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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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diesem Hause entbehren; aber ohne daß ich es den guten Schwar-
zischen,
welche meinetwegen nicht eine lange Tafel voll Zöglinge
ändern sollen, auch nur merken ließe. Ich freue mich kindlich auf
unser Wiederbeisammenleben. -- Luise Imhof ging als glückliche
Gattin eines sehr schönen Mannes Klock auf ein Gut Massen bei5
Breslau. -- Ach warum schreibst du so gar selten? -- Daß ja Emma
das Manuskript bei meiner Ankunft zu Ende hat. -- Jung schrieb
an mich schon vor meinem Briefe. -- Ist etwas verloren oder
verdorben worden zu Hause: so schreibe mirs vorher, damit ich die
Ankunft ohne Trübung habe.10


Das Wetter hat sich verschönert und Morgen geh ich nach Man-
heim. Deine Briefe richte immer hieher; ich werde ohnehin eher
hier ankommen als deine Antworten. Ich schreibe dieß wieder auf
dem Berge, vom Glanze der Gegend umgeben; wie froh könnt' ich15
sein, wenn ich euch gar hier hätte und den langen Rückweg nicht vor
mir. Auf deine Gesundheit wurde schon oft getrunken. Unbegreiflich
ists, wie man über sich selber -- den [man] doch mitnimmt -- erst die
rechte Übersicht gewinnt und die eignen Fehler einsieht, wenn man
blos in andere Verhältnisse und Gegenden kommt; inzwischen gehts20
mir so und ich werde daher in einer neuen sehr verbesserten Auflage
zu dir, du Gute, zurückkommen. -- Wende ja ein Bischen Geld auf
deine und der Kinder Freuden und willst du aus Hausfurcht nicht
weit fahren: so bitte dir öfter die zu, die deiner werth sind. -- Ich
bin übermäßig gesund, ob ich gleich jeden Abend Thee, Wein und25
Punsch genießen muß, vom Sprechen nicht einmal zu sprechen, z. B.
bei der herrlichen Fahrt nach Weinheim, wo das Sprechen von
8 Uhr morgens dauerte bis 10 Uhr abends ohne andern Absatz als
den des Hörens.[Lücke]

30

Lebe wol, Geliebteste! Dein Brief, der gewis morgen kommen
muß, wird mir nach Manheim nachgeschickt. -- Mein Emanuel
und seine Em[an]uela seien recht gegrüßt -- und Otto -- und die
guten Kinderlein, die bald wieder um mein Kanapee stehen werden.

R.
35

dieſem Hauſe entbehren; aber ohne daß ich es den guten Schwar-
zischen,
welche meinetwegen nicht eine lange Tafel voll Zöglinge
ändern ſollen, auch nur merken ließe. Ich freue mich kindlich auf
unſer Wiederbeiſammenleben. — Luiſe Imhof ging als glückliche
Gattin eines ſehr ſchönen Mannes Klock auf ein Gut Maſſen bei5
Breslau. — Ach warum ſchreibſt du ſo gar ſelten? — Daß ja Emma
das Manuſkript bei meiner Ankunft zu Ende hat. — Jung ſchrieb
an mich ſchon vor meinem Briefe. — Iſt etwas verloren oder
verdorben worden zu Hauſe: ſo ſchreibe mirs vorher, damit ich die
Ankunft ohne Trübung habe.10


