Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite
47. An Emanuel.

Guten Maimorgen im Garten, mein Emanuel! Lesen Sie doch bald
den Brief aus Hannover, damit Sie bald das lange Tagebuch lesen und
desto schneller meine Bitte erfüllen. Ich erinnere mich noch recht wol,5
daß Sie damals mein Antworten wünschten. -- Wann seh' ich Sie end-
lich neben mir nach so langen, langen Tagen?

48. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Beinahe wär' ich gestern gekommen.10
Welcher Zufall! Mein allererster Griff in den Koffer nach Einem Briefe
zog beifolgenden heraus. Aber was hilfts, da Jahrzahl und Unter-
schrift fehlen? Vielleicht durch Otto's Rath, wenn Ihrer noch dazu
käme, ging' es eher. -- Sie werden sich über mein Autornähtischchen für
meine Nadeln freuen. -- Frohe Pfingsten!15

49. An Frau Josephine von Welden in Bayreuth.

Die Freude des Empfängers ist für einen wolwollenden Geber eigent-
lich der einzige rechte Dank; -- also hab' ich Ihrer Exzellenz heute schon
den größten gesagt, wenn auch stumm. Durch dieses überaus niedliche20
Nähtischen für Autornadeln find' ich überall ein Wandermuseum, wo
eine Bank ist, und ich kann mich nun mit ihm in jedem Garten häuslich,
d. h. schriftstellerisch niederlassen. Wie jeden in mehr als einem Sinne,
so suchen Sie durch dieses Tischchen auch mich näher mit dem Himmel
zu verbinden, da ich dadurch überall unter ihm arbeiten kann. Ich freue25
mich auf Morgen, wo ich meinen Dank mündlich wiederholen kann, in-
dem ich ihn zugleich verdoppeln muß für das Morgen.

Mit innigster Verehrung

Ihrer Exzellenz
ergebenster
J. P. F. Richter30
50. An August Beyfus in Hannover.
[Kopie]

Warum haben Sie nicht sich und mir mehr Gutes zugetrauet? Mein
Schweigen auf Ihre 2 geist- und herzvollen Briefe entstand vorzüglich

47. An Emanuel.

Guten Maimorgen im Garten, mein Emanuel! Leſen Sie doch bald
den Brief aus Hannover, damit Sie bald das lange Tagebuch leſen und
deſto ſchneller meine Bitte erfüllen. Ich erinnere mich noch recht wol,5
daß Sie damals mein Antworten wünſchten. — Wann ſeh’ ich Sie end-
lich neben mir nach ſo langen, langen Tagen?

48. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Beinahe wär’ ich geſtern gekommen.10
Welcher Zufall! Mein allererſter Griff in den Koffer nach Einem Briefe
zog beifolgenden heraus. Aber was hilfts, da Jahrzahl und Unter-
ſchrift fehlen? Vielleicht durch Otto’s Rath, wenn Ihrer noch dazu
käme, ging’ es eher. — Sie werden ſich über mein Autornähtiſchchen für
meine Nadeln freuen. — Frohe Pfingſten!15

49. An Frau Joſephine von Welden in Bayreuth.

Die Freude des Empfängers iſt für einen wolwollenden Geber eigent-
lich der einzige rechte Dank; — alſo hab’ ich Ihrer Exzellenz heute ſchon
den größten geſagt, wenn auch ſtumm. Durch dieſes überaus niedliche20
Nähtiſchen für Autornadeln find’ ich überall ein Wandermuſeum, wo
eine Bank iſt, und ich kann mich nun mit ihm in jedem Garten häuslich,
d. h. ſchriftſtelleriſch niederlaſſen. Wie jeden in mehr als einem Sinne,
ſo ſuchen Sie durch dieſes Tiſchchen auch mich näher mit dem Himmel
zu verbinden, da ich dadurch überall unter ihm arbeiten kann. Ich freue25
mich auf Morgen, wo ich meinen Dank mündlich wiederholen kann, in-
dem ich ihn zugleich verdoppeln muß für das Morgen.

Mit innigſter Verehrung

Ihrer Exzellenz
ergebenſter
J. P. F. Richter30
50. An Auguſt Beyfus in Hannover.
[Kopie]

