kauft, heißt ein Krämer, seine Nahrungs- quelle, oder besser sein Gewerb heißt Krä- merei, und sein Waarenlager heißt ein Kram- laden. Diese erste Klasse des Tauschgewer- bes treiben Künstler bei ihrem Gewerbe, auch gibts Männer, die sich eine Hauptnahrungs- quelle damit errichten, und die Krämerei zu ihrem wahren Gewerbe machen.
§. 291. Andere Handwerksmänner machen eine Menge von ihren Kunsterzeugungen fer- tig, bringen selbige in ihren Waarenladen, und verkaufen sie. Diese haben schon eine Manufaktur im Kleinen. Wenn daher ein Mann ein Kunstgewerb errichtet, die rohe Erzeugungen einkauft, selbige alsdann durch Künstler für Lohn fertig machen läßt, die Kunsterzeugungen in sein Waarenlager schaft, und damit Handlung treibt, so heißt er ein Kunsthändler (Fabriquant), sein Gewerb heißt Kunst- oder Werkhandel (Manufak- tur oder Fabrique).
§. 292. Man beobachtet zwischen den Wör- tern Manufaktur und Fabrique einen Unter- schied: erstes soll solche Kunstwerke bedeuten,
die
Handlungswiſſenſchaft
kauft, heißt ein Kraͤmer, ſeine Nahrungs- quelle, oder beſſer ſein Gewerb heißt Kraͤ- merei, und ſein Waarenlager heißt ein Kram- laden. Dieſe erſte Klaſſe des Tauſchgewer- bes treiben Kuͤnſtler bei ihrem Gewerbe, auch gibts Maͤnner, die ſich eine Hauptnahrungs- quelle damit errichten, und die Kraͤmerei zu ihrem wahren Gewerbe machen.
§. 291. Andere Handwerksmaͤnner machen eine Menge von ihren Kunſterzeugungen fer- tig, bringen ſelbige in ihren Waarenladen, und verkaufen ſie. Dieſe haben ſchon eine Manufaktur im Kleinen. Wenn daher ein Mann ein Kunſtgewerb errichtet, die rohe Erzeugungen einkauft, ſelbige alsdann durch Kuͤnſtler fuͤr Lohn fertig machen laͤßt, die Kunſterzeugungen in ſein Waarenlager ſchaft, und damit Handlung treibt, ſo heißt er ein Kunſthaͤndler (Fabriquant), ſein Gewerb heißt Kunſt- oder Werkhandel (Manufak- tur oder Fabrique).
§. 292. Man beobachtet zwiſchen den Woͤr- tern Manufaktur und Fabrique einen Unter- ſchied: erſtes ſoll ſolche Kunſtwerke bedeuten,
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Handlungswiſſenſchaft
kauft, heißt ein Kraͤmer, ſeine Nahrungs-
quelle, oder beſſer ſein Gewerb heißt Kraͤ-
merei, und ſein Waarenlager heißt ein Kram-
laden. Dieſe erſte Klaſſe des Tauſchgewer-
bes treiben Kuͤnſtler bei ihrem Gewerbe, auch
gibts Maͤnner, die ſich eine Hauptnahrungs-
quelle damit errichten, und die Kraͤmerei zu
ihrem wahren Gewerbe machen.
§. 291. Andere Handwerksmaͤnner machen
eine Menge von ihren Kunſterzeugungen fer-
tig, bringen ſelbige in ihren Waarenladen,
und verkaufen ſie. Dieſe haben ſchon eine
Manufaktur im Kleinen. Wenn daher ein
Mann ein Kunſtgewerb errichtet, die rohe
Erzeugungen einkauft, ſelbige alsdann durch
Kuͤnſtler fuͤr Lohn fertig machen laͤßt, die
Kunſterzeugungen in ſein Waarenlager ſchaft,
und damit Handlung treibt, ſo heißt er ein
Kunſthaͤndler (Fabriquant), ſein Gewerb
heißt Kunſt- oder Werkhandel (Manufak-
tur oder Fabrique).
§. 292. Man beobachtet zwiſchen den Woͤr-
tern Manufaktur und Fabrique einen Unter-
ſchied: erſtes ſoll ſolche Kunſtwerke bedeuten,
die
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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/163>, abgerufen am 16.02.2025.
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