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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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großen Matzdorfischen durch ihre abgesetzten 250 Exemplare wider-
legt, oder die 400 Exemplare des Siebenkäs, beides noch Werke, die
stärker, folglich theurer als die Mumien sind. Ich glaubte noch dazu,
Ihren Wünschen entgegen zu kommen durch meinen Ansatz. Cotta
bekam von mir zur zweiten Auflage die so theuere und starke Vor-5
schule
und Levana zu 3 Ld'or den Druckbogen; ferner den 4tenLd'or
nachzuzahlen nach dem Absatze von 500 Exemplaren (was beides schon
seit mehren Jahren geschehen) und noch den 5ten nach Absatze von 1300.
-- Da nun die Mumien über 50 Bogen stark werden: so ist etwas über
1 Ld'or für Bogen gar zu matt für mich*); und ich bekäme etwas35
weniges über 1 Drittel meiner ganzen Hoffnung. Um indeß doch die
Ihrige zum Theil zu befriedigen, wünsch' ich für die ganze unsichtbare
Loge
achtzig Ld'or, wovon [ich] 40 jetzo, und 40 zur Michaelis Messe
erbitte; -- und dann nach dem Absatze von 400 Exemplaren innerhalb
5 Jahren noch 30 Ld'or Nachzahlung. -- Daß ich nur Entschädigung15
für Zeit- und Leibopfern suche, wissen Sie aus dem Zögern, womit ich
stets an neue Auflagen gehe.

Um Ihr herrliches Dezemvirat von Kindern muß Sie einer, wie ich
mit seinem bloßen jus trium liberorum beneiden und ich denke mir
den seeligen Anblick, wie bei einem Wiegenfeste der Eltern dieser20
frische Kranz sie umringt. Aber freilich dieses Blumenbeet oder diese
Baumschule im theuern Berlin zu begießen und mit Gärtnern zu ver-
sorgen -- dieß erfodert einen Aufwand, wovor man im wohlfeilen
Baireut mit seinen 3 Kindern erschrickt.

Sehr in Eile, wie Sie aus der Bogenverkehrung sehen. Es geh'25
Ihnen wohl!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
197. An Max Richter in Heidelberg.
30

Nichts wird mir in diesem Jahre bei meiner kränklichen Körper-
stimmung sauerer als Briefe zu schreiben. Auch hilft kein Beantworten;
10 neue sind wieder da, bevor ich 10 alte nach 10 Wochen beantwortet

*) Bei Hesperus bezahlten Sie schon die dritte Auflage, wogegen doch eine10
zweite für alle Parteien absticht.

großen Matzdorfischen durch ihre abgeſetzten 250 Exemplare wider-
legt, oder die 400 Exemplare des Siebenkäs, beides noch Werke, die
ſtärker, folglich theurer als die Mumien ſind. Ich glaubte noch dazu,
Ihren Wünſchen entgegen zu kommen durch meinen Anſatz. Cotta
bekam von mir zur zweiten Auflage die ſo theuere und ſtarke Vor-5
ſchule
und Levana zu 3 Ld’or den Druckbogen; ferner den 4tenLd’or
nachzuzahlen nach dem Abſatze von 500 Exemplaren (was beides ſchon
ſeit mehren Jahren geſchehen) und noch den 5ten nach Abſatze von 1300.
— Da nun die Mumien über 50 Bogen ſtark werden: ſo iſt etwas über
1 Ld’or für Bogen gar zu matt für mich*); und ich bekäme etwas35
weniges über 1 Drittel meiner ganzen Hoffnung. Um indeß doch die
Ihrige zum Theil zu befriedigen, wünſch’ ich für die ganze unſichtbare
Loge
achtzig Ld’or, wovon [ich] 40 jetzo, und 40 zur Michaelis Meſſe
erbitte; — und dann nach dem Abſatze von 400 Exemplaren innerhalb
5 Jahren noch 30 Ld’or Nachzahlung. — Daß ich nur Entſchädigung15
für Zeit- und Leibopfern ſuche, wiſſen Sie aus dem Zögern, womit ich
ſtets an neue Auflagen gehe.

