Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

Ihre Antwort an ihn adressieren [Sie] hieher; denn ich bin nach
kurzem wieder in Baireuth.

Ihr
J. P. F. Richter
215. Ins Stammbuch der Geheimrätin Posch.5
[Kopie]

(Auf ein rothes Blatt)

Dieses viereckige Rosenblatt bringt freilich keine Dornen -- aber
diese Papier-Aurora bringt auch keinen Phöbus: -- was bringt
denn dieses Schwarz auf -- Roth oder dieses rouge & noir-Spiel?10
Meinen Dank für 1 Abend; und meine Wünsche für alle Ihre
Abende und für die übrigen Tagzeiten dazu.

Ihr besser als Genz liebender J. P. F. R.
216. An Karoline Richter.
15

Am Morgen um 9 Uhr.

Meine geliebte Karoline! Gestern abends als ich mit meinem
guten Oertel vom himmlischen Garten in Prüflingen zurück kam,
erhielt ich deine köstlichen Worte, die mir noch schöneres Eden
mitbrachten als das verlassene. Vor lauter Bewegung schwieg ich20
gestern, weil diese auch das Wahreste nicht richtig ausspricht. Ach
hätt' ich lieber statt des blassen Gedankenbildes deine warmen
liebenden Augen vor mir!

Freitags (den 6ten Sept.) reis' ich hier ab und komme Sonnabends
gegen 7 an. Die Kinder können eine halbe Stunde vorausgehen,25
um zu fahren; damit ich dich dann allein habe. -- Käm' ich wider
alles Vermuthen doch nicht: so setze kein Unglück voraus, höchstens
etwas sehr Gutes, das sich oft bei Abreisen anhäuft. -- Hier nehm'
ich aus vielen Gründen den Wagen. -- Warum willst du deine
nöthigen Ausgaben entschuldigen? Ich fürchte blos, du schonest das30
Geld zu sehr. -- (Ich schreibe alles durch einander.) -- In der künf-
tigen Woche schreib ich wieder. -- Auf der rechten Post läuft ein
Brief nur 11/2 Tag. Vergiß ja nicht ans goldne Kreuz zu
adressieren. -- Meinen guten Kindern kann ich heute nicht schreiben.

Ihre Antwort an ihn adreſſieren [Sie] hieher; denn ich bin nach
kurzem wieder in Baireuth.

Ihr
J. P. F. Richter
215. Ins Stammbuch der Geheimrätin Poſch.5
[Kopie]

(Auf ein rothes Blatt)

Dieſes viereckige Roſenblatt bringt freilich keine Dornen — aber
dieſe Papier-Aurora bringt auch keinen Phöbus: — was bringt
denn dieſes Schwarz auf — Roth oder dieſes rouge & noir-Spiel?10
Meinen Dank für 1 Abend; und meine Wünſche für alle Ihre
Abende und für die übrigen Tagzeiten dazu.

Ihr beſſer als Genz liebender J. P. F. R.
216. An Karoline Richter.
15

Am Morgen um 9 Uhr.

Meine geliebte Karoline! Geſtern abends als ich mit meinem
guten Oertel vom himmliſchen Garten in Prüflingen zurück kam,
erhielt ich deine köſtlichen Worte, die mir noch ſchöneres Eden
mitbrachten als das verlaſſene. Vor lauter Bewegung ſchwieg ich20
geſtern, weil dieſe auch das Wahreſte nicht richtig ausſpricht. Ach
hätt’ ich lieber ſtatt des blaſſen Gedankenbildes deine warmen
liebenden Augen vor mir!

