gen in sich, und werden unter einer Lehre all- zusammen begriffen, welche man die Natur- geschichte (Historia naturalis) benennet. Die- se ist abermal eine von den nöthigsten Hilfs- wissenschaften, welche vor der Erlernung der Kameralwissenschaften hergehen muß.
§. 49. Nicht alle Erzeugungen dienen zu Befriedigung der Bedürfnisse, es findet eine Auswahl statt, welche diejenigen bezeichnet, die zu Befriedigung der wesentlichen Be- dürfnisse, zu Nahrung und Decke, oder zu Erhaltung und Fortsezung des Da- seyns nüzlich sind. Ferner: werden dieje- nigen gewählt, welche die erhöhenden Be- dürfnisse befriedigen, die Erhöhung und Ausbreitung des Daseyns bewirken, und also wiederum nüzlich sind. Diese Auswahl geschieht durch den richtigen Geschmack, wenn er den Charakter des wahren Schö- nen und Guten an einer Erzeugung bemerkt, vermög welchem sie dem Endzwecke entspricht. Endlich bestimmt auch der herrschende und falsche Geschmack die Auswahl der Erzeu- gungen, die die üppigen Bedürfnisse be-
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Allgemeine
gen in ſich, und werden unter einer Lehre all- zuſammen begriffen, welche man die Natur- geſchichte (Hiſtoria naturalis) benennet. Die- ſe iſt abermal eine von den noͤthigſten Hilfs- wiſſenſchaften, welche vor der Erlernung der Kameralwiſſenſchaften hergehen muß.
§. 49. Nicht alle Erzeugungen dienen zu Befriedigung der Beduͤrfniſſe, es findet eine Auswahl ſtatt, welche diejenigen bezeichnet, die zu Befriedigung der weſentlichen Be- duͤrfniſſe, zu Nahrung und Decke, oder zu Erhaltung und Fortſezung des Da- ſeyns nuͤzlich ſind. Ferner: werden dieje- nigen gewaͤhlt, welche die erhoͤhenden Be- duͤrfniſſe befriedigen, die Erhoͤhung und Ausbreitung des Daſeyns bewirken, und alſo wiederum nuͤzlich ſind. Dieſe Auswahl geſchieht durch den richtigen Geſchmack, wenn er den Charakter des wahren Schoͤ- nen und Guten an einer Erzeugung bemerkt, vermoͤg welchem ſie dem Endzwecke entſpricht. Endlich beſtimmt auch der herrſchende und falſche Geſchmack die Auswahl der Erzeu- gungen, die die uͤppigen Beduͤrfniſſe be-
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Allgemeine
gen in ſich, und werden unter einer Lehre all-
zuſammen begriffen, welche man die Natur-
geſchichte (Hiſtoria naturalis) benennet. Die-
ſe iſt abermal eine von den noͤthigſten Hilfs-
wiſſenſchaften, welche vor der Erlernung der
Kameralwiſſenſchaften hergehen muß.
§. 49. Nicht alle Erzeugungen dienen zu
Befriedigung der Beduͤrfniſſe, es findet eine
Auswahl ſtatt, welche diejenigen bezeichnet,
die zu Befriedigung der weſentlichen Be-
duͤrfniſſe, zu Nahrung und Decke, oder
zu Erhaltung und Fortſezung des Da-
ſeyns nuͤzlich ſind. Ferner: werden dieje-
nigen gewaͤhlt, welche die erhoͤhenden Be-
duͤrfniſſe befriedigen, die Erhoͤhung und
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alſo wiederum nuͤzlich ſind. Dieſe Auswahl
geſchieht durch den richtigen Geſchmack,
wenn er den Charakter des wahren Schoͤ-
nen und Guten an einer Erzeugung bemerkt,
vermoͤg welchem ſie dem Endzwecke entſpricht.
Endlich beſtimmt auch der herrſchende und
falſche Geſchmack die Auswahl der Erzeu-
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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/46>, abgerufen am 08.07.2024.
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