Im Frühlinge werd' ich das Vergnügen haben, manche Fragen Ihrer Briefe in Heidelberg selber zu beantworten.
Ihr ergebner Dr. J. P. F. Richter
5
374. An Sophie Paulus in Heidelberg.
Baireuth d. 3. Febr. 1818
Warum hab' ich Ihnen denn nicht schon längst gedankt, gute freundliche Sophie, für ein so beschwerliches Amt, da Sie leichter die Heldin als die Korrektorin eines Romans sein könnten? Ich10 kann Ihnen wenig vergelten, da ich höchstens der Korrektor des mündlichen Druckfehlers net zu werden vermag. --
Für das angebotene Geschenk einer Wohnung sei Ihnen und den Ihrigen der Dank eines gerührten Herzens, das schon von der Wolthat, nicht erst zu ihr kommt, gesagt. Ihr rundes Tischchen15 mit der Familiendrei[ei]nigkeit besetzt, ist ja mehr als alles was Sie mir von Ihrer Wohnung geben können. Und ach an diesem Tisch- chen werd' ich bei der Kürze meines Aufenthaltes nicht lange bleiben dürfen! Herzlich grüß' ich durch Sie alle Ihre Geliebten, Mutter und Vater und Wilhelm.20
Ihr unveränderlicher Richter
[Adr.] An meine geliebte Sophie Paulus.
375. An Henriette von Ende in Leipzig.25
[Unter einem Brief Karolinens v. 3. Febr. 1818]
N. S. Sie sollten, höchstgeschätzte Freundin, das ganze Jahr nichts thun als schenken -- wiewol Sie es auch thun --, weil niemand mit solcher gefälligen Wahl zu schenken weiß als Sie. Ihre Federn sind für mich einem Paradiesvogel aus den Flügeln gezogen; sie30 sind meine einzigen Brieffedern und meine andern theuersten bleiben blos dem gemeinen Gebrauche. -- Im Frühjahr werd' ich Heidel- berg wiedersehen und einige neue Menschen dazu; aber dieß wird
Im Frühlinge werd’ ich das Vergnügen haben, manche Fragen Ihrer Briefe in Heidelberg ſelber zu beantworten.
Ihr ergebner Dr. J. P. F. Richter
5
374. An Sophie Paulus in Heidelberg.
Baireuth d. 3. Febr. 1818
Warum hab’ ich Ihnen denn nicht ſchon längſt gedankt, gute freundliche Sophie, für ein ſo beſchwerliches Amt, da Sie leichter die Heldin als die Korrektorin eines Romans ſein könnten? Ich10 kann Ihnen wenig vergelten, da ich höchſtens der Korrektor des mündlichen Druckfehlers net zu werden vermag. —
Für das angebotene Geſchenk einer Wohnung ſei Ihnen und den Ihrigen der Dank eines gerührten Herzens, das ſchon von der Wolthat, nicht erſt zu ihr kommt, geſagt. Ihr rundes Tiſchchen15 mit der Familiendrei[ei]nigkeit beſetzt, iſt ja mehr als alles was Sie mir von Ihrer Wohnung geben können. Und ach an dieſem Tiſch- chen werd’ ich bei der Kürze meines Aufenthaltes nicht lange bleiben dürfen! Herzlich grüß’ ich durch Sie alle Ihre Geliebten, Mutter und Vater und Wilhelm.20
Ihr unveränderlicher Richter
[Adr.] An meine geliebte Sophie Paulus.
375. An Henriette von Ende in Leipzig.25
[Unter einem Brief Karolinens v. 3. Febr. 1818]
N. S. Sie ſollten, höchſtgeſchätzte Freundin, das ganze Jahr nichts thun als ſchenken — wiewol Sie es auch thun —, weil niemand mit ſolcher gefälligen Wahl zu ſchenken weiß als Sie. Ihre Federn ſind für mich einem Paradiesvogel aus den Flügeln gezogen; ſie30 ſind meine einzigen Brieffedern und meine andern theuerſten bleiben blos dem gemeinen Gebrauche. — Im Frühjahr werd’ ich Heidel- berg wiederſehen und einige neue Menſchen dazu; aber dieß wird
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Im Frühlinge werd’ ich das Vergnügen haben, manche Fragen
Ihrer Briefe in Heidelberg ſelber zu beantworten.
Ihr
ergebner
Dr. J. P. F. Richter 5
374. An Sophie Paulus in Heidelberg.
Baireuth d. 3. Febr. 1818
Warum hab’ ich Ihnen denn nicht ſchon längſt gedankt, gute
freundliche Sophie, für ein ſo beſchwerliches Amt, da Sie leichter
die Heldin als die Korrektorin eines Romans ſein könnten? Ich 10
kann Ihnen wenig vergelten, da ich höchſtens der Korrektor des
mündlichen Druckfehlers net zu werden vermag. —
Für das angebotene Geſchenk einer Wohnung ſei Ihnen und
den Ihrigen der Dank eines gerührten Herzens, das ſchon von der
Wolthat, nicht erſt zu ihr kommt, geſagt. Ihr rundes Tiſchchen 15
mit der Familiendrei[ei]nigkeit beſetzt, iſt ja mehr als alles was Sie
mir von Ihrer Wohnung geben können. Und ach an dieſem Tiſch-
chen werd’ ich bei der Kürze meines Aufenthaltes nicht lange bleiben
dürfen! Herzlich grüß’ ich durch Sie alle Ihre Geliebten, Mutter
und Vater und Wilhelm. 20
Ihr
unveränderlicher
Richter
[Adr.] An meine geliebte Sophie Paulus.
375. An Henriette von Ende in Leipzig. 25
N. S. Sie ſollten, höchſtgeſchätzte Freundin, das ganze Jahr
nichts thun als ſchenken — wiewol Sie es auch thun —, weil niemand
mit ſolcher gefälligen Wahl zu ſchenken weiß als Sie. Ihre Federn
ſind für mich einem Paradiesvogel aus den Flügeln gezogen; ſie 30
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/179>, abgerufen am 18.07.2024.
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