Um Ihr herrliches Dezemvirat von Kindern muß Sie einer, wie ich
mit ſeinem bloßen jus trium liberorum beneiden und ich denke mir
den ſeeligen Anblick, wie bei einem Wiegenfeſte der Eltern dieſer20
friſche Kranz ſie umringt. Aber freilich dieſes Blumenbeet oder dieſe
Baumſchule im theuern Berlin zu begießen und mit Gärtnern zu ver-
ſorgen — dieß erfodert einen Aufwand, wovor man im wohlfeilen
Baireut mit ſeinen 3 Kindern erſchrickt.

Sehr in Eile, wie Sie aus der Bogenverkehrung ſehen. Es geh’25
Ihnen wohl!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
197. An Max Richter in Heidelberg.
30

Nichts wird mir in dieſem Jahre bei meiner kränklichen Körper-
ſtimmung ſauerer als Briefe zu ſchreiben. Auch hilft kein Beantworten;
10 neue ſind wieder da, bevor ich 10 alte nach 10 Wochen beantwortet

*) Bei Hesperus bezahlten Sie ſchon die dritte Auflage, wogegen doch eine10
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[125/0131] großen Matzdorfischen durch ihre abgeſetzten 250 Exemplare wider- legt, oder die 400 Exemplare des Siebenkäs, beides noch Werke, die ſtärker, folglich theurer als die Mumien ſind. Ich glaubte noch dazu, Ihren Wünſchen entgegen zu kommen durch meinen Anſatz. Cotta bekam von mir zur zweiten Auflage die ſo theuere und ſtarke Vor- 5 ſchule und Levana zu 3 Ld’or den Druckbogen; ferner den 4tenLd’or nachzuzahlen nach dem Abſatze von 500 Exemplaren (was beides ſchon ſeit mehren Jahren geſchehen) und noch den 5ten nach Abſatze von 1300. — Da nun die Mumien über 50 Bogen ſtark werden: ſo iſt etwas über 1 Ld’or für Bogen gar zu matt für mich *); und ich bekäme etwas 35 weniges über 1 Drittel meiner ganzen Hoffnung. Um indeß doch die Ihrige zum Theil zu befriedigen, wünſch’ ich für die ganze unſichtbare Loge achtzig Ld’or, wovon [ich] 40 jetzo, und 40 zur Michaelis Meſſe erbitte; — und dann nach dem Abſatze von 400 Exemplaren innerhalb 5 Jahren noch 30 Ld’or Nachzahlung. — Daß ich nur Entſchädigung 15 für Zeit- und Leibopfern ſuche, wiſſen Sie aus dem Zögern, womit ich ſtets an neue Auflagen gehe. Um Ihr herrliches Dezemvirat von Kindern muß Sie einer, wie ich mit ſeinem bloßen jus trium liberorum beneiden und ich denke mir den ſeeligen Anblick, wie bei einem Wiegenfeſte der Eltern dieſer 20 friſche Kranz ſie umringt. Aber freilich dieſes Blumenbeet oder dieſe Baumſchule im theuern Berlin zu begießen und mit Gärtnern zu ver- ſorgen — dieß erfodert einen Aufwand, wovor man im wohlfeilen Baireut mit ſeinen 3 Kindern erſchrickt. Sehr in Eile, wie Sie aus der Bogenverkehrung ſehen. Es geh’ 25 Ihnen wohl! Ihr Jean Paul Fr. Richter 197. An Max Richter in Heidelberg. Baireut d. 13ten Jul. 1821 30 Nichts wird mir in dieſem Jahre bei meiner kränklichen Körper- ſtimmung ſauerer als Briefe zu ſchreiben. Auch hilft kein Beantworten; 10 neue ſind wieder da, bevor ich 10 alte nach 10 Wochen beantwortet *) Bei Hesperus bezahlten Sie ſchon die dritte Auflage, wogegen doch eine 10 zweite für alle Parteien abſticht.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/131>, abgerufen am 04.05.2024.