Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

Hände wie die Wahrheit erst durch viele Köpfe. -- Bei der dieß-
jährigen Pension hat sich gar der Zahlmeister selber ein Indult
ausgefertigt und ich warte noch heute auf dessen Ablauf. Emanuel
zieht Ihnen nun meine Bitte durch seine Versicherung zu, daß Sie
sie am besten erfüllen könnten und wollten. Geben Sie ihm Recht! --5
Jetzo eben mit dem Regen werd' ich daran erinnert, daß ich mir
vielleicht um Sie und andere in München -- welche aus Mangel
eines guten Wetterpropheten den reichen Versprechungen des
Frühlings zu mistrauen anfangen -- ein kleines Verdienst erwerbe,
wenn ich Sie versichere, daß Juny, July schön bis zur Gluth und10
Dürre ausfallen werden. -- Lassen Sie ja der Clio, die Ihnen eine
so reichliche Morgengabe eingebracht, sich nicht durch den Finanz-
merkur untreu machen ... N. S. Kommt (Cloeter) zu Ihnen: so
wird er, ungewohnt und unkundig der juristischen Wendeltreppen,
Ihnen seine Jammergeschichte erzählen. Möchten Sie sie endigen15
helfen.

408. An Karl Aug. von Wangenheim in Frankfurt a. M.
[Kopie]

Endlich werd' ich die Freude haben, Sie nach einer so langen an
Himmeln und Höllen fruchtbaren Vergangenheit wiederzusehen und20
zwar in schönster Gegend etc. Mein Reisen bedeutet wie das Fliegen
der Fledermäuse, allzeit schönes Wetter. Vielleicht mach' ich Ihnen
-- und dem ganzen corps diplomatique, das in die Bäder geht --
durch die gewisse Nachricht eine Freude, daß die beiden Monate etc. etc.
-- Ich freue mich auf das Wiedersehen und Wiederhören eines25
Mannes, der mir durch älteste und neueste Vergangenheit so werth
und bedeutend geworden. Aber eben darum wünscht' ich -- da die
Heilbäder gleich den Blutbädern des Kriegs immer die Gesandten
entfernen -- nur 3 Worte von Ihnen (wenn Sie für mich so viele
vom wortreichen Bundestag übrigbehalten), welche mir Ihre30
Gegenwart versprechen.

408a. An Otto.

Guten Morgen, lieber Otto! Das Ausziehen -- für mich ein[e]
Folter-Terrizion, und wenn es eines aus Aegypten wäre -- hat35

Hände wie die Wahrheit erſt durch viele Köpfe. — Bei der dieß-
jährigen Penſion hat ſich gar der Zahlmeiſter ſelber ein Indult
ausgefertigt und ich warte noch heute auf deſſen Ablauf. Emanuel
zieht Ihnen nun meine Bitte durch ſeine Verſicherung zu, daß Sie
ſie am beſten erfüllen könnten und wollten. Geben Sie ihm Recht! —5
Jetzo eben mit dem Regen werd’ ich daran erinnert, daß ich mir
vielleicht um Sie und andere in München — welche aus Mangel
eines guten Wetterpropheten den reichen Verſprechungen des
Frühlings zu mistrauen anfangen — ein kleines Verdienſt erwerbe,
wenn ich Sie verſichere, daß Juny, July ſchön bis zur Gluth und10
Dürre ausfallen werden. — Laſſen Sie ja der Clio, die Ihnen eine
ſo reichliche Morgengabe eingebracht, ſich nicht durch den Finanz-
merkur untreu machen ... N. S. Kommt (Cloeter) zu Ihnen: ſo
wird er, ungewohnt und unkundig der juriſtiſchen Wendeltreppen,
Ihnen ſeine Jammergeſchichte erzählen. Möchten Sie ſie endigen15
helfen.

