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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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Wahrscheinlich ists dieselbe Buchhändlergelegenheit, die mich im
vorigen Jahre ohne Ihre Schuld so lange auf die Fastenpredigten
warten ließ.

Ich erkenne Ihre gütige Schonung meiner Kosten; gleichwol bitt'
ich Sie, mir künftig lieber alles durch den Postwagen direkte zu5
übermachen.

Ihr
ergebner
Dr. Jean Paul Fr. Richter
380. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.10
[Konzept]

Ihrer [Exzellenz] wurde gewiß niemals ein so kleines Geschenk
[gemacht] als dieses Büchelchen ist; und doch werd' ich es nicht be-
reuen, es Ihnen gemacht zu haben, wenn es Ihre ernsten und arbeit-
schweren Stunden mit einigen leichten heitern Augenblicken zu unter-15
brechen und zu erleichtern vermag. Mögen Sie es mit demselben
Wolwollen aufnehmen wie bisher den Verfasser. Mit schuldigster
Ehrerbietung

381. An Friedrich von Raumer in Breslau.
20

So spielen wir denn die Menächmen eines wechselseitigen Irr-
thums. Denn ich wußte in der schönen Verwirrung des Heidel-
berger
Reichthums nichts als Ihren Namen, aber nicht dieß, daß
Sie der Verfasser der Herbstreise sind; sonst hätt' ich meine Freude
über diese, die ich andern mittheilte, natürlicher ihrem Geber selber25
bezeigt. Denn Ihr Geschenk hab' ich wirklich doppelt erhalten, so
wie Sie vom Schicksal die Reise selber.

In Ihrem Buche lebt ein ganzer Mensch mit allen schönsten
Gliedern von Witz, Laune, Gefühl und Einsicht. Für einen Reich-
thum so mancher Art ist ein Reisewagen das beste Vehikel, um ihn30
zu den Lesern zu bringen und auszupacken. Daß mich Ihre poli-
tische Wärme, deren Sonne das Alterthum ist, am meisten erquickte,
können Sie aus meinen eignen Werken errathen. Wie ins Gedicht
nicht der Verfasser, so gehört gerade in die Reisebeschreibung dieser

Wahrſcheinlich iſts dieſelbe Buchhändlergelegenheit, die mich im
vorigen Jahre ohne Ihre Schuld ſo lange auf die Faſtenpredigten
warten ließ.

Ich erkenne Ihre gütige Schonung meiner Koſten; gleichwol bitt’
ich Sie, mir künftig lieber alles durch den Poſtwagen direkte zu5
übermachen.

Ihr
ergebner
Dr. Jean Paul Fr. Richter
380. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.10
[Konzept]

Ihrer [Exzellenz] wurde gewiß niemals ein ſo kleines Geſchenk
[gemacht] als dieſes Büchelchen iſt; und doch werd’ ich es nicht be-
reuen, es Ihnen gemacht zu haben, wenn es Ihre ernſten und arbeit-
ſchweren Stunden mit einigen leichten heitern Augenblicken zu unter-15
brechen und zu erleichtern vermag. Mögen Sie es mit demſelben
Wolwollen aufnehmen wie bisher den Verfaſſer. Mit ſchuldigſter
Ehrerbietung

381. An Friedrich von Raumer in Breslau.
20

So ſpielen wir denn die Menächmen eines wechſelſeitigen Irr-
thums. Denn ich wußte in der ſchönen Verwirrung des Heidel-
berger
Reichthums nichts als Ihren Namen, aber nicht dieß, daß
Sie der Verfaſſer der Herbſtreiſe ſind; ſonſt hätt’ ich meine Freude
über dieſe, die ich andern mittheilte, natürlicher ihrem Geber ſelber25
bezeigt. Denn Ihr Geſchenk hab’ ich wirklich doppelt erhalten, ſo
wie Sie vom Schickſal die Reiſe ſelber.

In Ihrem Buche lebt ein ganzer Menſch mit allen ſchönſten
Gliedern von Witz, Laune, Gefühl und Einſicht. Für einen Reich-
thum ſo mancher Art iſt ein Reiſewagen das beſte Vehikel, um ihn30
zu den Leſern zu bringen und auszupacken. Daß mich Ihre poli-
tiſche Wärme, deren Sonne das Alterthum iſt, am meiſten erquickte,
können Sie aus meinen eignen Werken errathen. Wie ins Gedicht
nicht der Verfaſſer, ſo gehört gerade in die Reiſebeſchreibung dieſer

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[175/0182] Wahrſcheinlich iſts dieſelbe Buchhändlergelegenheit, die mich im vorigen Jahre ohne Ihre Schuld ſo lange auf die Faſtenpredigten warten ließ. Ich erkenne Ihre gütige Schonung meiner Koſten; gleichwol bitt’ ich Sie, mir künftig lieber alles durch den Poſtwagen direkte zu 5 übermachen. Ihr ergebner Dr. Jean Paul Fr. Richter 380. An Freiherrn von Welden in Bayreuth. 10 [Bayreuth, 3. März 1818] Ihrer [Exzellenz] wurde gewiß niemals ein ſo kleines Geſchenk [gemacht] als dieſes Büchelchen iſt; und doch werd’ ich es nicht be- reuen, es Ihnen gemacht zu haben, wenn es Ihre ernſten und arbeit- ſchweren Stunden mit einigen leichten heitern Augenblicken zu unter- 15 brechen und zu erleichtern vermag. Mögen Sie es mit demſelben Wolwollen aufnehmen wie bisher den Verfaſſer. Mit ſchuldigſter Ehrerbietung 381. An Friedrich von Raumer in Breslau. Baireut d. 6ten März 1818 20 So ſpielen wir denn die Menächmen eines wechſelſeitigen Irr- thums. Denn ich wußte in der ſchönen Verwirrung des Heidel- berger Reichthums nichts als Ihren Namen, aber nicht dieß, daß Sie der Verfaſſer der Herbſtreiſe ſind; ſonſt hätt’ ich meine Freude über dieſe, die ich andern mittheilte, natürlicher ihrem Geber ſelber 25 bezeigt. Denn Ihr Geſchenk hab’ ich wirklich doppelt erhalten, ſo wie Sie vom Schickſal die Reiſe ſelber. In Ihrem Buche lebt ein ganzer Menſch mit allen ſchönſten Gliedern von Witz, Laune, Gefühl und Einſicht. Für einen Reich- thum ſo mancher Art iſt ein Reiſewagen das beſte Vehikel, um ihn 30 zu den Leſern zu bringen und auszupacken. Daß mich Ihre poli- tiſche Wärme, deren Sonne das Alterthum iſt, am meiſten erquickte, können Sie aus meinen eignen Werken errathen. Wie ins Gedicht nicht der Verfaſſer, ſo gehört gerade in die Reiſebeſchreibung dieſer

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/182>, abgerufen am 02.05.2024.