Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.415. An Finanzdirektor von Hornberg in Würzburg. [Kopie][Frankfurt a. M., 2. Juni 1818]Über die Bezahlung der Pension statt aus der Aschaffenburger 416. An Karoline Richter. Frankfurt am Main d. 2. Jun. Dienstags 1818Meine Karoline! Jetzo geht es ganz anders. Am Sonntag zog *) Eben find ich unvermuthet einen Baro- und Thermometer in meiner Schlaf- stube hängen, blos weil ich gestern mich über dem Essen scherzhaft wunderte, daß er keinen im Hause habe. **) Jetzo freilich besteht die ganze Zahl in einigen wenigen erst; und von den
Frankfurtern selber erwart' ich nichts.35 415. An Finanzdirektor von Hornberg in Würzburg. [Kopie][Frankfurt a. M., 2. Juni 1818]Über die Bezahlung der Penſion ſtatt aus der Aſchaffenburger 416. An Karoline Richter. Frankfurt am Main d. 2. Jun. 〈Dienſtags〉 1818Meine Karoline! Jetzo geht es ganz anders. Am Sonntag zog *) Eben find ich unvermuthet einen Baro- und Thermometer in meiner Schlaf- ſtube hängen, blos weil ich geſtern mich über dem Eſſen ſcherzhaft wunderte, daß er keinen im Hauſe habe. **) Jetzo freilich beſteht die ganze Zahl in einigen wenigen erſt; und von den
Frankfurtern ſelber erwart’ ich nichts.35 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0199" n="192"/> <div type="letter" n="1"> <head>415. An <hi rendition="#g">Finanzdirektor von Hornberg in Würzburg</hi>.</head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Frankfurt a. M., 2. Juni 1818]</hi> </dateline><lb/> <p>Über die Bezahlung der Penſion ſtatt aus der Aſchaffenburger<lb/> Kaſſe in die <hi rendition="#aq">Baireuter.</hi> Grüße an die mitleidige Gemahlin und an<lb/> die leidende Tochter.<lb n="5"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>416. An <hi rendition="#g">Karoline Richter</hi>.</head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Frankfurt am Main</hi> d. 2. Jun. 〈Dienſtags〉 1818</hi> </dateline><lb/> <p>Meine Karoline! Jetzo geht es ganz anders. Am Sonntag zog<lb/> ich, weil ein Bekannter Jungs mich erkannte, auf deſſen Einladung<lb/> in das Haus des reichen Buchhändler <hi rendition="#aq">Wenners.</hi> Hier iſt nun an<lb n="10"/> kein Zahlen zu denken; mit Mühe hab’ ich das Bezahlen des Biers<lb/> und Weins durchgeſetzt. Seine kränkliche, nicht ſchöne, aber edle<lb/> beſcheidne kinderloſe Frau — eine Zeichnerin 〈auch Sängerin〉 —,<lb/> die mit ihm deßhalb in Rom war — meine wärmſte Leſerin — hat<lb/> bis auf die kleinſten Bequemlichkeiten herab geſorgt.<note place="foot" n="*)">Eben find ich unvermuthet einen Baro- und Thermometer in meiner Schlaf-<lb/> ſtube hängen, blos weil ich geſtern mich über dem Eſſen ſcherzhaft wunderte, daß<lb/> er keinen im Hauſe habe.