408. An Karl Aug. von Wangenheim in Frankfurt a. M.
[Kopie]

Endlich werd’ ich die Freude haben, Sie nach einer ſo langen an
Himmeln und Höllen fruchtbaren Vergangenheit wiederzuſehen und20
zwar in ſchönſter Gegend ꝛc. Mein Reiſen bedeutet wie das Fliegen
der Fledermäuſe, allzeit ſchönes Wetter. Vielleicht mach’ ich Ihnen
— und dem ganzen corps diplomatique, das in die Bäder geht —
durch die gewiſſe Nachricht eine Freude, daß die beiden Monate ꝛc. ꝛc.
— Ich freue mich auf das Wiederſehen und Wiederhören eines25
Mannes, der mir durch älteſte und neueſte Vergangenheit ſo werth
und bedeutend geworden. Aber eben darum wünſcht’ ich — da die
Heilbäder gleich den Blutbädern des Kriegs immer die Geſandten
entfernen — nur 3 Worte von Ihnen (wenn Sie für mich ſo viele
vom wortreichen Bundestag übrigbehalten), welche mir Ihre30
Gegenwart verſprechen.

408a. An Otto.

Guten Morgen, lieber Otto! Das Ausziehen — für mich ein[e]
Folter-Terrizion, und wenn es eines aus Aegypten wäre — hat35