Das Wetter hat ſich verſchönert und Morgen geh ich nach Man-
heim. Deine Briefe richte immer hieher; ich werde ohnehin eher
hier ankommen als deine Antworten. Ich ſchreibe dieß wieder auf
dem Berge, vom Glanze der Gegend umgeben; wie froh könnt’ ich15
ſein, wenn ich euch gar hier hätte und den langen Rückweg nicht vor
mir. Auf deine Geſundheit wurde ſchon oft getrunken. Unbegreiflich
iſts, wie man über ſich ſelber — den [man] doch mitnimmt — erſt die
rechte Überſicht gewinnt und die eignen Fehler einſieht, wenn man
blos in andere Verhältniſſe und Gegenden kommt; inzwiſchen gehts20
mir ſo und ich werde daher in einer neuen ſehr verbeſſerten Auflage
zu dir, du Gute, zurückkommen. — Wende ja ein Bischen Geld auf
deine und der Kinder Freuden und willſt du aus Hausfurcht nicht
weit fahren: ſo bitte dir öfter die zu, die deiner werth ſind. — Ich
bin übermäßig geſund, ob ich gleich jeden Abend Thee, Wein und25
Punſch genießen muß, vom Sprechen nicht einmal zu ſprechen, z. B.
bei der herrlichen Fahrt nach Weinheim, wo das Sprechen von
8 Uhr morgens dauerte bis 10 Uhr abends ohne andern Abſatz als
den des Hörens.[Lücke]

30

Lebe wol, Geliebteſte! Dein Brief, der gewis morgen kommen
muß, wird mir nach Manheim nachgeſchickt. — Mein Emanuel
und ſeine Em[an]uela ſeien recht gegrüßt — und Otto — und die
guten Kinderlein, die bald wieder um mein Kanapee ſtehen werden.

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[134/0141] dieſem Hauſe entbehren; aber ohne daß ich es den guten Schwar- zischen, welche meinetwegen nicht eine lange Tafel voll Zöglinge ändern ſollen, auch nur merken ließe. Ich freue mich kindlich auf unſer Wiederbeiſammenleben. — Luiſe Imhof ging als glückliche Gattin eines ſehr ſchönen Mannes Klock auf ein Gut Maſſen bei 5 Breslau. — Ach warum ſchreibſt du ſo gar ſelten? — Daß ja Emma das Manuſkript bei meiner Ankunft zu Ende hat. — Jung ſchrieb an mich ſchon vor meinem Briefe. — Iſt etwas verloren oder verdorben worden zu Hauſe: ſo ſchreibe mirs vorher, damit ich die Ankunft ohne Trübung habe. 10 d. 6ten Das Wetter hat ſich verſchönert und Morgen geh ich nach Man- heim. Deine Briefe richte immer hieher; ich werde ohnehin eher hier ankommen als deine Antworten. Ich ſchreibe dieß wieder auf dem Berge, vom Glanze der Gegend umgeben; wie froh könnt’ ich 15 ſein, wenn ich euch gar hier hätte und den langen Rückweg nicht vor mir. Auf deine Geſundheit wurde ſchon oft getrunken. Unbegreiflich iſts, wie man über ſich ſelber — den [man] doch mitnimmt — erſt die rechte Überſicht gewinnt und die eignen Fehler einſieht, wenn man blos in andere Verhältniſſe und Gegenden kommt; inzwiſchen gehts 20 mir ſo und ich werde daher in einer neuen ſehr verbeſſerten Auflage zu dir, du Gute, zurückkommen. — Wende ja ein Bischen Geld auf deine und der Kinder Freuden und willſt du aus Hausfurcht nicht weit fahren: ſo bitte dir öfter die zu, die deiner werth ſind. — Ich bin übermäßig geſund, ob ich gleich jeden Abend Thee, Wein und 25 Punſch genießen muß, vom Sprechen nicht einmal zu ſprechen, z. B. bei der herrlichen Fahrt nach Weinheim, wo das Sprechen von 8 Uhr morgens dauerte bis 10 Uhr abends ohne andern Abſatz als den des Hörens. Abends 30 Lebe wol, Geliebteſte! Dein Brief, der gewis morgen kommen muß, wird mir nach Manheim nachgeſchickt. — Mein Emanuel und ſeine Em[an]uela ſeien recht gegrüßt — und Otto — und die guten Kinderlein, die bald wieder um mein Kanapee ſtehen werden. R. 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/141>, abgerufen am 02.10.2024.