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Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 1. Leipzig, 1852.

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Erstes Buch -- Ausgangspunkte des römischen Rechts.
daten bei der Aushebung den Diensteid (sacramentum), dann
den Lagereid, 179) und unter einander ursprünglich freiwillig,
später nach Vorschrift, den Eid, nicht die Flucht zu ergreifen,
ihre Reihen nur aus gewissen Gründen zu verlassen 180) u. s. w.
Die Benutzung des promissorischen Eides für den Rechtsverkehr
wird uns von Dionys ausdrücklich bezeugt, 181) und manche
theils bereits benutzte, theils übersehene Argumente bekräftigen
sein Zeugniß. Daß sponsio, das solenne Versprechen, etymo-
logisch auf ein religiöses Bindemittel hinweist, ist schon von
den Römern bemerkt. 182) Daß dies Bindemittel der Eid ge-
wesen, sagt Festus, indem er consponsor durch conjurator
erklärt. 183) Beachtung verdient ferner der unzweifelhaft reli-
giöse Charakter der völkerrechtlichen sponsio 184) und der Finger-

sten Gebrauch. Die Censusangaben erfolgten eidlich Liv. XLIII, 14: com-
mune omnium civium jusjurandum; Gellius IV, 20: de uxoribus so-
lemne jusjurandum.
Huschke Verf. des Serv. Tullius. S. 574.
179) Gellius XVI, 4.
180) Ruperti Handbuch der römischen Alterthümer. Theil 2. S. 883.
181) Dionys. I, 40.
182) Festus voc. spondere ... ex Graeco dictum ait, quod ii spon-
das interpositis rebus divinis faciant. Gaj. III. §. 93 quamvis
dicatur a Graeca voce figurata esse.
spendo, sponde bezeichnet ur-
sprünglich die Libation (Spende), daher spondai der Friedensschluß, das
Bündniß, bei dessen Abschluß diese Libationen vor allem vorkamen.
183) sub voce: consponsor. Ich weiß nicht, ob Jemand bereits auf
dieses höchst wichtige Argument aufmerksam gemacht hat, aber in der Schrift,
worin zuletzt die sponsio berührt und als ein in religiöser Form abgelegtes
Versprechen aufgefaßt ist (Girtanner die Bürgschaft nach gem. Civilrecht.
Jena 1850. Buch 1 Kap. 3 §. 3) vermisse ich es. Wenn consponsor = con-
jurator,
so ist sponsor derjenige, der sich eidlich zur Erfüllung eines Ver-
sprechens verpflichtet hat. Zur Annahme einer sakralen Form der Obligatio-
nen haben sich übrigens schon Manche veranlaßt gesehn z. B. Huschke das
Nexum S. 101, 102. Danz Rechtsgeschichte B. 2 S. 107.
184) Osenbrüggen de jure belli et pacis S. 77 u. flg. Der Feldherr,
der eine vom Volk nicht genehmigte sponsio abgeschlossen, ward dem Feinde
überliefert "ut populus religione solvatur" oder "ut populus R. scelere
impio sit solutus".
Cicero de leg. II, 16 gebraucht sponsio beim votum:
voti sponsio, qua obligamur deo.

Erſtes Buch — Ausgangspunkte des römiſchen Rechts.
daten bei der Aushebung den Dienſteid (sacramentum), dann
den Lagereid, 179) und unter einander urſprünglich freiwillig,
ſpäter nach Vorſchrift, den Eid, nicht die Flucht zu ergreifen,
ihre Reihen nur aus gewiſſen Gründen zu verlaſſen 180) u. ſ. w.
Die Benutzung des promiſſoriſchen Eides für den Rechtsverkehr
wird uns von Dionys ausdrücklich bezeugt, 181) und manche
theils bereits benutzte, theils überſehene Argumente bekräftigen
ſein Zeugniß. Daß sponsio, das ſolenne Verſprechen, etymo-
logiſch auf ein religiöſes Bindemittel hinweiſt, iſt ſchon von
den Römern bemerkt. 182) Daß dies Bindemittel der Eid ge-
weſen, ſagt Feſtus, indem er consponsor durch conjurator
erklärt. 183) Beachtung verdient ferner der unzweifelhaft reli-
giöſe Charakter der völkerrechtlichen sponsio 184) und der Finger-