Freitags (den 6ten Sept.) reiſ’ ich hier ab und komme Sonnabends
gegen 7 an. Die Kinder können eine halbe Stunde vorausgehen,25
um zu fahren; damit ich dich dann allein habe. — Käm’ ich wider
alles Vermuthen doch nicht: ſo ſetze kein Unglück voraus, höchſtens
etwas ſehr Gutes, das ſich oft bei Abreiſen anhäuft. — Hier nehm’
ich aus vielen Gründen den Wagen. — Warum willſt du deine
nöthigen Ausgaben entſchuldigen? Ich fürchte blos, du ſchoneſt das30
Geld zu ſehr. — (Ich ſchreibe alles durch einander.) — In der künf-
tigen Woche ſchreib ich wieder. — Auf der rechten Poſt läuft ein
Brief nur 1½ Tag. Vergiß ja nicht ans goldne Kreuz zu
adreſſieren. — Meinen guten Kindern kann ich heute nicht ſchreiben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0089" n="84"/>
        <p>Ihre Antwort an ihn adre&#x017F;&#x017F;ieren [Sie] hieher; denn ich bin nach<lb/>
kurzem wieder in <hi rendition="#aq">Baireuth.</hi></p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
J. P. F. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>215. Ins <hi rendition="#g">Stammbuch der Geheimrätin Po&#x017F;ch.</hi><lb n="5"/>
</head>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Regensburg, Augu&#x017F;t 1816]</hi> </dateline><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">(Auf ein rothes Blatt)</hi> </p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es viereckige Ro&#x017F;enblatt bringt freilich keine Dornen &#x2014; aber<lb/>
die&#x017F;e Papier-Aurora bringt auch keinen Phöbus: &#x2014; was bringt<lb/>
denn die&#x017F;es Schwarz auf &#x2014; Roth oder die&#x017F;es <hi rendition="#aq">rouge &amp; noir</hi>-Spiel?<lb n="10"/>
Meinen Dank für 1 Abend; und meine Wün&#x017F;che für alle Ihre<lb/>
Abende und für die übrigen Tagzeiten dazu.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr be&#x017F;&#x017F;er als <hi rendition="#aq">Genz</hi> liebender <hi rendition="#aq">J. P. F. R.</hi></hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>216. An <hi rendition="#g">Karoline Richter.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Regensburg</hi> d. 31 Augu&#x017F;t (Sonnabend) 1816</hi> </dateline>
        <lb n="15"/>
        <p>Am Morgen um 9 Uhr.</p><lb/>
        <p>Meine geliebte Karoline! <hi rendition="#g">Ge&#x017F;tern</hi> abends als ich mit meinem<lb/>
guten <hi rendition="#aq">Oertel</hi> vom himmli&#x017F;chen Garten in Prüflingen zurück kam,<lb/>
erhielt ich deine kö&#x017F;tlichen Worte, die mir noch &#x017F;chöneres Eden<lb/>
mitbrachten als das verla&#x017F;&#x017F;ene. Vor lauter Bewegung &#x017F;chwieg ich<lb n="20"/>
ge&#x017F;tern, weil die&#x017F;e auch das Wahre&#x017F;te nicht richtig aus&#x017F;pricht. Ach<lb/>
hätt&#x2019; ich lieber &#x017F;tatt des bla&#x017F;&#x017F;en Gedankenbildes deine warmen<lb/>
liebenden Augen vor mir!</p><lb/>
        <p>Freitags (den 6<hi rendition="#sup">ten</hi> Sept.) rei&#x017F;&#x2019; ich hier ab und komme Sonnabends<lb/>
gegen 7 an. Die Kinder können eine halbe Stunde vorausgehen,<lb n="25"/>
um zu fahren; damit ich dich dann allein habe. &#x2014; Käm&#x2019; ich wider<lb/>
alles Vermuthen doch nicht: &#x017F;o &#x017F;etze kein Unglück voraus, höch&#x017F;tens<lb/>
etwas &#x017F;ehr Gutes, das &#x017F;ich oft bei Abrei&#x017F;en anhäuft. &#x2014; <hi rendition="#g">Hier</hi> nehm&#x2019;<lb/>
ich aus vielen Gründen den Wagen. &#x2014; Warum will&#x017F;t du deine<lb/>
nöthigen Ausgaben ent&#x017F;chuldigen? Ich fürchte blos, du &#x017F;chone&#x017F;t das<lb n="30"/>
Geld zu &#x017F;ehr. &#x2014; (Ich &#x017F;chreibe alles durch einander.) &#x2014; In der künf-<lb/>
tigen Woche &#x017F;chreib ich wieder. &#x2014; Auf der rechten Po&#x017F;t läuft ein<lb/>
Brief nur 1½ Tag. Vergiß ja nicht <hi rendition="#g">ans goldne Kreuz</hi> zu<lb/>
adre&#x017F;&#x017F;ieren. &#x2014; Meinen guten Kindern kann ich heute nicht &#x017F;chreiben.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0089] Ihre Antwort an ihn adreſſieren [Sie] hieher; denn ich bin nach kurzem wieder in Baireuth. Ihr J. P. F. Richter 215. Ins Stammbuch der Geheimrätin Poſch. 5 [Regensburg, Auguſt 1816] (Auf ein rothes Blatt) Dieſes viereckige Roſenblatt bringt freilich keine Dornen — aber dieſe Papier-Aurora bringt auch keinen Phöbus: — was bringt denn dieſes Schwarz auf — Roth oder dieſes rouge & noir-Spiel? 10 Meinen Dank für 1 Abend; und meine Wünſche für alle Ihre Abende und für die übrigen Tagzeiten dazu. Ihr beſſer als Genz liebender J. P. F. R. 216. An Karoline Richter. Regensburg d. 31 Auguſt (Sonnabend) 1816 15 Am Morgen um 9 Uhr. Meine geliebte Karoline! Geſtern abends als ich mit meinem guten Oertel vom himmliſchen Garten in Prüflingen zurück kam, erhielt ich deine köſtlichen Worte, die mir noch ſchöneres Eden mitbrachten als das verlaſſene. Vor lauter Bewegung ſchwieg ich 20 geſtern, weil dieſe auch das Wahreſte nicht richtig ausſpricht. Ach hätt’ ich lieber ſtatt des blaſſen Gedankenbildes deine warmen liebenden Augen vor mir! Freitags (den 6ten Sept.) reiſ’ ich hier ab und komme Sonnabends gegen 7 an. Die Kinder können eine halbe Stunde vorausgehen, 25 um zu fahren; damit ich dich dann allein habe. — Käm’ ich wider alles Vermuthen doch nicht: ſo ſetze kein Unglück voraus, höchſtens etwas ſehr Gutes, das ſich oft bei Abreiſen anhäuft. — Hier nehm’ ich aus vielen Gründen den Wagen. — Warum willſt du deine nöthigen Ausgaben entſchuldigen? Ich fürchte blos, du ſchoneſt das 30 Geld zu ſehr. — (Ich ſchreibe alles durch einander.) — In der künf- tigen Woche ſchreib ich wieder. — Auf der rechten Poſt läuft ein Brief nur 1½ Tag. Vergiß ja nicht ans goldne Kreuz zu adreſſieren. — Meinen guten Kindern kann ich heute nicht ſchreiben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/89
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/89>, abgerufen am 24.11.2024.