Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite
5. An Präsident von Mann in München.
[Kopie]

Bei Übersendung des Gedichts für die Welden. -- Wahrlich ich bin
lang Ihr Schuldner geblieben, der endlich die -- Zinsen abträgt; denn
das Kapital werden Sie wol verlieren ...5

6. An Johann Andreas Uthe in Dresden.
[Konzept]

Sie beschenkten mich mit einem Toninstrumente; aber könnte man
lieber Ihrem beraubten Herzen eine Laute oder Guitarre schicken, welche
den Schrei des Schmerzes in milde Töne auflösete. Der Mensch mit10
seinem Mitleid kann nichts. Aber Gott wird Ihnen eine Zukunft
schicken. -- Eine Mutter ist schwer zu trösten; nur ihr Gatte vermag es,
und ihre Kinder. Sie mit diesen zusammen vereinigt werden die ver-
wundete Mutter aufrichten, welche zugleich für Sie und sich leidet. --
Ihre Guitarre wird von den hiesigen Künstlern für die beste in B[aireut]15
erklärt. Desto mehr Dank sag' ich Ihnen für eine Gabe, welche noch
die Musikkunst der Meinigen steigert.

7. An Frau Professor Wagner in Bayreuth.

Herzlichen Dank, hochgeschätzte Frau Professorin, für Ihr Menschen-20
Geschenk! Ich wußte schon voraus, daß ich bei Ihnen die bereit-
willigste und kräftigste Hülfe finden würde. Fänden doch alle Fürsten
bei der Wahl ihrer Diener solche rathende Frauen Professorinnen wie
Sie sind!

Wollen Sie die Güte haben, die Magd um 4 Uhr heute uns zu25
schicken!

Richter
8. An Karoline Richter in Berlin.

Mein geliebtes Weib! Je näher deine Ankunft rückt, desto drückender30
wird mir mein Sehnen; denn nun tritt noch die Vorstellung deiner
einsamen Fahrt und die Angst vor deinen Gefahren und Beschwerden
dazu, und ich fühle zu stark, wie viel du allein mir bist. -- Aber wie

5. An Präſident von Mann in München.
[Kopie]

Bei Überſendung des Gedichts für die Welden. — Wahrlich ich bin
lang Ihr Schuldner geblieben, der endlich die — Zinſen abträgt; denn
das Kapital werden Sie wol verlieren ...5

6. An Johann Andreas Uthe in Dresden.
[Konzept]

Sie beſchenkten mich mit einem Toninſtrumente; aber könnte man
lieber Ihrem beraubten Herzen eine Laute oder Guitarre ſchicken, welche
den Schrei des Schmerzes in milde Töne auflöſete. Der Menſch mit10
ſeinem Mitleid kann nichts. Aber Gott wird Ihnen eine Zukunft
ſchicken. — Eine Mutter iſt ſchwer zu tröſten; nur ihr Gatte vermag es,
und ihre Kinder. Sie mit dieſen zuſammen 〈vereinigt〉 werden die ver-
wundete Mutter aufrichten, welche zugleich für Sie und ſich leidet. —
Ihre Guitarre wird von den hieſigen Künſtlern für die beſte in B[aireut]15
erklärt. Deſto mehr Dank ſag’ ich Ihnen für eine Gabe, welche noch
die Muſikkunſt der Meinigen ſteigert.

7. An Frau Profeſſor Wagner in Bayreuth.

Herzlichen Dank, hochgeſchätzte Frau Profeſſorin, für Ihr Menſchen-20
Geſchenk! Ich wußte ſchon voraus, daß ich bei Ihnen die bereit-
willigſte und kräftigſte Hülfe finden würde. Fänden doch alle Fürſten
bei der Wahl ihrer Diener ſolche rathende Frauen Profeſſorinnen wie
Sie ſind!

Wollen Sie die Güte haben, die Magd um 4 Uhr heute uns zu25
ſchicken!

Richter
8. An Karoline Richter in Berlin.