</note> Drei herr-<lb n="15"/> liche Zimmer hinter einander — meine beſondere Treppe zum Aus-<lb/> gange und doch den geraden Übergang in die Zimmer des andern<lb/> Flügels — neben dem Schreibkanap<hi rendition="#aq">é</hi>e die Klingel für den Bedienten<lb/> — ſogar Wachslichter und ſilberne Leuchter — die freieſte Einſam-<lb/> keit — Sie weinte vor Freude, daß ich einzog; und er hat viel Ge-<lb n="20"/> fälliges und Gutes und immer That ohne viel Worte und im Geſicht<lb/> Aehnlichkeit mit Göthe. — Der liberale <hi rendition="#aq">Wangenheim</hi> entführt mich<lb/> jeden Nachmittag und Abend entweder zu ſich oder zu andern. Der<lb/> bremiſche Senator <hi rendition="#aq">Schmidt</hi> war mittags im ſchönen Forſthaus<lb/> (ein Luſtort) und abends in ſeinem Hauſe mein Wirth. Aber die<lb n="25"/> Bildergallerie der Tiſche und der Legazionräthe und Bundes-<lb/> Abgeſandten<note place="foot" n="**)">Jetzo freilich beſteht die ganze Zahl in einigen wenigen erſt; und von den<lb/> Frankfurtern ſelber erwart’ ich nichts.<lb n="35"/> </note> erlaſſe mir, bis ich ſtatt der Feder einen Mund dazu<lb/> nehme. Da kam auch die <hi rendition="#aq">Himly</hi> und ihr Mann zum Thee, welche<lb/> nach dir nicht genug fragen konnte. Du haſt dein Geſicht beſſer und<lb/> jünger bewahrt als ſie ihres.<lb n="30"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0199]
415. An Finanzdirektor von Hornberg in Würzburg.
[Frankfurt a. M., 2. Juni 1818]
Über die Bezahlung der Penſion ſtatt aus der Aſchaffenburger
Kaſſe in die Baireuter. Grüße an die mitleidige Gemahlin und an
die leidende Tochter. 5
416. An Karoline Richter.
Frankfurt am Main d. 2. Jun. 〈Dienſtags〉 1818
Meine Karoline! Jetzo geht es ganz anders. Am Sonntag zog
ich, weil ein Bekannter Jungs mich erkannte, auf deſſen Einladung
in das Haus des reichen Buchhändler Wenners. Hier iſt nun an 10
kein Zahlen zu denken; mit Mühe hab’ ich das Bezahlen des Biers
und Weins durchgeſetzt. Seine kränkliche, nicht ſchöne, aber edle
beſcheidne kinderloſe Frau — eine Zeichnerin 〈auch Sängerin〉 —,
die mit ihm deßhalb in Rom war — meine wärmſte Leſerin — hat
bis auf die kleinſten Bequemlichkeiten herab geſorgt. *) Drei herr- 15
liche Zimmer hinter einander — meine beſondere Treppe zum Aus-
gange und doch den geraden Übergang in die Zimmer des andern
Flügels — neben dem Schreibkanapée die Klingel für den Bedienten
— ſogar Wachslichter und ſilberne Leuchter — die freieſte Einſam-
keit — Sie weinte vor Freude, daß ich einzog; und er hat viel Ge- 20
fälliges und Gutes und immer That ohne viel Worte und im Geſicht
Aehnlichkeit mit Göthe. — Der liberale Wangenheim entführt mich
jeden Nachmittag und Abend entweder zu ſich oder zu andern. Der
bremiſche Senator Schmidt war mittags im ſchönen Forſthaus
(ein Luſtort) und abends in ſeinem Hauſe mein Wirth. Aber die 25
Bildergallerie der Tiſche und der Legazionräthe und Bundes-
Abgeſandten **) erlaſſe mir, bis ich ſtatt der Feder einen Mund dazu
nehme. Da kam auch die Himly und ihr Mann zum Thee, welche
nach dir nicht genug fragen konnte. Du haſt dein Geſicht beſſer und
jünger bewahrt als ſie ihres. 30
*) Eben find ich unvermuthet einen Baro- und Thermometer in meiner Schlaf-
ſtube hängen, blos weil ich geſtern mich über dem Eſſen ſcherzhaft wunderte, daß
er keinen im Hauſe habe.
**) Jetzo freilich beſteht die ganze Zahl in einigen wenigen erſt; und von den
Frankfurtern ſelber erwart’ ich nichts. 35
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |