interessanten und erwünschten Reise: und um desto ruhiger seyn zu können, wurde beschlossen, daß man Jakob, die Amalie, die Karoline und die drei Kleinen nach Braach zum Bruder Coing und der Schwester Maria bringen, ei- nige Zeit da bleiben, dann den Friedrich und die Malchen da lassen, und dann bei der Rückkehr, mit Amalien, Ka- rolinen und dem zweijährigen Christinchen über Berg- heim gehen, und die Gräfin von Waldeck, die nun wieder von Marburg abgezogen war, besuchen wolle. Während der Zeit sollte dann das gute Mariechen mit den übrigen Hausgenossen den alten Großvater pflegen und die Haushal- tung besorgen. Dieser Plan wurde nun auch genau so ausgeführt.
Stilling und Elise traten ihre erste Schweizer-Reise Freitags den 27. März 1801 des Morgens um 5 Uhr an; in Buzbach fanden sie ihre Kinder und Kindes-Kinder Schwarz, die ihnen glückliche Reise wünschten, und am Abend wurden sie im liebevollen Hausknecht'schen Hause zu Frankfurt mit Freuden empfangen. Des folgenden Tages kauften sie allerhand Nöthiges zur Reise, vorzüglich schaffte sich Stilling einen leichten Reisewagen an, der ihm auf einer solchen weiten Reise nöthig war, und den 29. März, am Palmsonntag, gings dann mit Extrapost auf Heidelberg zu.
Ich darf nicht vergessen, zu bemerken, daß Stilling gleich am ersten Tag der Reise seinen äußerst quälenden Ma- genkrampf in aller seiner Stärke wieder bekam: bisher war er seit geraumer Zeit fast ganz verschwunden gewesen. Dieß versalzte ihm nun freilich alles Vergnügen, aber er fand nach- her, wie gut es war, daß ihm der Herr dieß Salz mit auf den Weg gegeben hatte; ohne dieß hätte er gewiß Gefahr ge- laufen, sich durch alle Lobeserhebungen und Ehrenbezeugungen zu versteigen, und einen schrecklichen Fall zu thun.
Unsere Reisende freuten sich sehr auf Heidelberg, theils um ihre Freunde Miegs, dann aber auch Lisettchen zu sehen, welche nun fünfzehn Jahr alt war, und die sie seit 1791, also in zehn Jahren nicht gesehen hatten. Dieß Mädchen hatte durch ihre ausgezeichnete und ganz besondere Liebenswürdigkeit die Herzen Aller derer gewonnen, die sie kennen lernten; Jeder,
intereſſanten und erwuͤnſchten Reiſe: und um deſto ruhiger ſeyn zu koͤnnen, wurde beſchloſſen, daß man Jakob, die Amalie, die Karoline und die drei Kleinen nach Braach zum Bruder Coing und der Schweſter Maria bringen, ei- nige Zeit da bleiben, dann den Friedrich und die Malchen da laſſen, und dann bei der Ruͤckkehr, mit Amalien, Ka- rolinen und dem zweijaͤhrigen Chriſtinchen uͤber Berg- heim gehen, und die Graͤfin von Waldeck, die nun wieder von Marburg abgezogen war, beſuchen wolle. Waͤhrend der Zeit ſollte dann das gute Mariechen mit den uͤbrigen Hausgenoſſen den alten Großvater pflegen und die Haushal- tung beſorgen. Dieſer Plan wurde nun auch genau ſo ausgefuͤhrt.
Stilling und Eliſe traten ihre erſte Schweizer-Reiſe Freitags den 27. Maͤrz 1801 des Morgens um 5 Uhr an; in Buzbach fanden ſie ihre Kinder und Kindes-Kinder Schwarz, die ihnen gluͤckliche Reiſe wuͤnſchten, und am Abend wurden ſie im liebevollen Hausknecht’ſchen Hauſe zu Frankfurt mit Freuden empfangen. Des folgenden Tages kauften ſie allerhand Noͤthiges zur Reiſe, vorzuͤglich ſchaffte ſich Stilling einen leichten Reiſewagen an, der ihm auf einer ſolchen weiten Reiſe noͤthig war, und den 29. Maͤrz, am Palmſonntag, gings dann mit Extrapoſt auf Heidelberg zu.
