An diesen Aufsätzen wird sich die Zensur weniger stoßen als an meinem letzten (Orient und Occident), woraus sie gerade die zwei besten Absätze ausstrich.
Ich danke für Ihre Bezahlung der Daemmerungen; und für den Druck in Jena, wo Zensur und Druck gut sind, nämlich jene5 keine Fehler voraussetzt, dieser keine hineinsetzt oder doch wenige. Was sagen denn bei Ihnen die 2 Gegenpartheien zu den Daemme- rungen? Wer jetzt die Wahrheit liebt und schreibt, macht sich gegenseitige Feinde selber zu Feinden.
Grüssen Sie doch recht herzlich von mir, wenn es Sie nicht zu10 viel Dinte, d. h. Zeit kostet, meinen Wangenheim in Stuttgart.
Die Morgenblatts-Berechnung verschieben Sie bis mein Auf- satz dazu gekommen ist; wiewol sie durch Ihr allzeitfertiges Be- zahlen nur sehr klein sein kann.
Profess. Matthiae aus Frankfurt schrieb mir, daß wirklich ein15 "hochachtungswerther Mann" die Papiere des Oberförsters Wolf zu dessen Vortheil geordnet und bearbeitet und daß er dessen 2ten Theil liegen lasse u. s. w. Keine Wolthat für Einen ent- schuldigt eine Uebelthat am Ganzen. Ich schwieg und schweige; und so werde der Kadaver begraben.20
Nach dem Empfange des Aufsatzes bitt' ich Sie sehr, mir zu schreiben. Der Himmel lohne und segne Ihre Unermüdlichkeit mit einem frohen Jahre!
Ihr Jean Paul Fr. Richter25
205. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. Dez. 1809]
Guten Morgen! Hier wieder Briefe aus dem Hamburg, die ich Sie dann Otto zu geben bitte. Er kann zum vorgeschlagnen "Museum" auch beitragen.30
206. An Emanuel.
[Bayreuth, 19. Dez. 1809]
Guten Morgen! Ich danke für Ihr Blättchen. Aber die Ham- burger dürfen schon an sich denken, da niemand so viel im Kriege und Frieden gelitten als sie, wie die vielen, ihnen sonst so ungewöhn-35 lichen Bankerute beweisen.
An dieſen Aufſätzen wird ſich die Zenſur weniger ſtoßen als an meinem letzten (Orient und Occident), woraus ſie gerade die zwei beſten Abſätze ausſtrich.
Ich danke für Ihre Bezahlung der Daemmerungen; und für den Druck in Jena, wo Zenſur und Druck gut ſind, nämlich jene5 keine Fehler vorausſetzt, dieſer keine hineinſetzt oder doch wenige. Was ſagen denn bei Ihnen die 2 Gegenpartheien zu den Daemme- rungen? Wer jetzt die Wahrheit liebt und ſchreibt, macht ſich gegenſeitige Feinde ſelber zu Feinden.
Grüſſen Sie doch recht herzlich von mir, wenn es Sie nicht zu10 viel Dinte, d. h. Zeit koſtet, meinen Wangenheim in Stuttgart.
Die Morgenblatts-Berechnung verſchieben Sie bis mein Auf- ſatz dazu gekommen iſt; wiewol ſie durch Ihr allzeitfertiges Be- zahlen nur ſehr klein ſein kann.
Profeſſ. Matthiae aus Frankfurt ſchrieb mir, daß wirklich ein15 „hochachtungswerther Mann“ die Papiere des Oberförſters Wolf zu deſſen Vortheil geordnet und bearbeitet und daß er deſſen 2ten Theil liegen laſſe u. ſ. w. Keine Wolthat für Einen ent- ſchuldigt eine Uebelthat am Ganzen. Ich ſchwieg und ſchweige; und ſo werde der Kadaver begraben.20
Nach dem Empfange des Aufſatzes bitt’ ich Sie ſehr, mir zu ſchreiben. Der Himmel lohne und ſegne Ihre Unermüdlichkeit mit einem frohen Jahre!
Ihr Jean Paul Fr. Richter25
205. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. Dez. 1809]
Guten Morgen! Hier wieder Briefe aus dem Hamburg, die ich Sie dann Otto zu geben bitte. Er kann zum vorgeſchlagnen „Muſeum“ auch beitragen.30
