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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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206. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Hier schick ich Ihnen meinen
Wetterpropheten, den Sie sogar unter Wegs lesen können. --
Den Wunsch meiner Frau, Ihnen diese Kalbischen Briefe zu5
schicken, hab' ich nicht schon vorgestern erfüllen wollen, weil ich
ohnehin zu viele Geschäfte bei Ihnen voraussetzen mußte.

207. An Ludwig von Oertel in Regensburg.
[Konzept]10

Welch ein Briefwechsel statt eines Pferdewechsels! So sitzen
wir noch immer 2 Tagreisen weit auseinander -- und werden noch
etwas sitzen. Nicht die Abreise der Fürstin -- wende nur der Himmel
die des Primas ab -- verzögert die meinige, sondern ein Wetter,
wo man einen Monat lang jeden Tag eine Wetterlüge sagt als
Prophet. Jetzo hat nun gar wieder der Neumond, der eine Neusonne15
bringen sollte, das Heidelberger Regenfaß noch tiefer unten ange-
bohrt ..... Wär' es dir möglich, bald zu antworten: so würd'
ich beinahe noch stärker danken als staunen.

208. An Otto.
20

Guten Morgen, Alter! Benzenberg lebt nun schon seit dem
3ten Tag mit mir zusammen. Vorher kannt ich ihn nur als herrlichen
Mathematiker; er ist aber ein Polysoph und köstlich. Auch er focht
bei Waterlo mit. -- Ich bitte dich, blättere in seinen noch nicht fertig
gedruckten Vorschlägen für eine preußische Konstituzion bis gegen25
Abend, wenigstens in der Mitte und hinten. Morgen reiset er dem
Gneisenau, der ihn unendlich schätzt, nach Böhmen zu Berg-
messungen nach.

209. An Otto.
30

Lieber Otto! Anlangend den Brief vom Uhrmacher: sollst du
rathen. Ein gewisser D. Paulsen aus Bamberg, mit dem ich zer-
fallen mußte, hatte, hieher ziehend, seine Kästen an mich adressiert.

206. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Hier ſchick ich Ihnen meinen
Wetterpropheten, den Sie ſogar unter Wegs leſen können. —
Den Wunſch meiner Frau, Ihnen dieſe Kalbischen Briefe zu5
ſchicken, hab’ ich nicht ſchon vorgeſtern erfüllen wollen, weil ich
ohnehin zu viele Geſchäfte bei Ihnen vorausſetzen mußte.

207. An Ludwig von Oertel in Regensburg.
[Konzept]10

Welch ein Briefwechſel ſtatt eines Pferdewechſels! So ſitzen
wir noch immer 2 Tagreiſen weit auseinander — und werden noch
etwas ſitzen. Nicht die Abreiſe der Fürſtin — wende nur der Himmel
die des Primas ab — verzögert die meinige, ſondern ein Wetter,
wo man einen Monat lang jeden Tag eine Wetterlüge ſagt als
Prophet. Jetzo hat nun gar wieder der Neumond, der eine Neuſonne15
bringen ſollte, das Heidelberger Regenfaß noch tiefer unten ange-
bohrt ..... Wär’ es dir möglich, bald zu antworten: ſo würd’
ich beinahe noch ſtärker danken als ſtaunen.

208. An Otto.
20

Guten Morgen, Alter! Benzenberg lebt nun ſchon ſeit dem
3ten Tag mit mir zuſammen. Vorher kannt ich ihn nur als herrlichen
Mathematiker; er iſt aber ein Polyſoph und köſtlich. Auch er focht
bei Waterlo mit. — Ich bitte dich, blättere in ſeinen noch nicht fertig
gedruckten Vorſchlägen für eine preußiſche Konſtituzion bis gegen25
Abend, wenigſtens in der Mitte und hinten. Morgen reiſet er dem
Gneisenau, der ihn unendlich ſchätzt, nach Böhmen zu Berg-
meſſungen nach.

209. An Otto.
30

Lieber Otto! Anlangend den Brief vom Uhrmacher: ſollſt du
rathen. Ein gewiſſer D. Paulsen aus Bamberg, mit dem ich zer-
fallen mußte, hatte, hieher ziehend, ſeine Käſten an mich adreſſiert.

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[77/0082] 206. An Emanuel. [Bayreuth, 28. Juli 1816] Guten Morgen, mein Emanuel! Hier ſchick ich Ihnen meinen Wetterpropheten, den Sie ſogar unter Wegs leſen können. — Den Wunſch meiner Frau, Ihnen dieſe Kalbischen Briefe zu 5 ſchicken, hab’ ich nicht ſchon vorgeſtern erfüllen wollen, weil ich ohnehin zu viele Geſchäfte bei Ihnen vorausſetzen mußte. 207. An Ludwig von Oertel in Regensburg. [Bayreuth, Ende Juli 1816] 10 Welch ein Briefwechſel ſtatt eines Pferdewechſels! So ſitzen wir noch immer 2 Tagreiſen weit auseinander — und werden noch etwas ſitzen. Nicht die Abreiſe der Fürſtin — wende nur der Himmel die des Primas ab — verzögert die meinige, ſondern ein Wetter, wo man einen Monat lang jeden Tag eine Wetterlüge ſagt als Prophet. Jetzo hat nun gar wieder der Neumond, der eine Neuſonne 15 bringen ſollte, das Heidelberger Regenfaß noch tiefer unten ange- bohrt ..... Wär’ es dir möglich, bald zu antworten: ſo würd’ ich beinahe noch ſtärker danken als ſtaunen. 208. An Otto. [Bayreuth, Anfang Auguſt 1816] 20 Guten Morgen, Alter! Benzenberg lebt nun ſchon ſeit dem 3ten Tag mit mir zuſammen. Vorher kannt ich ihn nur als herrlichen Mathematiker; er iſt aber ein Polyſoph und köſtlich. Auch er focht bei Waterlo mit. — Ich bitte dich, blättere in ſeinen noch nicht fertig gedruckten Vorſchlägen für eine preußiſche Konſtituzion bis gegen 25 Abend, wenigſtens in der Mitte und hinten. Morgen reiſet er dem Gneisenau, der ihn unendlich ſchätzt, nach Böhmen zu Berg- meſſungen nach. 209. An Otto. [Bayreuth, 9. (?) Auguſt 1816] 30 Lieber Otto! Anlangend den Brief vom Uhrmacher: ſollſt du rathen. Ein gewiſſer D. Paulsen aus Bamberg, mit dem ich zer- fallen mußte, hatte, hieher ziehend, ſeine Käſten an mich adreſſiert.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/82>, abgerufen am 27.04.2024.