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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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bei meinen kurzen Abwesenheiten. Müßt' ich nur nicht mitten unter
meinen Freuden dich in bloßen Arbeiten denken! Aber wahrlich ich
will deine Gegenwart -- und vollends die Vergangenheit dazu -- dir
so gut zu vergüten suchen als ich mit neuen Entschließen nur kann.5

R.
[auf besonderem Zettel:]

N. S. Seelig machen würdest du mich, wenn du ein Bettgestelle
nach deinem Geschmacke bestellen und es an meines rücken wolltest
bis wenigstens zu den langen Nächten, wo die Kinder schwer ohne
dich zu bleiben hätten. Sei wieder verzeihend und thu' es. Eben10
komm' ich von meinem lieben warmen Primas.

Mein gutes Emmalein! Habe Dank für deinen lieben, mit der
Feder und dem Kopfe schön geschriebnen Brief. Ich hab' ihn dem
Primas vorgelesen und auch gesagt, daß du deine Puppe recht or-
dentlich hältst. -- Sei ja mit dem Abschreiben fertig. -- Guten Tag,15
Odilia und Max!

Meine gute Odilia! Du hast mir eine rechte Freude, einen
ordentlichen Morgenkuß gegeben durch dein langes Briefchen!
Sei nur recht gut gegen die Mutter und den Bruder. Ich bringe
dir etwas mit. Jetzo ists abends kurz vor dem Essen und du liebes20
Kind bist nicht neben mir auf dem Kanapee und ich möchte dich
heute abends noch einmal küssen und muß so lange warten.

Mein alter Max! Ich habe dem Primas gesagt, daß du fleißig
bist und etwas kannst. -- Auch dir bring' ich etwas mit, sage mir
aber was. Bleibe ja so gut gegen die Mutter als sie mir selber25
geschrieben; und sei es auch gegen die Schwestern. Diese und du
sollen mir, wenn ich komme, eine 1/2 Stunde entgegen gehen, damit
ihr fahren könnt.

214. An Cotta.
30

Hier, lieber Cotta, send' ich Ihnen zwei Beilagen vom vortreff-
lichen Primas. Ein großes, aber französisches Werk, gleichsam die
Verklärung seines frühern kleinern "über das Universum" hat er
schon vollendet.

6*

bei meinen kurzen Abweſenheiten. Müßt’ ich nur nicht mitten unter
meinen Freuden dich in bloßen Arbeiten denken! Aber wahrlich ich
will deine Gegenwart — und vollends die Vergangenheit dazu — dir
ſo gut zu vergüten ſuchen als ich mit neuen Entſchließen nur kann.5

R.
[auf besonderem Zettel:]

N. S. Seelig machen würdeſt du mich, wenn du ein Bettgeſtelle
nach deinem Geſchmacke beſtellen und es an meines rücken wollteſt
bis wenigſtens zu den langen Nächten, wo die Kinder ſchwer ohne
dich zu bleiben hätten. Sei wieder verzeihend und thu’ es. Eben10
komm’ ich von meinem lieben warmen Primas.

Mein gutes Emmalein! Habe Dank für deinen lieben, mit der
Feder und dem Kopfe ſchön geſchriebnen Brief. Ich hab’ ihn dem
Primas vorgeleſen und auch geſagt, daß du deine Puppe recht or-
dentlich hältſt. — Sei ja mit dem Abſchreiben fertig. — Guten Tag,15
Odilia und Max!

Meine gute Odilia! Du haſt mir eine rechte Freude, einen
ordentlichen Morgenkuß gegeben durch dein langes Briefchen!
Sei nur recht gut gegen die Mutter und den Bruder. Ich bringe
dir etwas mit. Jetzo iſts abends kurz vor dem Eſſen und du liebes20
Kind biſt nicht neben mir auf dem Kanapee und ich möchte dich
heute abends noch einmal küſſen und muß ſo lange warten.

Mein alter Max! Ich habe dem Primas geſagt, daß du fleißig
biſt und etwas kannſt. — Auch dir bring’ ich etwas mit, ſage mir
aber was. Bleibe ja ſo gut gegen die Mutter als ſie mir ſelber25
geſchrieben; und ſei es auch gegen die Schweſtern. Dieſe und du
ſollen mir, wenn ich komme, eine ½ Stunde entgegen gehen, damit
ihr fahren könnt.

214. An Cotta.
30

Hier, lieber Cotta, ſend’ ich Ihnen zwei Beilagen vom vortreff-
lichen Primas. Ein großes, aber franzöſiſches Werk, gleichſam die
Verklärung ſeines frühern kleinern „über das Univerſum“ hat er
ſchon vollendet.

6*
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[83/0088] bei meinen kurzen Abweſenheiten. Müßt’ ich nur nicht mitten unter meinen Freuden dich in bloßen Arbeiten denken! Aber wahrlich ich will deine Gegenwart — und vollends die Vergangenheit dazu — dir ſo gut zu vergüten ſuchen als ich mit neuen Entſchließen nur kann. 5 R. N. S. Seelig machen würdeſt du mich, wenn du ein Bettgeſtelle nach deinem Geſchmacke beſtellen und es an meines rücken wollteſt bis wenigſtens zu den langen Nächten, wo die Kinder ſchwer ohne dich zu bleiben hätten. Sei wieder verzeihend und thu’ es. Eben 10 komm’ ich von meinem lieben warmen Primas. Mein gutes Emmalein! Habe Dank für deinen lieben, mit der Feder und dem Kopfe ſchön geſchriebnen Brief. Ich hab’ ihn dem Primas vorgeleſen und auch geſagt, daß du deine Puppe recht or- dentlich hältſt. — Sei ja mit dem Abſchreiben fertig. — Guten Tag, 15 Odilia und Max! Meine gute Odilia! Du haſt mir eine rechte Freude, einen ordentlichen Morgenkuß gegeben durch dein langes Briefchen! Sei nur recht gut gegen die Mutter und den Bruder. Ich bringe dir etwas mit. Jetzo iſts abends kurz vor dem Eſſen und du liebes 20 Kind biſt nicht neben mir auf dem Kanapee und ich möchte dich heute abends noch einmal küſſen und muß ſo lange warten. Mein alter Max! Ich habe dem Primas geſagt, daß du fleißig biſt und etwas kannſt. — Auch dir bring’ ich etwas mit, ſage mir aber was. Bleibe ja ſo gut gegen die Mutter als ſie mir ſelber 25 geſchrieben; und ſei es auch gegen die Schweſtern. Dieſe und du ſollen mir, wenn ich komme, eine ½ Stunde entgegen gehen, damit ihr fahren könnt. 214. An Cotta. Regensburg d. 23. Aug. 1816 30 Hier, lieber Cotta, ſend’ ich Ihnen zwei Beilagen vom vortreff- lichen Primas. Ein großes, aber franzöſiſches Werk, gleichſam die Verklärung ſeines frühern kleinern „über das Univerſum“ hat er ſchon vollendet. 6*

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/88>, abgerufen am 28.04.2024.