Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

blatt, in welchem ich mich bisher zu breit gelagert, in Langem nichts
von mir zu besorgen hat.

Ich bitte Sie mir von Ihrem trefflichen "Beobachter", von
welchem ich ungeachtet seines doppelten Daseins allhier doch meinen
Traum über den 18ten Oktober nicht erhalten kann, diesen für Geld5
und gute Worte zu schicken.

Sehr dringend ersuch' ich Sie, mir meine bei Ihrer Ordnung so
leichte Rechnung über alles Gelieferte (exclusive der Herbstblumine,
welche Sie übrigens früher unter die Presse gegeben als Napoleon
die Jungfer Europa und die also nicht unter die neuen Werke gehören10
kann, die Sie vor Ende des heiligen Krieges nicht anfangen wollen)
zu schicken und mir das Wenige, was ich noch bekomme, in einer
Anweisung auf Augsburg oder Frankfurt zu übermachen.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Besorgung meiner Briefe.
Jetzo erst weiß ich, daß unter allen Dichtern, die bisher über unsern15
Schlachtfeldern sangen und flogen, Stegemann am höchsten geflogen
und gesungen.

Leben Sie wol und schreiben Sie bald!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
20
55. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter, an diesem Sonnentag! -- Sie sollten
alle Testamente machen, Ihres ausgenommen; so juristisch-bestimmt
ist auch das Kleinste vorhergesehen und festgesetzt. -- Desto weher25
that mir der Brief an Th[ürheim], so wie ein solcher unter allen
Ihnen am schmerzlichsten werden muß. Warum wiederholen Sie
immer Exz[ellenz]? Wer es nicht wüßte, hielt' es für Parodie
eines Titelstolzen.

56. An Otto.30

Guten Tag, lieber Otto! Endlich ist die Vorrede -- abgeschrieben.
Ich will lieber zu 10 eignen Büchern als zu 1 fremden Vorreden
machen. Schon Rezensionen sind schwer; solche Vorreden, auch
eine Art Rezensionen aber lobende, darum noch schwerer. Es wird35

blatt, in welchem ich mich bisher zu breit gelagert, in Langem nichts
von mir zu beſorgen hat.

Ich bitte Sie mir von Ihrem trefflichen „Beobachter“, von
welchem ich ungeachtet ſeines doppelten Daſeins allhier doch meinen
Traum über den 18ten Oktober nicht erhalten kann, dieſen für Geld5
und gute Worte zu ſchicken.

Sehr dringend erſuch’ ich Sie, mir meine bei Ihrer Ordnung ſo
leichte Rechnung über alles Gelieferte (exclusive der Herbſtblumine,
welche Sie übrigens früher unter die Preſſe gegeben als Napoleon
die Jungfer Europa und die alſo nicht unter die neuen Werke gehören10
kann, die Sie vor Ende des heiligen Krieges nicht anfangen wollen)
zu ſchicken und mir das Wenige, was ich noch bekomme, in einer
Anweiſung auf Augsburg oder Frankfurt zu übermachen.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Beſorgung meiner Briefe.
Jetzo erſt weiß ich, daß unter allen Dichtern, die bisher über unſern15
Schlachtfeldern ſangen und flogen, Stegemann am höchſten geflogen
und geſungen.

Leben Sie wol und ſchreiben Sie bald!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
20
55. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter, an dieſem Sonnentag! — Sie ſollten
alle Teſtamente machen, Ihres ausgenommen; ſo juriſtiſch-beſtimmt
iſt auch das Kleinſte vorhergeſehen und feſtgeſetzt. — Deſto weher25
that mir der Brief an Th[ürheim], ſo wie ein ſolcher unter allen
Ihnen am ſchmerzlichſten werden muß. Warum wiederholen Sie
immer Exz[ellenz]? Wer es nicht wüßte, hielt’ es für Parodie
eines Titelſtolzen.

56. An Otto.30

Guten Tag, lieber Otto! Endlich iſt die Vorrede — abgeſchrieben.
Ich will lieber zu 10 eignen Büchern als zu 1 fremden Vorreden
machen. Schon Rezenſionen ſind ſchwer; ſolche Vorreden, auch
eine Art Rezenſionen aber lobende, darum noch ſchwerer. Es wird35