Ich darf nicht vergeſſen, zu bemerken, daß Stilling gleich am erſten Tag der Reiſe ſeinen aͤußerſt quaͤlenden Ma- genkrampf in aller ſeiner Staͤrke wieder bekam: bisher war er ſeit geraumer Zeit faſt ganz verſchwunden geweſen. Dieß verſalzte ihm nun freilich alles Vergnuͤgen, aber er fand nach- her, wie gut es war, daß ihm der Herr dieß Salz mit auf den Weg gegeben hatte; ohne dieß haͤtte er gewiß Gefahr ge- laufen, ſich durch alle Lobeserhebungen und Ehrenbezeugungen zu verſteigen, und einen ſchrecklichen Fall zu thun.
Unſere Reiſende freuten ſich ſehr auf Heidelberg, theils um ihre Freunde Miegs, dann aber auch Liſettchen zu ſehen, welche nun fuͤnfzehn Jahr alt war, und die ſie ſeit 1791, alſo in zehn Jahren nicht geſehen hatten. Dieß Maͤdchen hatte durch ihre ausgezeichnete und ganz beſondere Liebenswuͤrdigkeit die Herzen Aller derer gewonnen, die ſie kennen lernten; Jeder,
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Amalie, die Karoline und die drei Kleinen nach Braach
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nige Zeit da bleiben, dann den Friedrich und die Malchen
da laſſen, und dann bei der Ruͤckkehr, mit Amalien, Ka-
rolinen und dem zweijaͤhrigen Chriſtinchen uͤber Berg-
heim gehen, und die Graͤfin von Waldeck, die nun wieder
von Marburg abgezogen war, beſuchen wolle. Waͤhrend
der Zeit ſollte dann das gute Mariechen mit den uͤbrigen
Hausgenoſſen den alten Großvater pflegen und die Haushal-
tung beſorgen. Dieſer Plan wurde nun auch genau ſo ausgefuͤhrt.
Stilling und Eliſe traten ihre erſte Schweizer-Reiſe
Freitags den 27. Maͤrz 1801 des Morgens um 5 Uhr an;
in Buzbach fanden ſie ihre Kinder und Kindes-Kinder
Schwarz, die ihnen gluͤckliche Reiſe wuͤnſchten, und am
Abend wurden ſie im liebevollen Hausknecht’ſchen Hauſe zu
Frankfurt mit Freuden empfangen. Des folgenden Tages
kauften ſie allerhand Noͤthiges zur Reiſe, vorzuͤglich ſchaffte
ſich Stilling einen leichten Reiſewagen an, der ihm auf
einer ſolchen weiten Reiſe noͤthig war, und den 29. Maͤrz, am
Palmſonntag, gings dann mit Extrapoſt auf Heidelberg zu.
Ich darf nicht vergeſſen, zu bemerken, daß Stilling
gleich am erſten Tag der Reiſe ſeinen aͤußerſt quaͤlenden Ma-
genkrampf in aller ſeiner Staͤrke wieder bekam: bisher war
er ſeit geraumer Zeit faſt ganz verſchwunden geweſen. Dieß
verſalzte ihm nun freilich alles Vergnuͤgen, aber er fand nach-
her, wie gut es war, daß ihm der Herr dieß Salz mit auf
den Weg gegeben hatte; ohne dieß haͤtte er gewiß Gefahr ge-
laufen, ſich durch alle Lobeserhebungen und Ehrenbezeugungen
zu verſteigen, und einen ſchrecklichen Fall zu thun.
Unſere Reiſende freuten ſich ſehr auf Heidelberg, theils
um ihre Freunde Miegs, dann aber auch Liſettchen zu
ſehen, welche nun fuͤnfzehn Jahr alt war, und die ſie ſeit 1791,
alſo in zehn Jahren nicht geſehen hatten. Dieß Maͤdchen hatte
durch ihre ausgezeichnete und ganz beſondere Liebenswuͤrdigkeit
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/536>, abgerufen am 25.11.2024.
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