Mein geliebtes Weib! Je näher deine Ankunft rückt, deſto drückender30
wird mir mein Sehnen; denn nun tritt noch die Vorſtellung deiner
einſamen Fahrt und die Angſt vor deinen Gefahren und Beſchwerden
dazu, und ich fühle zu ſtark, wie viel du allein mir biſt. — Aber wie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0010" n="5"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>5. An <hi rendition="#g">Prä&#x017F;ident von Mann in München.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 9. Jan. 1820]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Bei Über&#x017F;endung des Gedichts für die <hi rendition="#aq">Welden.</hi> &#x2014; Wahrlich ich bin<lb/>
lang Ihr Schuldner geblieben, der endlich die &#x2014; Zin&#x017F;en abträgt; denn<lb/>
das Kapital werden Sie wol verlieren ...<lb n="5"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>6. An <hi rendition="#g">Johann Andreas Uthe in Dresden.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Konzept]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 12. Jan. 1820]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Sie be&#x017F;chenkten mich mit einem Tonin&#x017F;trumente; aber könnte man<lb/>
lieber Ihrem beraubten Herzen eine Laute oder Guitarre &#x017F;chicken, welche<lb/>
den Schrei des Schmerzes in milde Töne auflö&#x017F;ete. Der Men&#x017F;ch mit<lb n="10"/>
&#x017F;einem Mitleid kann nichts. Aber Gott wird Ihnen eine Zukunft<lb/>
&#x017F;chicken. &#x2014; Eine Mutter i&#x017F;t &#x017F;chwer zu trö&#x017F;ten; nur ihr Gatte vermag es,<lb/>
und ihre Kinder. Sie mit die&#x017F;en zu&#x017F;ammen &#x2329;vereinigt&#x232A; werden die ver-<lb/>
wundete Mutter aufrichten, welche zugleich für Sie und &#x017F;ich leidet. &#x2014;<lb/>
Ihre Guitarre wird von den hie&#x017F;igen Kün&#x017F;tlern für die be&#x017F;te in <hi rendition="#aq">B[aireut]</hi><lb n="15"/>
erklärt. De&#x017F;to mehr Dank &#x017F;ag&#x2019; ich Ihnen für eine Gabe, welche noch<lb/>
die Mu&#x017F;ikkun&#x017F;t der Meinigen &#x017F;teigert.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>7. An <hi rendition="#g">Frau Profe&#x017F;&#x017F;or Wagner in Bayreuth.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Januar 1820?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Herzlichen Dank, hochge&#x017F;chätzte Frau Profe&#x017F;&#x017F;orin, für Ihr Men&#x017F;chen-<lb n="20"/>
Ge&#x017F;chenk! Ich wußte &#x017F;chon voraus, daß ich bei Ihnen die bereit-<lb/>
willig&#x017F;te und kräftig&#x017F;te Hülfe finden würde. Fänden doch alle Für&#x017F;ten<lb/>
bei der Wahl ihrer Diener &#x017F;olche rathende Frauen Profe&#x017F;&#x017F;orinnen wie<lb/>
Sie &#x017F;ind!</p><lb/>
        <p>Wollen Sie die Güte haben, die Magd um 4 Uhr heute uns zu<lb n="25"/>
&#x017F;chicken!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>8. An <hi rendition="#g">Karoline Richter in Berlin.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 14<hi rendition="#sup">ten</hi> Jenn. &#x2329;Freitags&#x232A; 1820</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein geliebtes Weib! Je näher deine Ankunft rückt, de&#x017F;to drückender<lb n="30"/>
wird mir mein Sehnen; denn nun tritt noch die Vor&#x017F;tellung deiner<lb/>
ein&#x017F;amen Fahrt und die Ang&#x017F;t vor deinen Gefahren und Be&#x017F;chwerden<lb/>
dazu, und ich fühle zu &#x017F;tark, wie viel <hi rendition="#g">du allein</hi> mir bi&#x017F;t. &#x2014; Aber wie<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0010] 5. An Präſident von Mann in München. [Bayreuth, 9. Jan. 1820] Bei Überſendung des Gedichts für die Welden. — Wahrlich ich bin lang Ihr Schuldner geblieben, der endlich die — Zinſen abträgt; denn das Kapital werden Sie wol verlieren ... 5 6. An Johann Andreas Uthe in Dresden. [Bayreuth, 12. Jan. 1820] Sie beſchenkten mich mit einem Toninſtrumente; aber könnte man lieber Ihrem beraubten Herzen eine Laute oder Guitarre ſchicken, welche den Schrei des Schmerzes in milde Töne auflöſete. Der Menſch mit 10 ſeinem Mitleid kann nichts. Aber Gott wird Ihnen eine Zukunft ſchicken. — Eine Mutter iſt ſchwer zu tröſten; nur ihr Gatte vermag es, und ihre Kinder. Sie mit dieſen zuſammen 〈vereinigt〉 werden die ver- wundete Mutter aufrichten, welche zugleich für Sie und ſich leidet. — Ihre Guitarre wird von den hieſigen Künſtlern für die beſte in B[aireut] 15 erklärt. Deſto mehr Dank ſag’ ich Ihnen für eine Gabe, welche noch die Muſikkunſt der Meinigen ſteigert. 7. An Frau Profeſſor Wagner in Bayreuth. [Bayreuth, Januar 1820?] Herzlichen Dank, hochgeſchätzte Frau Profeſſorin, für Ihr Menſchen- 20 Geſchenk! Ich wußte ſchon voraus, daß ich bei Ihnen die bereit- willigſte und kräftigſte Hülfe finden würde. Fänden doch alle Fürſten bei der Wahl ihrer Diener ſolche rathende Frauen Profeſſorinnen wie Sie ſind! Wollen Sie die Güte haben, die Magd um 4 Uhr heute uns zu 25 ſchicken! Richter 8. An Karoline Richter in Berlin. Baireut d. 14ten Jenn. 〈Freitags〉 1820 Mein geliebtes Weib! Je näher deine Ankunft rückt, deſto drückender 30 wird mir mein Sehnen; denn nun tritt noch die Vorſtellung deiner einſamen Fahrt und die Angſt vor deinen Gefahren und Beſchwerden dazu, und ich fühle zu ſtark, wie viel du allein mir biſt. — Aber wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/10
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/10>, abgerufen am 24.04.2024.