ſten Gebrauch. Die Cenſusangaben erfolgten eidlich Liv. XLIII, 14: com-
mune omnium civium jusjurandum; Gellius IV, 20: de uxoribus so-
lemne jusjurandum.
Huſchke Verf. des Serv. Tullius. S. 574.
179) Gellius XVI, 4.
180) Ruperti Handbuch der römiſchen Alterthümer. Theil 2. S. 883.
181) Dionys. I, 40.
182) Festus voc. spondere … ex Graeco dictum ait, quod ii σπον-
δάς interpositis rebus divinis faciant. Gaj. III. §. 93 quamvis
dicatur a Graeca voce figurata esse.
σπένδω, σπονδή bezeichnet ur-
ſprünglich die Libation (Spende), daher σπονδαί der Friedensſchluß, das
Bündniß, bei deſſen Abſchluß dieſe Libationen vor allem vorkamen.
183) sub voce: consponsor. Ich weiß nicht, ob Jemand bereits auf
dieſes höchſt wichtige Argument aufmerkſam gemacht hat, aber in der Schrift,
worin zuletzt die sponsio berührt und als ein in religiöſer Form abgelegtes
Verſprechen aufgefaßt iſt (Girtanner die Bürgſchaft nach gem. Civilrecht.
Jena 1850. Buch 1 Kap. 3 §. 3) vermiſſe ich es. Wenn consponsor = con-
jurator,
ſo iſt sponsor derjenige, der ſich eidlich zur Erfüllung eines Ver-
ſprechens verpflichtet hat. Zur Annahme einer ſakralen Form der Obligatio-
nen haben ſich übrigens ſchon Manche veranlaßt geſehn z. B. Huſchke das
Nexum S. 101, 102. Danz Rechtsgeſchichte B. 2 S. 107.
184) Osenbrüggen de jure belli et pacis S. 77 u. flg. Der Feldherr,
der eine vom Volk nicht genehmigte sponsio abgeſchloſſen, ward dem Feinde
überliefert „ut populus religione solvatur“ oder „ut populus R. scelere
impio sit solutus“.
Cicero de leg. II, 16 gebraucht sponsio beim votum:
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[264/0282] Erſtes Buch — Ausgangspunkte des römiſchen Rechts. daten bei der Aushebung den Dienſteid (sacramentum), dann den Lagereid, 179) und unter einander urſprünglich freiwillig, ſpäter nach Vorſchrift, den Eid, nicht die Flucht zu ergreifen, ihre Reihen nur aus gewiſſen Gründen zu verlaſſen 180) u. ſ. w. Die Benutzung des promiſſoriſchen Eides für den Rechtsverkehr wird uns von Dionys ausdrücklich bezeugt, 181) und manche theils bereits benutzte, theils überſehene Argumente bekräftigen ſein Zeugniß. Daß sponsio, das ſolenne Verſprechen, etymo- logiſch auf ein religiöſes Bindemittel hinweiſt, iſt ſchon von den Römern bemerkt. 182) Daß dies Bindemittel der Eid ge- weſen, ſagt Feſtus, indem er consponsor durch conjurator erklärt. 183) Beachtung verdient ferner der unzweifelhaft reli- giöſe Charakter der völkerrechtlichen sponsio 184) und der Finger- 178) 179) Gellius XVI, 4. 180) Ruperti Handbuch der römiſchen Alterthümer. Theil 2. S. 883. 181) Dionys. I, 40. 182) Festus voc. spondere … ex Graeco dictum ait, quod ii σπον- δάς interpositis rebus divinis faciant. Gaj. III. §. 93 quamvis dicatur a Graeca voce figurata esse. σπένδω, σπονδή bezeichnet ur- ſprünglich die Libation (Spende), daher σπονδαί der Friedensſchluß, das Bündniß, bei deſſen Abſchluß dieſe Libationen vor allem vorkamen. 183) sub voce: consponsor. Ich weiß nicht, ob Jemand bereits auf dieſes höchſt wichtige Argument aufmerkſam gemacht hat, aber in der Schrift, worin zuletzt die sponsio berührt und als ein in religiöſer Form abgelegtes Verſprechen aufgefaßt iſt (Girtanner die Bürgſchaft nach gem. Civilrecht. Jena 1850. Buch 1 Kap. 3 §. 3) vermiſſe ich es. Wenn consponsor = con- jurator, ſo iſt sponsor derjenige, der ſich eidlich zur Erfüllung eines Ver- ſprechens verpflichtet hat. Zur Annahme einer ſakralen Form der Obligatio- nen haben ſich übrigens ſchon Manche veranlaßt geſehn z. B. Huſchke das Nexum S. 101, 102. Danz Rechtsgeſchichte B. 2 S. 107. 184) Osenbrüggen de jure belli et pacis S. 77 u. flg. Der Feldherr, der eine vom Volk nicht genehmigte sponsio abgeſchloſſen, ward dem Feinde überliefert „ut populus religione solvatur“ oder „ut populus R. scelere impio sit solutus“. Cicero de leg. II, 16 gebraucht sponsio beim votum: voti sponsio, qua obligamur deo. 178) ſten Gebrauch. Die Cenſusangaben erfolgten eidlich Liv. XLIII, 14: com- mune omnium civium jusjurandum; Gellius IV, 20: de uxoribus so- lemne jusjurandum. Huſchke Verf. des Serv. Tullius. S. 574.

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Zitationshilfe: Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 1. Leipzig, 1852, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jhering_recht01_1852/282>, abgerufen am 22.11.2024.