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0027" n="22"/>
blatt, in welchem ich mich bisher zu breit gelagert, in Langem nichts<lb/>
von mir zu be&#x017F;orgen hat.</p><lb/>
        <p>Ich bitte Sie mir von Ihrem trefflichen &#x201E;<hi rendition="#g">Beobachter</hi>&#x201C;, von<lb/>
welchem ich ungeachtet &#x017F;eines doppelten Da&#x017F;eins allhier doch meinen<lb/>
Traum über den 18<hi rendition="#sup">ten</hi> Oktober nicht erhalten kann, die&#x017F;en für Geld<lb n="5"/>
und gute Worte zu &#x017F;chicken.</p><lb/>
        <p>Sehr dringend er&#x017F;uch&#x2019; ich Sie, mir meine bei Ihrer Ordnung &#x017F;o<lb/>
leichte Rechnung über alles Gelieferte (<hi rendition="#aq">exclusive</hi> der Herb&#x017F;tblumine,<lb/>
welche Sie übrigens früher unter die Pre&#x017F;&#x017F;e gegeben als Napoleon<lb/>
die Jungfer Europa und die al&#x017F;o nicht unter die neuen Werke gehören<lb n="10"/>
kann, die Sie vor Ende des heiligen Krieges nicht anfangen wollen)<lb/>
zu &#x017F;chicken und mir das Wenige, was ich noch bekomme, in einer<lb/>
Anwei&#x017F;ung auf <hi rendition="#aq">Augsburg</hi> oder <hi rendition="#aq">Frankfurt</hi> zu übermachen.</p><lb/>
        <p>Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Be&#x017F;orgung meiner Briefe.<lb/>
Jetzo er&#x017F;t weiß ich, daß unter allen Dichtern, die bisher über un&#x017F;ern<lb n="15"/>
Schlachtfeldern &#x017F;angen und flogen, <hi rendition="#aq">Stegemann</hi> am höch&#x017F;ten geflogen<lb/>
und ge&#x017F;ungen.</p><lb/>
        <p>Leben Sie wol und &#x017F;chreiben Sie bald!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
          <lb n="20"/>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>55. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 3. Mai 1815]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter, an die&#x017F;em <hi rendition="#g">Sonnen</hi>tag! &#x2014; Sie &#x017F;ollten<lb/>
alle Te&#x017F;tamente machen, Ihres ausgenommen; &#x017F;o juri&#x017F;ti&#x017F;ch-be&#x017F;timmt<lb/>
i&#x017F;t auch das Klein&#x017F;te vorherge&#x017F;ehen und fe&#x017F;tge&#x017F;etzt. &#x2014; De&#x017F;to weher<lb n="25"/>
that mir der Brief an Th[ürheim], &#x017F;o wie ein &#x017F;olcher unter allen<lb/>
Ihnen am &#x017F;chmerzlich&#x017F;ten werden muß. Warum wiederholen Sie<lb/>
immer Exz[ellenz]? Wer es nicht wüßte, hielt&#x2019; es für Parodie<lb/>
eines Titel&#x017F;tolzen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>56. An <hi rendition="#g">Otto.</hi><lb n="30"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Mitte Mai 1815]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Tag, lieber Otto! Endlich i&#x017F;t die Vorrede &#x2014; abge&#x017F;chrieben.<lb/>
Ich will lieber zu 10 eignen Büchern als zu 1 fremden Vorreden<lb/>
machen. Schon Rezen&#x017F;ionen &#x017F;ind &#x017F;chwer; &#x017F;olche Vorreden, auch<lb/>
eine Art Rezen&#x017F;ionen aber lobende, darum noch &#x017F;chwerer. Es wird<lb n="35"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0027] blatt, in welchem ich mich bisher zu breit gelagert, in Langem nichts von mir zu beſorgen hat. Ich bitte Sie mir von Ihrem trefflichen „Beobachter“, von welchem ich ungeachtet ſeines doppelten Daſeins allhier doch meinen Traum über den 18ten Oktober nicht erhalten kann, dieſen für Geld 5 und gute Worte zu ſchicken. Sehr dringend erſuch’ ich Sie, mir meine bei Ihrer Ordnung ſo leichte Rechnung über alles Gelieferte (exclusive der Herbſtblumine, welche Sie übrigens früher unter die Preſſe gegeben als Napoleon die Jungfer Europa und die alſo nicht unter die neuen Werke gehören 10 kann, die Sie vor Ende des heiligen Krieges nicht anfangen wollen) zu ſchicken und mir das Wenige, was ich noch bekomme, in einer Anweiſung auf Augsburg oder Frankfurt zu übermachen. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Beſorgung meiner Briefe. Jetzo erſt weiß ich, daß unter allen Dichtern, die bisher über unſern 15 Schlachtfeldern ſangen und flogen, Stegemann am höchſten geflogen und geſungen. Leben Sie wol und ſchreiben Sie bald! Ihr Jean Paul Fr. Richter 20 55. An Emanuel. [Bayreuth, 3. Mai 1815] Guten Morgen, Alter, an dieſem Sonnentag! — Sie ſollten alle Teſtamente machen, Ihres ausgenommen; ſo juriſtiſch-beſtimmt iſt auch das Kleinſte vorhergeſehen und feſtgeſetzt. — Deſto weher 25 that mir der Brief an Th[ürheim], ſo wie ein ſolcher unter allen Ihnen am ſchmerzlichſten werden muß. Warum wiederholen Sie immer Exz[ellenz]? Wer es nicht wüßte, hielt’ es für Parodie eines Titelſtolzen. 56. An Otto. 30 [Bayreuth, Mitte Mai 1815] Guten Tag, lieber Otto! Endlich iſt die Vorrede — abgeſchrieben. Ich will lieber zu 10 eignen Büchern als zu 1 fremden Vorreden machen. Schon Rezenſionen ſind ſchwer; ſolche Vorreden, auch eine Art Rezenſionen aber lobende, darum noch ſchwerer. Es wird 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/27
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/27>, abgerufen am 24.11.2024.