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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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Davon wäre eine Stunde zu reden. Rathe, ob die Dose mit ihm
zusammen hängt. -- Lies Roberts Tochter des Jephta; es ist ein
tragisches Meisterstück, das ich, mit allen Urtheilen und Vorur-
theilen gegen ihn, doch als eines erfunden. -- Das Schicksal spielt
mit mir und meiner Reise; ich wußte wol, daß morgen ein Gewitter5
kommt.

210. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Um den Uhrmachers Brief
bitt ich Sie noch auf Vormittag; die Uhr gehört dem über alle Be-10
schreibung indiskreten Paulsen, der zur Fortsetzung 2 mal hinter
einander gegen mich unhöflich war. -- Die andern Briefe hatte
Otto auch. -- Sie wohnen doch noch auf Ihrem alten schönen
Morgenroth, Emanuel?



211. An Fürst Primas Dalberg in Regensburg.15
[Kopie]

Ew. [Hoheit] verzeihen der Eile und der Freude die Mängel der
Form. Gott belohne Sie für die Abendstunden, womit Sie mich
wie mit einer Abendaurora erquicken wollen. Ich beneide die glück-
liche Vergangenheit Ihrer frühern Freunde. Es ist ein glücklicher20
und seltener Verein, zu einem Herzen, das immer den Zepter führen,
einen Geist zu besitzen, der immer die Feder führen sollte. Ich ver-
ehre Sie nicht nur, sondern -- was für Fürsten seltener ist -- ich
liebe Sie mit innigem warmem treuem Herzen.

*212. An Emanuel und Otto.25

Ihr lieben zwei Guten! Ich hatte mir zwar einiges Gute voraus-
gedacht, doch nicht so vieles. Sogar der Weg nach Regensburg
war nicht so leer als ihn der alles ausleerende F ... mir vorgemalt;
aber vollends auf die Höhe von Schwandorf zu kommen und im30
Mittaglichte den fernen Höhenzirkel und alles Dörfer-Blühende
unter sich zu sehen! -- Aber ich kann nicht chronologisch beschreiben.

Davon wäre eine Stunde zu reden. Rathe, ob die Doſe mit ihm
zuſammen hängt. — Lies Roberts Tochter des Jephta; es iſt ein
tragiſches Meiſterſtück, das ich, mit allen Urtheilen und Vorur-
theilen gegen ihn, doch als eines erfunden. — Das Schickſal ſpielt
mit mir und meiner Reiſe; ich wußte wol, daß morgen ein Gewitter5
kommt.

210. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Um den Uhrmachers Brief
bitt ich Sie noch auf Vormittag; die Uhr gehört dem über alle Be-10
ſchreibung indiſkreten Paulsen, der zur Fortſetzung 2 mal hinter
einander gegen mich unhöflich war. — Die andern Briefe hatte
Otto auch. — Sie wohnen doch noch auf Ihrem alten ſchönen
Morgenroth, Emanuel?



211. An Fürſt Primas Dalberg in Regensburg.15
[Kopie]

Ew. [Hoheit] verzeihen der Eile und der Freude die Mängel der
Form. Gott belohne Sie für die Abendſtunden, womit Sie mich
wie mit einer Abendaurora erquicken wollen. Ich beneide die glück-
liche Vergangenheit Ihrer frühern Freunde. Es iſt ein glücklicher20
und ſeltener Verein, zu einem Herzen, das immer den Zepter führen,
einen Geiſt zu beſitzen, der immer die Feder führen ſollte. Ich ver-
ehre Sie nicht nur, ſondern — was für Fürſten ſeltener iſt — ich
liebe Sie mit innigem warmem treuem Herzen.

*212. An Emanuel und Otto.25

Ihr lieben zwei Guten! Ich hatte mir zwar einiges Gute voraus-
gedacht, doch nicht ſo vieles. Sogar der Weg nach Regensburg
war nicht ſo leer als ihn der alles ausleerende F ... mir vorgemalt;
aber vollends auf die Höhe von Schwandorf zu kommen und im30
Mittaglichte den fernen Höhenzirkel und alles Dörfer-Blühende
unter ſich zu ſehen! — Aber ich kann nicht chronologiſch beſchreiben.

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[78/0083] Davon wäre eine Stunde zu reden. Rathe, ob die Doſe mit ihm zuſammen hängt. — Lies Roberts Tochter des Jephta; es iſt ein tragiſches Meiſterſtück, das ich, mit allen Urtheilen und Vorur- theilen gegen ihn, doch als eines erfunden. — Das Schickſal ſpielt mit mir und meiner Reiſe; ich wußte wol, daß morgen ein Gewitter 5 kommt. 210. An Emanuel. [Bayreuth, 10. Auguſt 1816] Guten Morgen, mein Emanuel! Um den Uhrmachers Brief bitt ich Sie noch auf Vormittag; die Uhr gehört dem über alle Be- 10 ſchreibung indiſkreten Paulsen, der zur Fortſetzung 2 mal hinter einander gegen mich unhöflich war. — Die andern Briefe hatte Otto auch. — Sie wohnen doch noch auf Ihrem alten ſchönen Morgenroth, Emanuel? 211. An Fürſt Primas Dalberg in Regensburg. 15 [Regensburg, 16. Auguſt 1816] Ew. [Hoheit] verzeihen der Eile und der Freude die Mängel der Form. Gott belohne Sie für die Abendſtunden, womit Sie mich wie mit einer Abendaurora erquicken wollen. Ich beneide die glück- liche Vergangenheit Ihrer frühern Freunde. Es iſt ein glücklicher 20 und ſeltener Verein, zu einem Herzen, das immer den Zepter führen, einen Geiſt zu beſitzen, der immer die Feder führen ſollte. Ich ver- ehre Sie nicht nur, ſondern — was für Fürſten ſeltener iſt — ich liebe Sie mit innigem warmem treuem Herzen. *212. An Emanuel und Otto. 25 Citis sime!Regensburg d. 21. Aug. 1816 [Mittwoch] Ihr lieben zwei Guten! Ich hatte mir zwar einiges Gute voraus- gedacht, doch nicht ſo vieles. Sogar der Weg nach Regensburg war nicht ſo leer als ihn der alles ausleerende F ... mir vorgemalt; aber vollends auf die Höhe von Schwandorf zu kommen und im 30 Mittaglichte den fernen Höhenzirkel und alles Dörfer-Blühende unter ſich zu ſehen! — Aber ich kann nicht chronologiſch beſchreiben.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/83>, abgerufen am 27.04.2024.