Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite
362. An Emanuel.

Mein guter Emanuel! Anstatt eine gute Nacht zu sagen, wie
ich wollte, schreib' ich sie blos; denn sogar das Bescheeren ermüdet.
Haben Sie noch Voßens Brief? C[aroline] hatt ihn noch nicht5
gelesen. Doppelt dreifach gute Nacht.

363. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Alter! Hier mach' ich Ihnen ein kleines
Weihnachtgeschenk mit einer ganzen wolerhaltenen Feder, die in10
Baireut ihres Gleichen sucht, aber vergeblich --, deßgleichen hier
mit einem Stückchen treffliches Briefpapier, das ich von Ihrem
abgeschnitten. -- Meinen Krankenbericht mag Pfeffer bei Ihnen,
oder doch zu Hause so schnell lesen, daß er nicht in der Stadt umläuft
und neue Lügen heckt. -- Wie Recht hatt ich leider vor 2 Monaten15
mit der Prophezeiung der kalten Christwoche, die ohne den rothen
Fingerhut für mein Leben wirklich eine Ruprechtwoche sein würde!

364. An Emanuel.
20

Guten Morgen, Emanuel! -- Mit der baireuter Zeitung lief
auch beifolgendes Blatt. -- Schneiden Sie nur an Ihrer herrlichen
brittischen Feder ein[en] langen Schnabel: Sie werden sich wundern,
wie männlich sie schreibt. -- Hufelands Brief hatte Otto noch nicht.
-- Ich gebrauche das lange Rezept nicht, sondern meinen Fingerhut
fort und befinde mich trefflich. Einen Gruß an die Freundliche!25

365. An Charlotte Schütz in Jena.
[Kopie]

Gebe Gott, liebe Lotte, daß meine beklommene Antwort auf
Ihren beklemmenden Brief Sie noch findet -- (Der letzte Brief in
diesem Jahr -- die Kälte zu Weihnachten ist der Ruprecht des30
Christkindes -- Aber der weibliche Körper hat so viele Kraft, Er-
mattungen auszuhalten und nur langsam zu sterben, als das weib-

362. An Emanuel.

Mein guter Emanuel! Anſtatt eine gute Nacht zu ſagen, wie
ich wollte, ſchreib’ ich ſie blos; denn ſogar das Beſcheeren ermüdet.
Haben Sie noch Voßens Brief? C[aroline] hatt ihn noch nicht5
geleſen. Doppelt dreifach gute Nacht.

363. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Alter! Hier mach’ ich Ihnen ein kleines
Weihnachtgeſchenk mit einer ganzen wolerhaltenen Feder, die in10
Baireut ihres Gleichen ſucht, aber vergeblich —, deßgleichen hier
mit einem Stückchen treffliches Briefpapier, das ich von Ihrem
abgeſchnitten. — Meinen Krankenbericht mag Pfeffer bei Ihnen,
oder doch zu Hauſe ſo ſchnell leſen, daß er nicht in der Stadt umläuft
und neue Lügen heckt. — Wie Recht hatt ich leider vor 2 Monaten15
mit der Prophezeiung der kalten Chriſtwoche, die ohne den rothen
Fingerhut für mein Leben wirklich eine Ruprechtwoche ſein würde!

364. An Emanuel.
20

Guten Morgen, Emanuel! — Mit der baireuter Zeitung lief
auch beifolgendes Blatt. — Schneiden Sie nur an Ihrer herrlichen
brittiſchen Feder ein[en] langen Schnabel: Sie werden ſich wundern,
wie männlich ſie ſchreibt. — Hufelands Brief hatte Otto noch nicht.
— Ich gebrauche das lange Rezept nicht, ſondern meinen Fingerhut
fort und befinde mich trefflich. Einen Gruß an die Freundliche!25