206. An Emanuel.
[Bayreuth, 19. Dez. 1809]
Guten Morgen! Ich danke für Ihr Blättchen. Aber die Ham- burger dürfen ſchon an ſich denken, da niemand ſo viel im Kriege und Frieden gelitten als ſie, wie die vielen, ihnen ſonſt ſo ungewöhn-35 lichen Bankerute beweiſen.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><pbfacs="#f0089"n="76"/><p>An dieſen Aufſätzen wird ſich die Zenſur weniger ſtoßen als an<lb/>
meinem letzten (Orient und Occident), woraus ſie gerade die zwei<lb/>
beſten Abſätze ausſtrich.</p><lb/><p>Ich danke für Ihre Bezahlung der <hirendition="#aq">Daemmerungen;</hi> und für<lb/>
den Druck in <hirendition="#aq">Jena,</hi> wo Zenſur und Druck gut ſind, nämlich jene<lbn="5"/>
keine Fehler vorausſetzt, dieſer keine hineinſetzt oder doch wenige.<lb/>
Was ſagen denn bei Ihnen die 2 Gegenpartheien zu den <hirendition="#aq">Daemme-<lb/>
rungen?</hi> Wer jetzt die Wahrheit liebt und ſchreibt, macht ſich<lb/>
gegenſeitige Feinde ſelber zu Feinden.</p><lb/><p>Grüſſen Sie doch recht herzlich von mir, wenn es Sie nicht zu<lbn="10"/>
viel Dinte, d. h. Zeit koſtet, meinen <hirendition="#aq">Wangenheim</hi> in <hirendition="#aq">Stuttgart.</hi></p><lb/><p>Die <hirendition="#aq">Morgenblatts</hi>-Berechnung verſchieben Sie bis mein Auf-<lb/>ſatz dazu gekommen iſt; wiewol ſie durch Ihr allzeitfertiges Be-<lb/>
zahlen nur ſehr klein ſein kann.</p><lb/><p>Profeſſ. <hirendition="#aq">Matthiae</hi> aus Frankfurt ſchrieb mir, daß wirklich ein<lbn="15"/>„hochachtungswerther Mann“ die Papiere des Oberförſters <hirendition="#aq">Wolf</hi><lb/>
zu deſſen Vortheil geordnet und bearbeitet und daß er deſſen<lb/>
2<hirendition="#sup">ten</hi> Theil liegen laſſe u. ſ. w. Keine Wolthat für Einen ent-<lb/>ſchuldigt eine Uebelthat am Ganzen. Ich ſchwieg und ſchweige;<lb/>
und ſo werde der Kadaver begraben.<lbn="20"/></p><p>Nach dem Empfange des Aufſatzes bitt’ ich Sie ſehr, mir zu<lb/>ſchreiben. Der Himmel lohne und ſegne Ihre Unermüdlichkeit mit<lb/>
einem frohen Jahre!</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi><lbn="25"/></salute></closer></div><divtype="letter"n="1"><head>205. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 18. Dez. 1809]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen! Hier wieder Briefe aus dem <hirendition="#aq">Hamburg</hi>, die<lb/>
ich Sie dann <hirendition="#aq">Otto</hi> zu geben bitte. Er kann zum vorgeſchlagnen<lb/>„Muſeum“ auch beitragen.<lbn="30"/></p></div><divtype="letter"n="1"><head>206. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 19. Dez. 1809]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen! Ich danke für Ihr Blättchen. Aber die <hirendition="#aq">Ham-<lb/>
burger</hi> dürfen ſchon an ſich denken, da niemand ſo viel im Kriege<lb/>
und Frieden gelitten als ſie, wie die vielen, ihnen ſonſt ſo ungewöhn-<lbn="35"/>
lichen Bankerute beweiſen.</p></div><lb/></body></text></TEI>
[76/0089]
An dieſen Aufſätzen wird ſich die Zenſur weniger ſtoßen als an
meinem letzten (Orient und Occident), woraus ſie gerade die zwei
beſten Abſätze ausſtrich.
Ich danke für Ihre Bezahlung der Daemmerungen; und für
den Druck in Jena, wo Zenſur und Druck gut ſind, nämlich jene 5
keine Fehler vorausſetzt, dieſer keine hineinſetzt oder doch wenige.
Was ſagen denn bei Ihnen die 2 Gegenpartheien zu den Daemme-
rungen? Wer jetzt die Wahrheit liebt und ſchreibt, macht ſich
gegenſeitige Feinde ſelber zu Feinden.
Grüſſen Sie doch recht herzlich von mir, wenn es Sie nicht zu 10
viel Dinte, d. h. Zeit koſtet, meinen Wangenheim in Stuttgart.
Die Morgenblatts-Berechnung verſchieben Sie bis mein Auf-
ſatz dazu gekommen iſt; wiewol ſie durch Ihr allzeitfertiges Be-
zahlen nur ſehr klein ſein kann.
Profeſſ. Matthiae aus Frankfurt ſchrieb mir, daß wirklich ein 15
„hochachtungswerther Mann“ die Papiere des Oberförſters Wolf
zu deſſen Vortheil geordnet und bearbeitet und daß er deſſen
2ten Theil liegen laſſe u. ſ. w. Keine Wolthat für Einen ent-
ſchuldigt eine Uebelthat am Ganzen. Ich ſchwieg und ſchweige;
und ſo werde der Kadaver begraben. 20
Nach dem Empfange des Aufſatzes bitt’ ich Sie ſehr, mir zu
ſchreiben. Der Himmel lohne und ſegne Ihre Unermüdlichkeit mit
einem frohen Jahre!
Ihr
Jean Paul Fr. Richter 25
205. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. Dez. 1809]
Guten Morgen! Hier wieder Briefe aus dem Hamburg, die
ich Sie dann Otto zu geben bitte. Er kann zum vorgeſchlagnen
„Muſeum“ auch beitragen. 30
206. An Emanuel.
[Bayreuth, 19. Dez. 1809]
Guten Morgen! Ich danke für Ihr Blättchen. Aber die Ham-
burger dürfen ſchon an ſich denken, da niemand ſo viel im Kriege
und Frieden gelitten als ſie, wie die vielen, ihnen ſonſt ſo ungewöhn- 35
lichen Bankerute beweiſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/89>, abgerufen am 29.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.