Mein guter Emanuel! Anstatt eine gute Nacht zu sagen, wie ich wollte, schreib' ich sie blos; denn sogar das Bescheeren ermüdet. Haben Sie noch Voßens Brief? C[aroline] hatt ihn noch nicht5 gelesen. Doppelt dreifach gute Nacht.
363. An Emanuel.
[Bayreuth, 26. Dez. 1817]
Guten Morgen, mein Alter! Hier mach' ich Ihnen ein kleines Weihnachtgeschenk mit einer ganzen wolerhaltenen Feder, die in10 Baireut ihres Gleichen sucht, aber vergeblich --, deßgleichen hier mit einem Stückchen treffliches Briefpapier, das ich von Ihrem abgeschnitten. -- Meinen Krankenbericht mag Pfeffer bei Ihnen, oder doch zu Hause so schnell lesen, daß er nicht in der Stadt umläuft und neue Lügen heckt. -- Wie Recht hatt ich leider vor 2 Monaten15 mit der Prophezeiung der kalten Christwoche, die ohne den rothen Fingerhut für mein Leben wirklich eine Ruprechtwoche sein würde!
364. An Emanuel.
[Bayreuth, 30. Dez. 1817]20
Guten Morgen, Emanuel! -- Mit der baireuter Zeitung lief auch beifolgendes Blatt. -- Schneiden Sie nur an Ihrer herrlichen brittischen Feder ein[en] langen Schnabel: Sie werden sich wundern, wie männlich sie schreibt. -- Hufelands Brief hatte Otto noch nicht. -- Ich gebrauche das lange Rezept nicht, sondern meinen Fingerhut fort und befinde mich trefflich. Einen Gruß an die Freundliche!25
365. An Charlotte Schütz in Jena.
[Kopie][Bayreuth, 30. Dez. 1817]
Gebe Gott, liebe Lotte, daß meine beklommene Antwort auf Ihren beklemmenden Brief Sie noch findet -- (Der letzte Brief in diesem Jahr -- die Kälte zu Weihnachten ist der Ruprecht des30 Christkindes -- Aber der weibliche Körper hat so viele Kraft, Er- mattungen auszuhalten und nur langsam zu sterben, als das weib-
362. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Dez. 1817]
Mein guter Emanuel! Anſtatt eine gute Nacht zu ſagen, wie ich wollte, ſchreib’ ich ſie blos; denn ſogar das Beſcheeren ermüdet. Haben Sie noch Voßens Brief? C[aroline] hatt ihn noch nicht5 geleſen. Doppelt dreifach gute Nacht.
363. An Emanuel.
[Bayreuth, 26. Dez. 1817]
Guten Morgen, mein Alter! Hier mach’ ich Ihnen ein kleines Weihnachtgeſchenk mit einer ganzen wolerhaltenen Feder, die in10 Baireut ihres Gleichen ſucht, aber vergeblich —, deßgleichen hier mit einem Stückchen treffliches Briefpapier, das ich von Ihrem abgeſchnitten. — Meinen Krankenbericht mag Pfeffer bei Ihnen, oder doch zu Hauſe ſo ſchnell leſen, daß er nicht in der Stadt umläuft und neue Lügen heckt. — Wie Recht hatt ich leider vor 2 Monaten15 mit der Prophezeiung der kalten Chriſtwoche, die ohne den rothen Fingerhut für mein Leben wirklich eine Ruprechtwoche ſein würde!
364. An Emanuel.
[Bayreuth, 30. Dez. 1817]20
Guten Morgen, Emanuel! — Mit der baireuter Zeitung lief auch beifolgendes Blatt. — Schneiden Sie nur an Ihrer herrlichen brittiſchen Feder ein[en] langen Schnabel: Sie werden ſich wundern, wie männlich ſie ſchreibt. — Hufelands Brief hatte Otto noch nicht. — Ich gebrauche das lange Rezept nicht, ſondern meinen Fingerhut fort und befinde mich trefflich. Einen Gruß an die Freundliche!25
