Dank, mein Guter, daß Sie mir noch etwas von Ihrem Pfingstfest dalassen. Ich habe Sie gestern lange angesehen und mich hinauf gesehnt -- und war ein Narr, daß ich nicht aufstieg. -- Hüten Sie5 sich heute vor Regen.
886. An Emanuel.
[Bayreuth, Juni 1814]
Guten Wiederabend, mein Wiedergekommener! (Revenant) Hier Shakespeare mit Dank, bei dem ich vor lauter Bewunderung kaum10 zum Studieren komme und gegen welchen wir neuere Dichter sämmt- lich -- um nicht unzierlich zu sprechen -- Lumpaxe sind, sogar Göthe nur in Faust etc. ausgenommen. Ich bitte um mehr Shakespeare. -- Die herrlichen Zeitblätter geben Sie auch Otto, so wie die Briefe.
887. An Otto.15
[Bayreuth, Juni (?) 1814]
Guten Morgen, Lieber! Als gestern Oesterreicher meine Kunz- Bücher durchsehen sollte, um sich noch etwas zu wählen -- da sie Sonntags abgehen --: fand er in einem dein beigesiegeltes Blatt, das ich gar noch nicht gesehen hatte. -- Ich vernichte selten etwas. --20 Hast du Kotzebues Ehrenpforte? --
888. An Henriette von Schuckmann in Karlsbad.
[Kopie][Bayreuth, 11. Juni 1814]
Vom Frieden nicht befriedigt, nur beruhigt -- Finden Sie zwi- schen den engen Bergen Karlsbads die Freude, die das Herz sucht25 und träumt, wenn der Mensch auf den Bergen steht. -- Gehen in schönere Bäder als die Blutbäder sind, wohin uns der Elbaner Schweishund führte und trieb... So ist der Mensch, zumal der Mann! Geben Sie ihm eine Locke, so verlangt und nimmt er auch den Kopf dazu, worauf sie wuchs.30
889. An Cotta.
Baireuth d. 13. Jun. 1814
Ich wollte schon längst auf Ihre Antwort auf meine Briefe im April, mir Hoffnung machen; aber Ihre dießmal gewiß sehr lasten-
25 Jean Paul Briefe. VI.
885. An Emanuel.
[Bayreuth, Juni 1814]
Dank, mein Guter, daß Sie mir noch etwas von Ihrem Pfingſtfeſt dalaſſen. Ich habe Sie geſtern lange angeſehen und mich hinauf geſehnt — und war ein Narr, daß ich nicht aufſtieg. — Hüten Sie5 ſich heute vor Regen.
886. An Emanuel.
[Bayreuth, Juni 1814]
Guten Wiederabend, mein Wiedergekommener! (Révenant) Hier Shakespeare mit Dank, bei dem ich vor lauter Bewunderung kaum10 zum Studieren komme und gegen welchen wir neuere Dichter ſämmt- lich — um nicht unzierlich zu ſprechen — Lumpaxe ſind, ſogar Göthe nur in Fauſt ꝛc. ausgenommen. Ich bitte um mehr Shakespeare. — Die herrlichen Zeitblätter geben Sie auch Otto, ſo wie die Briefe.
887. An Otto.15
[Bayreuth, Juni (?) 1814]
Guten Morgen, Lieber! Als geſtern Oesterreicher meine Kunz- Bücher durchſehen ſollte, um ſich noch etwas zu wählen — da ſie Sonntags abgehen —: fand er in einem dein beigeſiegeltes Blatt, das ich gar noch nicht geſehen hatte. — Ich vernichte ſelten etwas. —20 Haſt du Kotzebues Ehrenpforte? —
888. An Henriette von Schuckmann in Karlsbad.
[Kopie][Bayreuth, 11. Juni 1814]
Vom Frieden nicht befriedigt, nur beruhigt — Finden Sie zwi- ſchen den engen Bergen Karlsbads die Freude, die das Herz ſucht25 und träumt, wenn der Menſch auf den Bergen ſteht. — Gehen in ſchönere Bäder als die Blutbäder ſind, wohin uns der Elbaner Schweishund führte und trieb... So iſt der Menſch, zumal der Mann! Geben Sie ihm eine Locke, ſo verlangt und nimmt er auch den Kopf dazu, worauf ſie wuchs.30
889. An Cotta.
Baireuth d. 13. Jun. 1814
Ich wollte ſchon längſt auf Ihre Antwort auf meine Briefe im April, mir Hoffnung machen; aber Ihre dießmal gewiß ſehr laſten-
