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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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60. An Heinrich Voß in Heidelberg.
[Kopie]

Postskript: In Heidelberg trank ich die Freuden aus dem Heidelberger
Fasse; hier aus einem und dem andern Vexierbecher.

61. In die Stammbücher von Mörtl und Waltenberg.5
[Kopie]

Durch Gutes-Thun kann der Mensch jeden Tag zum längsten machen
und durch Wahrheit-Suchen jede Nacht zur kürzesten.

[Spaltenumbruch]

Auf dem Duplo-Blatt:

[Spaltenumbruch]

Zum Andenken für H. Mörtl und
seinen Freund Waltenberg --10
Zum Andenken für H. Waltenberg
und seinen Freund [Mörtl].

62. An Karoline Richter.

München d. 21. Jun. oder am längsten Tage 1820 [Mittwoch]

Für einen Brief voll so inniger und heiliger Liebe wie dein letzter war,15
meine geliebte Karoline, lass' ich mich gern umwerfen und verwunden;
was ist ein körperliches Drücken und Spannen in der Brust gegen das
geistige Erweichen und Lösen in ihr? Habe tausend Dank für dein schönes
Herz!

Heute abends wird dir Seeligberger die Berliner Papier[e] über-20
bringen. Dein am Sonnabend abgegangner Brief, ja ein Wagne-
rischer vom Sonntage, kamen schon gestern Nachmittags an. Die heutige
Sonnenwende*) muß vom Freitag an schöneres Wetter gebären, auf
das ich das meiste Sehwerthe aufgespart. 3/4 Stunden von hier findet
man im Park eine herrliche Aussicht in Bobenhausen, wo Montgelas25
wohnt. Diesen besucht' ich vorgestern mit Schlichtegroll zu Wagen und
wurde von ihm recht verbindlich aufgenommen. Und doch fürcht' ich
mich vor einer Einladung zum Essen, weil ich einen Wagen nehmen
müßte, der, auf einige Stunden nur gemiethet, schon 6 Vierund-

*) heute ist endlich nach so vielen Regentagen wieder ein schöner milder --30
Regentag.
60. An Heinrich Voß in Heidelberg.
[Kopie]

Poſtſkript: In Heidelberg trank ich die Freuden aus dem Heidelberger
Faſſe; hier aus einem und dem andern Vexierbecher.

61. In die Stammbücher von Mörtl und Waltenberg.5
[Kopie]

Durch Gutes-Thun kann der Menſch jeden Tag zum längſten machen
und durch Wahrheit-Suchen jede Nacht zur kürzeſten.

[Spaltenumbruch]

Auf dem Duplo-Blatt:

[Spaltenumbruch]

Zum Andenken für H. Mörtl und
ſeinen Freund Waltenberg —10
Zum Andenken für H. Waltenberg
und ſeinen Freund [Mörtl].

62. An Karoline Richter.

München d. 21. Jun. oder am längſten Tage 1820 [Mittwoch]

Für einen Brief voll ſo inniger und heiliger Liebe wie dein letzter war,15
meine geliebte Karoline, laſſ’ ich mich gern umwerfen und verwunden;
was iſt ein körperliches Drücken und Spannen in der Bruſt gegen das
geiſtige Erweichen und Löſen in ihr? Habe tauſend Dank für dein ſchönes
Herz!

Heute abends wird dir Seeligberger die Berliner Papier[e] über-20
bringen. Dein am Sonnabend abgegangner Brief, ja ein Wagne-
riſcher vom Sonntage, kamen ſchon geſtern Nachmittags an. Die heutige
Sonnenwende*) muß vom Freitag an ſchöneres Wetter gebären, auf
das ich das meiſte Sehwerthe aufgeſpart. ¾ Stunden von hier findet
man im Park eine herrliche Ausſicht in Bobenhauſen, wo Montgelas25
wohnt. Dieſen beſucht’ ich vorgeſtern mit Schlichtegroll zu Wagen und
wurde von ihm recht verbindlich aufgenommen. Und doch fürcht’ ich
mich vor einer Einladung zum Eſſen, weil ich einen Wagen nehmen
müßte, der, auf einige Stunden nur gemiethet, ſchon 6 Vierund-

*) heute iſt endlich nach ſo vielen Regentagen wieder ein ſchöner milder —30
Regentag.
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[44/0050] 60. An Heinrich Voß in Heidelberg. [München, 18. Juni 1820] Poſtſkript: In Heidelberg trank ich die Freuden aus dem Heidelberger Faſſe; hier aus einem und dem andern Vexierbecher. 61. In die Stammbücher von Mörtl und Waltenberg. 5 [München, 21. Juni 1820] Durch Gutes-Thun kann der Menſch jeden Tag zum längſten machen und durch Wahrheit-Suchen jede Nacht zur kürzeſten. Auf dem Duplo-Blatt: Zum Andenken für H. Mörtl und ſeinen Freund Waltenberg — 10 Zum Andenken für H. Waltenberg und ſeinen Freund [Mörtl]. 62. An Karoline Richter. München d. 21. Jun. oder am längſten Tage 1820 [Mittwoch] Für einen Brief voll ſo inniger und heiliger Liebe wie dein letzter war, 15 meine geliebte Karoline, laſſ’ ich mich gern umwerfen und verwunden; was iſt ein körperliches Drücken und Spannen in der Bruſt gegen das geiſtige Erweichen und Löſen in ihr? Habe tauſend Dank für dein ſchönes Herz! Heute abends wird dir Seeligberger die Berliner Papier[e] über- 20 bringen. Dein am Sonnabend abgegangner Brief, ja ein Wagne- riſcher vom Sonntage, kamen ſchon geſtern Nachmittags an. Die heutige Sonnenwende *) muß vom Freitag an ſchöneres Wetter gebären, auf das ich das meiſte Sehwerthe aufgeſpart. ¾ Stunden von hier findet man im Park eine herrliche Ausſicht in Bobenhauſen, wo Montgelas 25 wohnt. Dieſen beſucht’ ich vorgeſtern mit Schlichtegroll zu Wagen und wurde von ihm recht verbindlich aufgenommen. Und doch fürcht’ ich mich vor einer Einladung zum Eſſen, weil ich einen Wagen nehmen müßte, der, auf einige Stunden nur gemiethet, ſchon 6 Vierund- *) heute iſt endlich nach ſo vielen Regentagen wieder ein ſchöner milder — 30 Regentag.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/50>, abgerufen am 28.03.2024.