Guten Morgen, mein Emanuel! Hier ein Paar Briefe, über deren Inhalt und Porto Sie sich wundern werden, so wie erfreuen über meinen Max, dessen sittliche Ernte in München so reich ist5 wie seine wissenschaftliche. Kaiser sagte uns, daß Thiersch, Kocher, Kiefhaber ihn ordentlich zum Hausfreund gemacht.
599. An Georg Reimer in Berlin.
[Kopie][Bayreuth, 25. Nov. 1819]
Buchhändlergelegenheit, die langsamste aller deutschen Fahr-10 gelegenheiten -- Haugs gutmüthiger Charakter, der die Satire nur ins Dichten, nicht ins Leben hineinnimmt --
600. An Elisa von der Recke in Dresden.
Baireut d. 25 Nov. 1819
Verehrteste Frau Gräfin! Ich wäre nicht werth, so reiche Stun-15 den des schönsten und reinsten Daseins mit Ihnen genossen zu haben, wenn ich nicht meiner geliebten Frau einige ähnliche Minuten davon bei Ihnen zuzuwenden suchte durch dieses Blättchen. Sie macht ohnehin jetzo eine Reise des Schmerzes zum Grabe ihres Vaters; und bedarf daher wol des Trostes und Glücks, eine hohe20 Frau kennen zu lernen, deren Lebensweg so oft an geliebten Gräbern und so nahe am eignen vorbeigegangen und welche doch die Nebel des Erdbodens nie im heitern Himmel ihres Innern als Wolken und Nächte hat feststehen lassen. Einst wird die bloße Heiterkeit des Herzens so gut belohnet werden als jede andere Tugend, ob sie25 gleich sich selber belohnt, wie aber jede andere auch thut.
Mit Freude lesen ich und die Meinigen und andere Ihre Reise, deren Werth und Kraft und Interesse mit der Wärme des Klima zunimmt; nur daß zum Glücke bei Ihnen die südliche Wärme nie das nördliche Licht verdunkelt und umräuchert.30
Möge meine Frau mich mit einigen Nachrichten erfreuen können, daß Sie das physische Leben, das Sie so ruhig wie jeden äußern
598. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Nov. 1819]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier ein Paar Briefe, über deren Inhalt und Porto Sie ſich wundern werden, ſo wie erfreuen über meinen Max, deſſen ſittliche Ernte in München ſo reich iſt5 wie ſeine wiſſenſchaftliche. Kaiser ſagte uns, daß Thiersch, Kocher, Kiefhaber ihn ordentlich zum Hausfreund gemacht.
599. An Georg Reimer in Berlin.
[Kopie][Bayreuth, 25. Nov. 1819]
Buchhändlergelegenheit, die langſamſte aller deutſchen Fahr-10 gelegenheiten — Haugs gutmüthiger Charakter, der die Satire nur ins Dichten, nicht ins Leben hineinnimmt —
600. An Eliſa von der Recke in Dresden.
Baireut d. 25 Nov. 1819
Verehrteſte Frau Gräfin! Ich wäre nicht werth, ſo reiche Stun-15 den des ſchönſten und reinſten Daſeins mit Ihnen genoſſen zu haben, wenn ich nicht meiner geliebten Frau einige ähnliche Minuten davon bei Ihnen zuzuwenden ſuchte durch dieſes Blättchen. Sie macht ohnehin jetzo eine Reiſe des Schmerzes zum Grabe ihres Vaters; und bedarf daher wol des Troſtes und Glücks, eine hohe20 Frau kennen zu lernen, deren Lebensweg ſo oft an geliebten Gräbern und ſo nahe am eignen vorbeigegangen und welche doch die Nebel des Erdbodens nie im heitern Himmel ihres Innern als Wolken und Nächte hat feſtſtehen laſſen. Einſt wird die bloße Heiterkeit des Herzens ſo gut belohnet werden als jede andere Tugend, ob ſie25 gleich ſich ſelber belohnt, wie aber jede andere auch thut.
Mit Freude leſen ich und die Meinigen und andere Ihre Reiſe, deren Werth und Kraft und Intereſſe mit der Wärme des Klima zunimmt; nur daß zum Glücke bei Ihnen die ſüdliche Wärme nie das nördliche Licht verdunkelt und umräuchert.30
Möge meine Frau mich mit einigen Nachrichten erfreuen können, daß Sie das phyſiſche Leben, das Sie ſo ruhig wie jeden äußern
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598. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Nov. 1819]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier ein Paar Briefe, über
deren Inhalt und Porto Sie ſich wundern werden, ſo wie erfreuen
über meinen Max, deſſen ſittliche Ernte in München ſo reich iſt 5
wie ſeine wiſſenſchaftliche. Kaiser ſagte uns, daß Thiersch, Kocher,
Kiefhaber ihn ordentlich zum Hausfreund gemacht.
599. An Georg Reimer in Berlin.
[Bayreuth, 25. Nov. 1819]
Buchhändlergelegenheit, die langſamſte aller deutſchen Fahr- 10
gelegenheiten — Haugs gutmüthiger Charakter, der die Satire
nur ins Dichten, nicht ins Leben hineinnimmt —
600. An Eliſa von der Recke in Dresden.
Baireut d. 25 Nov. 1819
Verehrteſte Frau Gräfin! Ich wäre nicht werth, ſo reiche Stun- 15
den des ſchönſten und reinſten Daſeins mit Ihnen genoſſen zu haben,
wenn ich nicht meiner geliebten Frau einige ähnliche Minuten
davon bei Ihnen zuzuwenden ſuchte durch dieſes Blättchen. Sie
macht ohnehin jetzo eine Reiſe des Schmerzes zum Grabe ihres
Vaters; und bedarf daher wol des Troſtes und Glücks, eine hohe 20
Frau kennen zu lernen, deren Lebensweg ſo oft an geliebten Gräbern
und ſo nahe am eignen vorbeigegangen und welche doch die Nebel
des Erdbodens nie im heitern Himmel ihres Innern als Wolken
und Nächte hat feſtſtehen laſſen. Einſt wird die bloße Heiterkeit
des Herzens ſo gut belohnet werden als jede andere Tugend, ob ſie 25
gleich ſich ſelber belohnt, wie aber jede andere auch thut.
Mit Freude leſen ich und die Meinigen und andere Ihre Reiſe,
deren Werth und Kraft und Intereſſe mit der Wärme des Klima
zunimmt; nur daß zum Glücke bei Ihnen die ſüdliche Wärme nie
das nördliche Licht verdunkelt und umräuchert. 30
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/326>, abgerufen am 16.07.2024.
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