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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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885. An Emanuel.

Dank, mein Guter, daß Sie mir noch etwas von Ihrem Pfingstfest
dalassen. Ich habe Sie gestern lange angesehen und mich hinauf
gesehnt -- und war ein Narr, daß ich nicht aufstieg. -- Hüten Sie5
sich heute vor Regen.

886. An Emanuel.

Guten Wiederabend, mein Wiedergekommener! (Revenant) Hier
Shakespeare mit Dank, bei dem ich vor lauter Bewunderung kaum10
zum Studieren komme und gegen welchen wir neuere Dichter sämmt-
lich -- um nicht unzierlich zu sprechen -- Lumpaxe sind, sogar Göthe
nur in Faust etc. ausgenommen. Ich bitte um mehr Shakespeare.
-- Die herrlichen Zeitblätter geben Sie auch Otto, so wie die Briefe.

887. An Otto.15

Guten Morgen, Lieber! Als gestern Oesterreicher meine Kunz-
Bücher durchsehen sollte, um sich noch etwas zu wählen -- da sie
Sonntags abgehen --: fand er in einem dein beigesiegeltes Blatt,
das ich gar noch nicht gesehen hatte. -- Ich vernichte selten etwas. --20
Hast du Kotzebues Ehrenpforte? --

888. An Henriette von Schuckmann in Karlsbad.
[Kopie]

Vom Frieden nicht befriedigt, nur beruhigt -- Finden Sie zwi-
schen
den engen Bergen Karlsbads die Freude, die das Herz sucht25
und träumt, wenn der Mensch auf den Bergen steht. -- Gehen
in schönere Bäder als die Blutbäder sind, wohin uns der Elbaner
Schweishund führte und trieb... So ist der Mensch, zumal der
Mann! Geben Sie ihm eine Locke, so verlangt und nimmt er
auch den Kopf dazu, worauf sie wuchs.30

889. An Cotta.

Ich wollte schon längst auf Ihre Antwort auf meine Briefe im
April, mir Hoffnung machen; aber Ihre dießmal gewiß sehr lasten-

25 Jean Paul Briefe. VI.
885. An Emanuel.

Dank, mein Guter, daß Sie mir noch etwas von Ihrem Pfingſtfeſt
dalaſſen. Ich habe Sie geſtern lange angeſehen und mich hinauf
geſehnt — und war ein Narr, daß ich nicht aufſtieg. — Hüten Sie5
ſich heute vor Regen.

886. An Emanuel.

Guten Wiederabend, mein Wiedergekommener! (Révenant) Hier
Shakespeare mit Dank, bei dem ich vor lauter Bewunderung kaum10
zum Studieren komme und gegen welchen wir neuere Dichter ſämmt-
lich — um nicht unzierlich zu ſprechen — Lumpaxe ſind, ſogar Göthe
nur in Fauſt ꝛc. ausgenommen. Ich bitte um mehr Shakespeare.
— Die herrlichen Zeitblätter geben Sie auch Otto, ſo wie die Briefe.

887. An Otto.15

Guten Morgen, Lieber! Als geſtern Oesterreicher meine Kunz-
Bücher durchſehen ſollte, um ſich noch etwas zu wählen — da ſie
Sonntags abgehen —: fand er in einem dein beigeſiegeltes Blatt,
das ich gar noch nicht geſehen hatte. — Ich vernichte ſelten etwas. —20
Haſt du Kotzebues Ehrenpforte? —

888. An Henriette von Schuckmann in Karlsbad.
[Kopie]

Vom Frieden nicht befriedigt, nur beruhigt — Finden Sie zwi-
ſchen
den engen Bergen Karlsbads die Freude, die das Herz ſucht25
und träumt, wenn der Menſch auf den Bergen ſteht. — Gehen
in ſchönere Bäder als die Blutbäder ſind, wohin uns der Elbaner
Schweishund führte und trieb... So iſt der Menſch, zumal der
Mann! Geben Sie ihm eine Locke, ſo verlangt und nimmt er
auch den Kopf dazu, worauf ſie wuchs.30

889. An Cotta.

Ich wollte ſchon längſt auf Ihre Antwort auf meine Briefe im
April, mir Hoffnung machen; aber Ihre dießmal gewiß ſehr laſten-

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[385/0401] 885. An Emanuel. [Bayreuth, Juni 1814] Dank, mein Guter, daß Sie mir noch etwas von Ihrem Pfingſtfeſt dalaſſen. Ich habe Sie geſtern lange angeſehen und mich hinauf geſehnt — und war ein Narr, daß ich nicht aufſtieg. — Hüten Sie 5 ſich heute vor Regen. 886. An Emanuel. [Bayreuth, Juni 1814] Guten Wiederabend, mein Wiedergekommener! (Révenant) Hier Shakespeare mit Dank, bei dem ich vor lauter Bewunderung kaum 10 zum Studieren komme und gegen welchen wir neuere Dichter ſämmt- lich — um nicht unzierlich zu ſprechen — Lumpaxe ſind, ſogar Göthe nur in Fauſt ꝛc. ausgenommen. Ich bitte um mehr Shakespeare. — Die herrlichen Zeitblätter geben Sie auch Otto, ſo wie die Briefe. 887. An Otto. 15 [Bayreuth, Juni (?) 1814] Guten Morgen, Lieber! Als geſtern Oesterreicher meine Kunz- Bücher durchſehen ſollte, um ſich noch etwas zu wählen — da ſie Sonntags abgehen —: fand er in einem dein beigeſiegeltes Blatt, das ich gar noch nicht geſehen hatte. — Ich vernichte ſelten etwas. — 20 Haſt du Kotzebues Ehrenpforte? — 888. An Henriette von Schuckmann in Karlsbad. [Bayreuth, 11. Juni 1814] Vom Frieden nicht befriedigt, nur beruhigt — Finden Sie zwi- ſchen den engen Bergen Karlsbads die Freude, die das Herz ſucht 25 und träumt, wenn der Menſch auf den Bergen ſteht. — Gehen in ſchönere Bäder als die Blutbäder ſind, wohin uns der Elbaner Schweishund führte und trieb... So iſt der Menſch, zumal der Mann! Geben Sie ihm eine Locke, ſo verlangt und nimmt er auch den Kopf dazu, worauf ſie wuchs. 30 889. An Cotta. Baireuth d. 13. Jun. 1814 Ich wollte ſchon längſt auf Ihre Antwort auf meine Briefe im April, mir Hoffnung machen; aber Ihre dießmal gewiß ſehr laſten- 25 Jean Paul Briefe. VI.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/401>, abgerufen am 05.05.2024.