Warum haben Sie nicht ſich und mir mehr Gutes zugetrauet? Mein
Schweigen auf Ihre 2 geiſt- und herzvollen Briefe entſtand vorzüglich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0034" n="29"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>47. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Mitte Mai 1820]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Maimorgen im Garten, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Le&#x017F;en Sie doch bald<lb/>
den Brief aus Hannover, damit Sie bald das lange Tagebuch le&#x017F;en und<lb/>
de&#x017F;to &#x017F;chneller meine Bitte erfüllen. Ich erinnere mich noch recht wol,<lb n="5"/>
daß Sie damals mein Antworten wün&#x017F;chten. &#x2014; Wann &#x017F;eh&#x2019; ich Sie end-<lb/>
lich neben mir nach &#x017F;o langen, langen Tagen?</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>48. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 19. Mai 1820. Freitag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Beinahe wär&#x2019; ich ge&#x017F;tern gekommen.<lb n="10"/>
Welcher Zufall! Mein aller<hi rendition="#g">er&#x017F;ter</hi> Griff in den Koffer nach Einem Briefe<lb/>
zog beifolgenden heraus. Aber was hilfts, da Jahrzahl und Unter-<lb/>
&#x017F;chrift fehlen? Vielleicht durch Otto&#x2019;s Rath, wenn Ihrer noch dazu<lb/>
käme, ging&#x2019; es eher. &#x2014; Sie werden &#x017F;ich über mein Autornähti&#x017F;chchen für<lb/>
meine Nadeln freuen. &#x2014; Frohe Pfing&#x017F;ten!<lb n="15"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>49. An <hi rendition="#g">Frau Jo&#x017F;ephine von Welden in Bayreuth.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 19. Mai 1820</hi> </dateline><lb/>
        <p>Die Freude des Empfängers i&#x017F;t für einen wolwollenden Geber eigent-<lb/>
lich der einzige rechte Dank; &#x2014; al&#x017F;o hab&#x2019; ich Ihrer Exzellenz heute &#x017F;chon<lb/>
den größten ge&#x017F;agt, wenn auch &#x017F;tumm. Durch die&#x017F;es überaus niedliche<lb n="20"/>
Nähti&#x017F;chen für Autornadeln find&#x2019; ich überall ein Wandermu&#x017F;eum, wo<lb/>
eine Bank i&#x017F;t, und ich kann mich nun mit ihm in jedem Garten häuslich,<lb/>
d. h. &#x017F;chrift&#x017F;telleri&#x017F;ch niederla&#x017F;&#x017F;en. Wie jeden in mehr als einem Sinne,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;uchen Sie durch die&#x017F;es <hi rendition="#g">Ti&#x017F;chchen</hi> auch mich näher mit dem <hi rendition="#g">Himmel</hi><lb/>
zu verbinden, da ich dadurch überall unter ihm arbeiten kann. Ich freue<lb n="25"/>
mich auf Morgen, wo ich meinen Dank mündlich wiederholen kann, in-<lb/>
dem ich ihn zugleich verdoppeln muß für das Morgen.</p><lb/>
        <p>Mit innig&#x017F;ter Verehrung</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihrer Exzellenz<lb/>
ergeben&#x017F;ter<lb/>
J. P. F. Richter<lb n="30"/>
</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>50. An <hi rendition="#g">Augu&#x017F;t Beyfus in Hannover.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 20. und 21. Mai 1820]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Warum haben Sie nicht &#x017F;ich und mir mehr Gutes zugetrauet? Mein<lb/>
Schweigen auf Ihre 2 gei&#x017F;t- und herzvollen Briefe ent&#x017F;tand vorzüglich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0034] 47. An Emanuel. [Bayreuth, Mitte Mai 1820] Guten Maimorgen im Garten, mein Emanuel! Leſen Sie doch bald den Brief aus Hannover, damit Sie bald das lange Tagebuch leſen und deſto ſchneller meine Bitte erfüllen. Ich erinnere mich noch recht wol, 5 daß Sie damals mein Antworten wünſchten. — Wann ſeh’ ich Sie end- lich neben mir nach ſo langen, langen Tagen? 48. An Emanuel. [Bayreuth, 19. Mai 1820. Freitag] Guten Morgen, mein Emanuel! Beinahe wär’ ich geſtern gekommen. 10 Welcher Zufall! Mein allererſter Griff in den Koffer nach Einem Briefe zog beifolgenden heraus. Aber was hilfts, da Jahrzahl und Unter- ſchrift fehlen? Vielleicht durch Otto’s Rath, wenn Ihrer noch dazu käme, ging’ es eher. — Sie werden ſich über mein Autornähtiſchchen für meine Nadeln freuen. — Frohe Pfingſten! 15 49. An Frau Joſephine von Welden in Bayreuth. Baireut d. 19. Mai 1820 Die Freude des Empfängers iſt für einen wolwollenden Geber eigent- lich der einzige rechte Dank; — alſo hab’ ich Ihrer Exzellenz heute ſchon den größten geſagt, wenn auch ſtumm. Durch dieſes überaus niedliche 20 Nähtiſchen für Autornadeln find’ ich überall ein Wandermuſeum, wo eine Bank iſt, und ich kann mich nun mit ihm in jedem Garten häuslich, d. h. ſchriftſtelleriſch niederlaſſen. Wie jeden in mehr als einem Sinne, ſo ſuchen Sie durch dieſes Tiſchchen auch mich näher mit dem Himmel zu verbinden, da ich dadurch überall unter ihm arbeiten kann. Ich freue 25 mich auf Morgen, wo ich meinen Dank mündlich wiederholen kann, in- dem ich ihn zugleich verdoppeln muß für das Morgen. Mit innigſter Verehrung Ihrer Exzellenz ergebenſter J. P. F. Richter 30 50. An Auguſt Beyfus in Hannover. [Bayreuth, 20. und 21. Mai 1820] Warum haben Sie nicht ſich und mir mehr Gutes zugetrauet? Mein Schweigen auf Ihre 2 geiſt- und herzvollen Briefe entſtand vorzüglich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/34
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/34>, abgerufen am 24.11.2024.