnig gehalten, und also sein Wirkungskreis merk- lich gehindert werden könnte .
* Es ist wohl zu merken, daß ich in diesen §hen alle einzelne und gesellschaftliche, auch die Liebeswerke immer mit unter den wesentlichen und erhöhenden Be- dürfnissen verstanden habe.
§. 73. Das zweite Hauptstück der Haus- haltung besteht darinnen: daß der Haushäl- ter den gewonnenen reinen Ertrag zur Ver- besserung und Erweiterung der Nah- rungsquelle, nachdem die gehörigen Be- dürfnisse befriedigt worden, anzuwenden wisse. Dieses geschieht, wenn der Haus- wirth alle einzelne Theile seiner Nahrungs- quelle erforscht, und genau beobachtet, was
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Allgemeine
§. 72. Zum vierten: Wenn ein Haushaͤl- ter dem allem ungeachtet noch reinen Ertrag erwirbt, ſo ſoll er ſeine Nahrungsquelle erweitern, ſich aber niemalen in die Befrie- digung der uͤppigen Beduͤrfniſſe weiter ein- laſſen, als welche die allgemeine Mode ſo nothwendig gemacht, daß er ohne Befriedi- gung derſelben, in der menſchlichen Geſell- ſchaft auffallend, allgemein fuͤr eigenſinnig gehalten, und alſo ſein Wirkungskreis merk- lich gehindert werden koͤnnte .
* Es iſt wohl zu merken, daß ich in dieſen §hen alle einzelne und geſellſchaftliche, auch die Liebeswerke immer mit unter den weſentlichen und erhoͤhenden Be- duͤrfniſſen verſtanden habe.
§. 73. Das zweite Hauptſtuͤck der Haus- haltung beſteht darinnen: daß der Haushaͤl- ter den gewonnenen reinen Ertrag zur Ver- beſſerung und Erweiterung der Nah- rungsquelle, nachdem die gehoͤrigen Be- duͤrfniſſe befriedigt worden, anzuwenden wiſſe. Dieſes geſchieht, wenn der Haus- wirth alle einzelne Theile ſeiner Nahrungs- quelle erforſcht, und genau beobachtet, was
uͤber-
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§. 72. Zum vierten: Wenn ein Haushaͤl-
ter dem allem ungeachtet noch reinen Ertrag
erwirbt, ſo ſoll er ſeine Nahrungsquelle
erweitern, ſich aber niemalen in die Befrie-
digung der uͤppigen Beduͤrfniſſe weiter ein-
laſſen, als welche die allgemeine Mode ſo
nothwendig gemacht, daß er ohne Befriedi-
gung derſelben, in der menſchlichen Geſell-
ſchaft auffallend, allgemein fuͤr eigenſinnig
gehalten, und alſo ſein Wirkungskreis merk-
lich gehindert werden koͤnnte .
* Es iſt wohl zu merken, daß ich in dieſen
§hen alle einzelne und geſellſchaftliche,
auch die Liebeswerke immer mit unter
den weſentlichen und erhoͤhenden Be-
duͤrfniſſen verſtanden habe.
§. 73. Das zweite Hauptſtuͤck der Haus-
haltung beſteht darinnen: daß der Haushaͤl-
ter den gewonnenen reinen Ertrag zur Ver-
beſſerung und Erweiterung der Nah-
rungsquelle, nachdem die gehoͤrigen Be-
duͤrfniſſe befriedigt worden, anzuwenden
wiſſe. Dieſes geſchieht, wenn der Haus-
wirth alle einzelne Theile ſeiner Nahrungs-
quelle erforſcht, und genau beobachtet, was
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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/60>, abgerufen am 08.07.2024.
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