Seine mannigfachen Kenntnisse -- zumal in einer solchen kör- perlichen Einkleidung der Noth -- verdienen wol die Belohnung durch die kleine Stelle, die er sucht. -- Er Flügelmann der Dekane.5
405. An stud. theol. K. A. Nehmiz in Halle.
[Kopie][Bayreuth, 16. Mai 1818]
Zur Antwort auf .. gehört ein Buch; und ich habe nicht einmal Zeit zu Briefen. Den Geschmack des Publikums lernen Sie bei Bücherverleihern und Rezensenten kennen; -- den guten bei den10 Mustern aller Völker; -- und die Mittel, ihn zu befriedigen, muß die eigne Begeisterung darreichen. In Ihren Briefen find' ich Phantasie, Witz und Kenntnisse. Ahmen Sie damit allen Mustern nach, nur keinem einzigen allein -- mich ohnehin am wenigsten -- so wird es Ihnen gelingen.15
*406. An stud. theol. Rudolf Stier in Halle.
[Bayreuth, 16. Mai 1818]
Zuerst das längere Lob und dann der kürzere Tadel! -- Die Kro- kodilleier haben mich fast meistens durch Wahrheit, Gemüth, Phantasie, Fülle und Hülle erfreuet, und ich könnte mehre besonders20 auszeichnen als blos: 22. 20. 18. 34. 46. 55. 56. 78. etc. Auch die Nebenblätter schließen würdig die Reihe. Den Streckversen fehlt etwas Klang. Nachahmerei habe ich wenig gefunden, Ansichten und Bilder gehören dem Verfasser.25
407. An Finanzrat Chr. Karl Barth in München.
[Kopie][Bayreuth, 18. Mai 1818]
Dieses Blatt ist leider keines an den Verfasser der Urgeschichte, sondern an den Abfasser der Finanzverordnungen. Und in die Finanzkammer bin ich auch mit meiner Pension eingepfarrt .... Bisher mußte der Gehalt erst eine Reise um das halbe Land machen30 nach Frankfurt an einen Kaufmann und dann in Briefe verwandelt wieder an einen hiesigen. Kurz ich erhielt ihn erst durch so viele
404. An Dekan Erhard Fr. Vogel in Wunſiedel.
[Kopie][Bayreuth, 15. Mai 1818]
Seine mannigfachen Kenntniſſe — zumal in einer ſolchen kör- perlichen Einkleidung der Noth — verdienen wol die Belohnung durch die kleine Stelle, die er ſucht. — Er Flügelmann der Dekane.5
405. An stud. theol. K. A. Nehmiz in Halle.
[Kopie][Bayreuth, 16. Mai 1818]
Zur Antwort auf .. gehört ein Buch; und ich habe nicht einmal Zeit zu Briefen. Den Geſchmack des Publikums lernen Sie bei Bücherverleihern und Rezenſenten kennen; — den guten bei den10 Muſtern aller Völker; — und die Mittel, ihn zu befriedigen, muß die eigne Begeiſterung darreichen. In Ihren Briefen find’ ich Phantaſie, Witz und Kenntniſſe. Ahmen Sie damit allen Muſtern nach, nur keinem einzigen allein — mich ohnehin am wenigſten — ſo wird es Ihnen gelingen.15
*406. An stud. theol. Rudolf Stier in Halle.
[Bayreuth, 16. Mai 1818]
Zuerſt das längere Lob und dann der kürzere Tadel! — Die Kro- kodilleier haben mich faſt meiſtens durch Wahrheit, Gemüth, Phantaſie, Fülle und Hülle erfreuet, und ich könnte mehre beſonders20 auszeichnen als blos: 22. 20. 18. 34. 46. 55. 56. 78. ꝛc. Auch die Nebenblätter ſchließen würdig die Reihe. Den Streckverſen fehlt etwas Klang. Nachahmerei habe ich wenig gefunden, Anſichten und Bilder gehören dem Verfaſſer.25
407. An Finanzrat Chr. Karl Barth in München.
[Kopie][Bayreuth, 18. Mai 1818]
Dieſes Blatt iſt leider keines an den Verfaſſer der Urgeſchichte, ſondern an den Abfaſſer der Finanzverordnungen. Und in die Finanzkammer bin ich auch mit meiner Penſion eingepfarrt .... Bisher mußte der Gehalt erſt eine Reiſe um das halbe Land machen30 nach Frankfurt an einen Kaufmann und dann in Briefe verwandelt wieder an einen hieſigen. Kurz ich erhielt ihn erſt durch ſo viele
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[185/0192]
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[Bayreuth, 15. Mai 1818]
Seine mannigfachen Kenntniſſe — zumal in einer ſolchen kör-
perlichen Einkleidung der Noth — verdienen wol die Belohnung
durch die kleine Stelle, die er ſucht. — Er Flügelmann der Dekane. 5
405. An stud. theol. K. A. Nehmiz in Halle.
[Bayreuth, 16. Mai 1818]
Zur Antwort auf .. gehört ein Buch; und ich habe nicht einmal
Zeit zu Briefen. Den Geſchmack des Publikums lernen Sie bei
Bücherverleihern und Rezenſenten kennen; — den guten bei den 10
Muſtern aller Völker; — und die Mittel, ihn zu befriedigen, muß
die eigne Begeiſterung darreichen. In Ihren Briefen find’ ich
Phantaſie, Witz und Kenntniſſe. Ahmen Sie damit allen Muſtern
nach, nur keinem einzigen allein — mich ohnehin am wenigſten —
ſo wird es Ihnen gelingen. 15
*406. An stud. theol. Rudolf Stier in Halle.
[Bayreuth, 16. Mai 1818]
Zuerſt das längere Lob und dann der kürzere Tadel! — Die Kro-
kodilleier haben mich faſt meiſtens durch Wahrheit, Gemüth,
Phantaſie, Fülle und Hülle erfreuet, und ich könnte mehre beſonders 20
auszeichnen als blos: 22. 20. 18. 34. 46. 55. 56. 78. ꝛc. Auch die
Nebenblätter ſchließen würdig die Reihe. Den Streckverſen fehlt
etwas Klang. Nachahmerei habe ich wenig gefunden, Anſichten und
Bilder gehören dem Verfaſſer. 25
407. An Finanzrat Chr. Karl Barth in München.
[Bayreuth, 18. Mai 1818]
Dieſes Blatt iſt leider keines an den Verfaſſer der Urgeſchichte,
ſondern an den Abfaſſer der Finanzverordnungen. Und in die
Finanzkammer bin ich auch mit meiner Penſion eingepfarrt ....
Bisher mußte der Gehalt erſt eine Reiſe um das halbe Land machen 30
nach Frankfurt an einen Kaufmann und dann in Briefe verwandelt
wieder an einen hieſigen. Kurz ich erhielt ihn erſt durch ſo viele
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/192>, abgerufen am 17.07.2024.
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