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="186"/>
Hände wie die Wahrheit er&#x017F;t durch viele Köpfe. &#x2014; Bei der dieß-<lb/>
jährigen Pen&#x017F;ion hat &#x017F;ich gar der Zahlmei&#x017F;ter &#x017F;elber ein Indult<lb/>
ausgefertigt und ich warte noch heute auf de&#x017F;&#x017F;en Ablauf. Emanuel<lb/>
zieht Ihnen nun meine Bitte durch &#x017F;eine Ver&#x017F;icherung zu, daß Sie<lb/>
&#x017F;ie am be&#x017F;ten erfüllen könnten und wollten. Geben Sie ihm Recht! &#x2014;<lb n="5"/>
Jetzo eben mit dem Regen werd&#x2019; ich daran erinnert, daß ich mir<lb/>
vielleicht um Sie und andere in <hi rendition="#aq">München</hi> &#x2014; welche aus Mangel<lb/>
eines guten Wetterpropheten den reichen Ver&#x017F;prechungen des<lb/>
Frühlings zu mistrauen anfangen &#x2014; ein kleines Verdien&#x017F;t erwerbe,<lb/>
wenn ich Sie ver&#x017F;ichere, daß Juny, July &#x017F;chön bis zur Gluth und<lb n="10"/>
Dürre ausfallen werden. &#x2014; La&#x017F;&#x017F;en Sie ja der Clio, die Ihnen eine<lb/>
&#x017F;o reichliche Morgengabe eingebracht, &#x017F;ich nicht durch den Finanz-<lb/>
merkur untreu machen ... N. S. Kommt (<hi rendition="#aq">Cloeter</hi>) zu Ihnen: &#x017F;o<lb/>
wird er, ungewohnt und unkundig der juri&#x017F;ti&#x017F;chen Wendeltreppen,<lb/>
Ihnen &#x017F;eine Jammerge&#x017F;chichte erzählen. Möchten Sie &#x017F;ie endigen<lb n="15"/>
helfen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>408. An <hi rendition="#g">Karl Aug. von Wangenheim in Frankfurt</hi> a. M.</head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 18. Mai 1818]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Endlich werd&#x2019; ich die Freude haben, Sie nach einer &#x017F;o langen an<lb/>
Himmeln und Höllen fruchtbaren Vergangenheit wiederzu&#x017F;ehen und<lb n="20"/>
zwar in &#x017F;chön&#x017F;ter Gegend &#xA75B;c. Mein Rei&#x017F;en bedeutet wie das Fliegen<lb/>
der Fledermäu&#x017F;e, allzeit &#x017F;chönes Wetter. Vielleicht mach&#x2019; ich Ihnen<lb/>
&#x2014; und dem ganzen <hi rendition="#aq">corps diplomatique,</hi> das in die Bäder geht &#x2014;<lb/>
durch die gewi&#x017F;&#x017F;e Nachricht eine Freude, daß die beiden Monate &#xA75B;c. &#xA75B;c.<lb/>
&#x2014; Ich freue mich auf das Wieder&#x017F;ehen und Wiederhören eines<lb n="25"/>
Mannes, der mir durch älte&#x017F;te und neue&#x017F;te Vergangenheit &#x017F;o werth<lb/>
und bedeutend geworden. Aber eben darum wün&#x017F;cht&#x2019; ich &#x2014; da die<lb/>
Heilbäder gleich den Blutbädern des Kriegs immer die Ge&#x017F;andten<lb/>
entfernen &#x2014; nur 3 Worte von Ihnen (wenn Sie für mich &#x017F;o viele<lb/>
vom wortreichen Bundestag übrigbehalten), welche mir Ihre<lb n="30"/>
Gegenwart ver&#x017F;prechen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>408<hi rendition="#aq">a.</hi> An <hi rendition="#g">Otto</hi>.</head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Mai 1818?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, lieber Otto! Das Ausziehen &#x2014; für mich ein[e]<lb/>
Folter-Terrizion, und wenn es eines aus Aegypten wäre &#x2014; hat<lb n="35"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0193] Hände wie die Wahrheit erſt durch viele Köpfe. — Bei der dieß- jährigen Penſion hat ſich gar der Zahlmeiſter ſelber ein Indult ausgefertigt und ich warte noch heute auf deſſen Ablauf. Emanuel zieht Ihnen nun meine Bitte durch ſeine Verſicherung zu, daß Sie ſie am beſten erfüllen könnten und wollten. Geben Sie ihm Recht! — 5 Jetzo eben mit dem Regen werd’ ich daran erinnert, daß ich mir vielleicht um Sie und andere in München — welche aus Mangel eines guten Wetterpropheten den reichen Verſprechungen des Frühlings zu mistrauen anfangen — ein kleines Verdienſt erwerbe, wenn ich Sie verſichere, daß Juny, July ſchön bis zur Gluth und 10 Dürre ausfallen werden. — Laſſen Sie ja der Clio, die Ihnen eine ſo reichliche Morgengabe eingebracht, ſich nicht durch den Finanz- merkur untreu machen ... N. S. Kommt (Cloeter) zu Ihnen: ſo wird er, ungewohnt und unkundig der juriſtiſchen Wendeltreppen, Ihnen ſeine Jammergeſchichte erzählen. Möchten Sie ſie endigen 15 helfen. 408. An Karl Aug. von Wangenheim in Frankfurt a. M. [Bayreuth, 18. Mai 1818] Endlich werd’ ich die Freude haben, Sie nach einer ſo langen an Himmeln und Höllen fruchtbaren Vergangenheit wiederzuſehen und 20 zwar in ſchönſter Gegend ꝛc. Mein Reiſen bedeutet wie das Fliegen der Fledermäuſe, allzeit ſchönes Wetter. Vielleicht mach’ ich Ihnen — und dem ganzen corps diplomatique, das in die Bäder geht — durch die gewiſſe Nachricht eine Freude, daß die beiden Monate ꝛc. ꝛc. — Ich freue mich auf das Wiederſehen und Wiederhören eines 25 Mannes, der mir durch älteſte und neueſte Vergangenheit ſo werth und bedeutend geworden. Aber eben darum wünſcht’ ich — da die Heilbäder gleich den Blutbädern des Kriegs immer die Geſandten entfernen — nur 3 Worte von Ihnen (wenn Sie für mich ſo viele vom wortreichen Bundestag übrigbehalten), welche mir Ihre 30 Gegenwart verſprechen. 408a. An Otto. [Bayreuth, Mai 1818?] Guten Morgen, lieber Otto! Das Ausziehen — für mich ein[e] Folter-Terrizion, und wenn es eines aus Aegypten wäre — hat 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/193
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/193>, abgerufen am 02.05.2024.