365. An Charlotte Schütz in Jena.
[Kopie]

Gebe Gott, liebe Lotte, daß meine beklommene Antwort auf
Ihren beklemmenden Brief Sie noch findet — (Der letzte Brief in
dieſem Jahr — die Kälte zu Weihnachten iſt der Ruprecht des30
Chriſtkindes — Aber der weibliche Körper hat ſo viele Kraft, Er-
mattungen auszuhalten und nur langſam zu ſterben, als das weib-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0172" n="165"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>362. An <hi rendition="#g">Emanuel</hi>.</head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 24. Dez. 1817]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein guter <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> An&#x017F;tatt eine gute Nacht zu &#x017F;agen, wie<lb/>
ich wollte, &#x017F;chreib&#x2019; ich &#x017F;ie blos; denn &#x017F;ogar das Be&#x017F;cheeren ermüdet.<lb/>
Haben Sie noch Voßens Brief? <hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> hatt ihn noch nicht<lb n="5"/>
gele&#x017F;en. Doppelt dreifach gute Nacht.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>363. An <hi rendition="#g">Emanuel</hi>.</head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 26. Dez. 1817]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein Alter! Hier mach&#x2019; ich Ihnen ein kleines<lb/>
Weihnachtge&#x017F;chenk mit einer ganzen wolerhaltenen Feder, die in<lb n="10"/> <hi rendition="#aq">Baireut</hi> ihres Gleichen &#x017F;ucht, aber vergeblich &#x2014;, deßgleichen hier<lb/>
mit einem Stückchen treffliches Briefpapier, das ich von Ihrem<lb/>
abge&#x017F;chnitten. &#x2014; Meinen Krankenbericht mag Pfeffer bei Ihnen,<lb/>
oder doch zu Hau&#x017F;e &#x017F;o &#x017F;chnell le&#x017F;en, daß er nicht in der Stadt umläuft<lb/>
und neue Lügen heckt. &#x2014; Wie Recht hatt ich leider vor 2 Monaten<lb n="15"/>
mit der Prophezeiung der kalten Chri&#x017F;twoche, die ohne den rothen<lb/>
Fingerhut für mein Leben wirklich eine Ruprechtwoche &#x017F;ein würde!</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>364. An <hi rendition="#g">Emanuel</hi>.</head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 30. Dez. 1817]</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p>Guten Morgen, Emanuel! &#x2014; Mit der baireuter Zeitung lief<lb/>
auch beifolgendes Blatt. &#x2014; Schneiden Sie nur an Ihrer herrlichen<lb/>
britti&#x017F;chen Feder ein[en] langen Schnabel: Sie werden &#x017F;ich wundern,<lb/>
wie männlich &#x017F;ie &#x017F;chreibt. &#x2014; Hufelands Brief hatte <hi rendition="#aq">Otto</hi> noch nicht.<lb/>
&#x2014; Ich gebrauche das lange Rezept nicht, &#x017F;ondern meinen Fingerhut<lb/>
fort und befinde mich trefflich. Einen Gruß an die Freundliche!<lb n="25"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>365. An <hi rendition="#g">Charlotte Schütz in Jena</hi>.</head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 30. Dez. 1817]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Gebe Gott, liebe Lotte, daß meine beklommene Antwort auf<lb/>
Ihren beklemmenden Brief Sie noch findet &#x2014; (Der letzte Brief in<lb/>
die&#x017F;em Jahr &#x2014; die Kälte zu Weihnachten i&#x017F;t der Ruprecht des<lb n="30"/>
Chri&#x017F;tkindes &#x2014; Aber der weibliche Körper hat &#x017F;o viele Kraft, Er-<lb/>
mattungen auszuhalten und nur lang&#x017F;am zu &#x017F;terben, als das weib-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0172] 362. An Emanuel. [Bayreuth, 24. Dez. 1817] Mein guter Emanuel! Anſtatt eine gute Nacht zu ſagen, wie ich wollte, ſchreib’ ich ſie blos; denn ſogar das Beſcheeren ermüdet. Haben Sie noch Voßens Brief? C[aroline] hatt ihn noch nicht 5 geleſen. Doppelt dreifach gute Nacht. 363. An Emanuel. [Bayreuth, 26. Dez. 1817] Guten Morgen, mein Alter! Hier mach’ ich Ihnen ein kleines Weihnachtgeſchenk mit einer ganzen wolerhaltenen Feder, die in 10 Baireut ihres Gleichen ſucht, aber vergeblich —, deßgleichen hier mit einem Stückchen treffliches Briefpapier, das ich von Ihrem abgeſchnitten. — Meinen Krankenbericht mag Pfeffer bei Ihnen, oder doch zu Hauſe ſo ſchnell leſen, daß er nicht in der Stadt umläuft und neue Lügen heckt. — Wie Recht hatt ich leider vor 2 Monaten 15 mit der Prophezeiung der kalten Chriſtwoche, die ohne den rothen Fingerhut für mein Leben wirklich eine Ruprechtwoche ſein würde! 364. An Emanuel. [Bayreuth, 30. Dez. 1817] 20 Guten Morgen, Emanuel! — Mit der baireuter Zeitung lief auch beifolgendes Blatt. — Schneiden Sie nur an Ihrer herrlichen brittiſchen Feder ein[en] langen Schnabel: Sie werden ſich wundern, wie männlich ſie ſchreibt. — Hufelands Brief hatte Otto noch nicht. — Ich gebrauche das lange Rezept nicht, ſondern meinen Fingerhut fort und befinde mich trefflich. Einen Gruß an die Freundliche! 25 365. An Charlotte Schütz in Jena. [Bayreuth, 30. Dez. 1817] Gebe Gott, liebe Lotte, daß meine beklommene Antwort auf Ihren beklemmenden Brief Sie noch findet — (Der letzte Brief in dieſem Jahr — die Kälte zu Weihnachten iſt der Ruprecht des 30 Chriſtkindes — Aber der weibliche Körper hat ſo viele Kraft, Er- mattungen auszuhalten und nur langſam zu ſterben, als das weib-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/172
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/172>, abgerufen am 03.05.2024.