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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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417. An Julie von Giech (in Thurnau?).
[Kopie]

Hier haben Sie einen ganzen grünen Markt auf einmal, von
diesem Briefchen an bis zum Einband des Büchelchens, ja bis hinten
zum Drucker Schade, der in der alten Grüngasse N. 18 wohnt.5
Aber das schönste Grün -- wogegen das grüne Gewölbe in Dresden
erbleicht -- wohnt im Herzen und ich weiß gewiß, daß es in dem
Ihrigen nie verwelken wird. Und mög' es durch nichts anders unter-
brochen werden als durch die [?] Blumen der Freude.

418. An Prediger Bock in Brandenburg a. d. Havel.10
[Kopie]

Ein Briefchen ist doch besser als Schweigen und Sie verziehen
sogar auch dieses einem alt werdenden Autor, dessen Schreibstoff in
umgekehrtem Verhältnis mit seiner Schreibzeit zunimmt. Verzeihen
Sie den Kurzschreiber dem Vielschreiber.15

419. An Justizrätin Julie Meier in Nauen.
[Kopie]

Dieses milde Roth bezeichne das Abendroth, das nach meinem
innigsten Wunsch um Ihr Jahr und Ihr ganzes warmes, wol auch zu-
weilen heisses Leben gehen soll. Schicken Sie dem Schweigenden Foli-20
anten Briefe: desto besser für ihn. Aber noch besser wär' es für ihn,
nur einmal in Ihr Auge zu sehen und den Ton Ihrer Stimme zu hören
und die schreibende Hand in seiner zu halten.

420. An Gottfried Weber in Darmstadt.
[Kopie]25

Fast alle meine Briefe fangen mit Bitten um Vergebung an: ja öfter
fang' ich sie gar nicht an. Ihren Wunsch werd' ich gern erfüllen, aber
freilich mit bedingenden viel kleinern Kräften als Sie bei mir voraus-
setzen. Ich habe mehr Ohr, ja mehr nur Herz als Zunge für die Musik;
und in die theoretische Kirchenversammlung einer h. Cäcilia könnt' ich30
mich nur als Zuhörer, nicht als Mitsprecher wagen. Zum Glück läßt Ihr
Plan sogar bloßen poetischen Kleinigkeiten einen weiten Spielraum

417. An Julie von Giech (in Thurnau?).
[Kopie]

Hier haben Sie einen ganzen grünen Markt auf einmal, von
dieſem Briefchen an bis zum Einband des Büchelchens, ja bis hinten
zum Drucker Schade, der in der alten Grüngaſſe N. 18 wohnt.5
Aber das ſchönſte Grün — wogegen das grüne Gewölbe in Dresden
erbleicht — wohnt im Herzen und ich weiß gewiß, daß es in dem
Ihrigen nie verwelken wird. Und mög’ es durch nichts anders unter-
brochen werden als durch die [?] Blumen der Freude.

418. An Prediger Bock in Brandenburg a. d. Havel.10
[Kopie]

Ein Briefchen iſt doch beſſer als Schweigen und Sie verziehen
ſogar auch dieſes einem alt werdenden Autor, deſſen Schreibſtoff in
umgekehrtem Verhältnis mit ſeiner Schreibzeit zunimmt. Verzeihen
Sie den Kurzſchreiber dem Vielſchreiber.15

419. An Juſtizrätin Julie Meier in Nauen.
[Kopie]

Dieſes milde Roth bezeichne das Abendroth, das nach meinem
innigſten Wunſch um Ihr Jahr und Ihr ganzes warmes, wol auch zu-
weilen heiſſes Leben gehen ſoll. Schicken Sie dem Schweigenden Foli-20
anten Briefe: deſto beſſer für ihn. Aber noch beſſer wär’ es für ihn,
nur einmal in Ihr Auge zu ſehen und den Ton Ihrer Stimme zu hören
und die ſchreibende Hand in ſeiner zu halten.

420. An Gottfried Weber in Darmſtadt.
[Kopie]25

Faſt alle meine Briefe fangen mit Bitten um Vergebung an: ja öfter
fang’ ich ſie gar nicht an. Ihren Wunſch werd’ ich gern erfüllen, aber
freilich mit bedingenden viel kleinern Kräften als Sie bei mir voraus-
ſetzen. Ich habe mehr Ohr, ja mehr nur Herz als Zunge für die Muſik;
und in die theoretiſche Kirchenverſammlung einer h. Cäcilia könnt’ ich30
mich nur als Zuhörer, nicht als Mitſprecher wagen. Zum Glück läßt Ihr
Plan ſogar bloßen poetiſchen Kleinigkeiten einen weiten Spielraum

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[250/0262] 417. An Julie von Giech (in Thurnau?). [Bayreuth, 24. Jan. 1824] Hier haben Sie einen ganzen grünen Markt auf einmal, von dieſem Briefchen an bis zum Einband des Büchelchens, ja bis hinten zum Drucker Schade, der in der alten Grüngaſſe N. 18 wohnt. 5 Aber das ſchönſte Grün — wogegen das grüne Gewölbe in Dresden erbleicht — wohnt im Herzen und ich weiß gewiß, daß es in dem Ihrigen nie verwelken wird. Und mög’ es durch nichts anders unter- brochen werden als durch die [?] Blumen der Freude. 418. An Prediger Bock in Brandenburg a. d. Havel. 10 [Bayreuth, 27. Jan. 1824] Ein Briefchen iſt doch beſſer als Schweigen und Sie verziehen ſogar auch dieſes einem alt werdenden Autor, deſſen Schreibſtoff in umgekehrtem Verhältnis mit ſeiner Schreibzeit zunimmt. Verzeihen Sie den Kurzſchreiber dem Vielſchreiber. 15 419. An Juſtizrätin Julie Meier in Nauen. [Bayreuth, 27. Jan. 1824] Dieſes milde Roth bezeichne das Abendroth, das nach meinem innigſten Wunſch um Ihr Jahr und Ihr ganzes warmes, wol auch zu- weilen heiſſes Leben gehen ſoll. Schicken Sie dem Schweigenden Foli- 20 anten Briefe: deſto beſſer für ihn. Aber noch beſſer wär’ es für ihn, nur einmal in Ihr Auge zu ſehen und den Ton Ihrer Stimme zu hören und die ſchreibende Hand in ſeiner zu halten. 420. An Gottfried Weber in Darmſtadt. [Bayreuth, 3. Febr. 1824] 25 Faſt alle meine Briefe fangen mit Bitten um Vergebung an: ja öfter fang’ ich ſie gar nicht an. Ihren Wunſch werd’ ich gern erfüllen, aber freilich mit bedingenden viel kleinern Kräften als Sie bei mir voraus- ſetzen. Ich habe mehr Ohr, ja mehr nur Herz als Zunge für die Muſik; und in die theoretiſche Kirchenverſammlung einer h. Cäcilia könnt’ ich 30 mich nur als Zuhörer, nicht als Mitſprecher wagen. Zum Glück läßt Ihr Plan ſogar bloßen poetiſchen Kleinigkeiten einen weiten Spielraum

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/262>, abgerufen am 03.05.2024.