365. An Charlotte Schütz in Jena.
[Kopie][Bayreuth, 30. Dez. 1817]
Gebe Gott, liebe Lotte, daß meine beklommene Antwort auf Ihren beklemmenden Brief Sie noch findet — (Der letzte Brief in dieſem Jahr — die Kälte zu Weihnachten iſt der Ruprecht des30 Chriſtkindes — Aber der weibliche Körper hat ſo viele Kraft, Er- mattungen auszuhalten und nur langſam zu ſterben, als das weib-
<TEI><text><body><pbfacs="#f0172"n="165"/><divtype="letter"n="1"><head>362. An <hirendition="#g">Emanuel</hi>.</head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 24. Dez. 1817]</hi></dateline><lb/><p>Mein guter <hirendition="#aq">Emanuel!</hi> Anſtatt eine gute Nacht zu ſagen, wie<lb/>
ich wollte, ſchreib’ ich ſie blos; denn ſogar das Beſcheeren ermüdet.<lb/>
Haben Sie noch Voßens Brief? <hirendition="#aq">C[aroline]</hi> hatt ihn noch nicht<lbn="5"/>
geleſen. Doppelt dreifach gute Nacht.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>363. An <hirendition="#g">Emanuel</hi>.</head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 26. Dez. 1817]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, mein Alter! Hier mach’ ich Ihnen ein kleines<lb/>
Weihnachtgeſchenk mit einer ganzen wolerhaltenen Feder, die in<lbn="10"/><hirendition="#aq">Baireut</hi> ihres Gleichen ſucht, aber vergeblich —, deßgleichen hier<lb/>
mit einem Stückchen treffliches Briefpapier, das ich von Ihrem<lb/>
abgeſchnitten. — Meinen Krankenbericht mag Pfeffer bei Ihnen,<lb/>
oder doch zu Hauſe ſo ſchnell leſen, daß er nicht in der Stadt umläuft<lb/>
und neue Lügen heckt. — Wie Recht hatt ich leider vor 2 Monaten<lbn="15"/>
mit der Prophezeiung der kalten Chriſtwoche, die ohne den rothen<lb/>
Fingerhut für mein Leben wirklich eine Ruprechtwoche ſein würde!</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>364. An <hirendition="#g">Emanuel</hi>.</head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 30. Dez. 1817]</hi></dateline><lbn="20"/><p>Guten Morgen, Emanuel! — Mit der baireuter Zeitung lief<lb/>
auch beifolgendes Blatt. — Schneiden Sie nur an Ihrer herrlichen<lb/>
brittiſchen Feder ein[en] langen Schnabel: Sie werden ſich wundern,<lb/>
wie männlich ſie ſchreibt. — Hufelands Brief hatte <hirendition="#aq">Otto</hi> noch nicht.<lb/>— Ich gebrauche das lange Rezept nicht, ſondern meinen Fingerhut<lb/>
fort und befinde mich trefflich. Einen Gruß an die Freundliche!<lbn="25"/></p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>365. An <hirendition="#g">Charlotte Schütz in Jena</hi>.</head><lb/><notetype="editorial">[Kopie]</note><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 30. Dez. 1817]</hi></dateline><lb/><p>Gebe Gott, liebe Lotte, daß meine beklommene Antwort auf<lb/>
Ihren beklemmenden Brief Sie noch findet — (Der letzte Brief in<lb/>
dieſem Jahr — die Kälte zu Weihnachten iſt der Ruprecht des<lbn="30"/>
Chriſtkindes — Aber der weibliche Körper hat ſo viele Kraft, Er-<lb/>
mattungen auszuhalten und nur langſam zu ſterben, als das weib-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[165/0172]
362. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Dez. 1817]
Mein guter Emanuel! Anſtatt eine gute Nacht zu ſagen, wie
ich wollte, ſchreib’ ich ſie blos; denn ſogar das Beſcheeren ermüdet.
Haben Sie noch Voßens Brief? C[aroline] hatt ihn noch nicht 5
geleſen. Doppelt dreifach gute Nacht.
363. An Emanuel.
[Bayreuth, 26. Dez. 1817]
Guten Morgen, mein Alter! Hier mach’ ich Ihnen ein kleines
Weihnachtgeſchenk mit einer ganzen wolerhaltenen Feder, die in 10
Baireut ihres Gleichen ſucht, aber vergeblich —, deßgleichen hier
mit einem Stückchen treffliches Briefpapier, das ich von Ihrem
abgeſchnitten. — Meinen Krankenbericht mag Pfeffer bei Ihnen,
oder doch zu Hauſe ſo ſchnell leſen, daß er nicht in der Stadt umläuft
und neue Lügen heckt. — Wie Recht hatt ich leider vor 2 Monaten 15
mit der Prophezeiung der kalten Chriſtwoche, die ohne den rothen
Fingerhut für mein Leben wirklich eine Ruprechtwoche ſein würde!
364. An Emanuel.
[Bayreuth, 30. Dez. 1817] 20
Guten Morgen, Emanuel! — Mit der baireuter Zeitung lief
auch beifolgendes Blatt. — Schneiden Sie nur an Ihrer herrlichen
brittiſchen Feder ein[en] langen Schnabel: Sie werden ſich wundern,
wie männlich ſie ſchreibt. — Hufelands Brief hatte Otto noch nicht.
— Ich gebrauche das lange Rezept nicht, ſondern meinen Fingerhut
fort und befinde mich trefflich. Einen Gruß an die Freundliche! 25
365. An Charlotte Schütz in Jena.
[Bayreuth, 30. Dez. 1817]
Gebe Gott, liebe Lotte, daß meine beklommene Antwort auf
Ihren beklemmenden Brief Sie noch findet — (Der letzte Brief in
dieſem Jahr — die Kälte zu Weihnachten iſt der Ruprecht des 30
Chriſtkindes — Aber der weibliche Körper hat ſo viele Kraft, Er-
mattungen auszuhalten und nur langſam zu ſterben, als das weib-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/172>, abgerufen am 19.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.