25 Jean Paul Briefe. VI.
<TEI><text><body><pbfacs="#f0401"n="385"/><divtype="letter"n="1"><head>885. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Juni 1814]</hi></dateline><lb/><p>Dank, mein Guter, daß Sie mir noch etwas von Ihrem Pfingſtfeſt<lb/>
dalaſſen. Ich habe Sie geſtern lange angeſehen und mich hinauf<lb/>
geſehnt — und war ein Narr, daß ich nicht aufſtieg. — Hüten Sie<lbn="5"/>ſich heute vor Regen.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>886. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Juni 1814]</hi></dateline><lb/><p>Guten Wiederabend, mein Wiedergekommener! <hirendition="#aq">(Révenant)</hi> Hier<lb/><hirendition="#aq">Shakespeare</hi> mit Dank, bei dem ich vor lauter Bewunderung kaum<lbn="10"/>
zum Studieren komme und gegen welchen wir neuere Dichter ſämmt-<lb/>
lich — um nicht unzierlich zu ſprechen — Lumpaxe ſind, ſogar Göthe<lb/>
nur in Fauſt ꝛc. ausgenommen. Ich bitte um mehr <hirendition="#aq">Shakespeare.</hi><lb/>— Die herrlichen Zeitblätter geben Sie auch <hirendition="#aq">Otto</hi>, ſo wie die Briefe.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>887. An <hirendition="#g">Otto.</hi><lbn="15"/></head><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Juni (?) 1814]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, Lieber! Als geſtern <hirendition="#aq">Oesterreicher</hi> meine <hirendition="#aq">Kunz-</hi><lb/>
Bücher durchſehen ſollte, um ſich noch etwas zu wählen — da ſie<lb/>
Sonntags abgehen —: fand er in einem dein beigeſiegeltes Blatt,<lb/>
das ich gar noch nicht geſehen hatte. — Ich vernichte ſelten etwas. —<lbn="20"/>
Haſt du Kotzebues Ehrenpforte? —</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>888. An <hirendition="#g">Henriette von Schuckmann in Karlsbad.</hi></head><lb/><notetype="editorial">[Kopie]</note><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 11. Juni 1814]</hi></dateline><lb/><p>Vom Frieden nicht befriedigt, nur beruhigt — Finden Sie <hirendition="#g">zwi-<lb/>ſchen</hi> den engen Bergen Karlsbads die Freude, die das Herz ſucht<lbn="25"/>
und träumt, wenn der Menſch <hirendition="#g">auf</hi> den Bergen ſteht. — Gehen<lb/>
in ſchönere Bäder als die Blutbäder ſind, wohin uns der Elbaner<lb/>
Schweishund führte und trieb... So iſt der Menſch, zumal der<lb/>
Mann! Geben Sie ihm eine Locke, ſo verlangt und nimmt er<lb/>
auch den Kopf dazu, worauf ſie wuchs.<lbn="30"/></p></div><divtype="letter"n="1"><head>889. An <hirendition="#g">Cotta.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right"><hirendition="#aq">Baireuth d. 13. Jun.</hi> 1814</hi></dateline><lb/><p>Ich wollte ſchon längſt auf Ihre Antwort auf meine Briefe im<lb/>
April, mir Hoffnung machen; aber Ihre dießmal gewiß ſehr laſten-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">25 Jean Paul Briefe. <hirendition="#aq">VI.</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[385/0401]
885. An Emanuel.
[Bayreuth, Juni 1814]
Dank, mein Guter, daß Sie mir noch etwas von Ihrem Pfingſtfeſt
dalaſſen. Ich habe Sie geſtern lange angeſehen und mich hinauf
geſehnt — und war ein Narr, daß ich nicht aufſtieg. — Hüten Sie 5
ſich heute vor Regen.
886. An Emanuel.
[Bayreuth, Juni 1814]
Guten Wiederabend, mein Wiedergekommener! (Révenant) Hier
Shakespeare mit Dank, bei dem ich vor lauter Bewunderung kaum 10
zum Studieren komme und gegen welchen wir neuere Dichter ſämmt-
lich — um nicht unzierlich zu ſprechen — Lumpaxe ſind, ſogar Göthe
nur in Fauſt ꝛc. ausgenommen. Ich bitte um mehr Shakespeare.
— Die herrlichen Zeitblätter geben Sie auch Otto, ſo wie die Briefe.
887. An Otto. 15
[Bayreuth, Juni (?) 1814]
Guten Morgen, Lieber! Als geſtern Oesterreicher meine Kunz-
Bücher durchſehen ſollte, um ſich noch etwas zu wählen — da ſie
Sonntags abgehen —: fand er in einem dein beigeſiegeltes Blatt,
das ich gar noch nicht geſehen hatte. — Ich vernichte ſelten etwas. — 20
Haſt du Kotzebues Ehrenpforte? —
888. An Henriette von Schuckmann in Karlsbad.
[Bayreuth, 11. Juni 1814]
Vom Frieden nicht befriedigt, nur beruhigt — Finden Sie zwi-
ſchen den engen Bergen Karlsbads die Freude, die das Herz ſucht 25
und träumt, wenn der Menſch auf den Bergen ſteht. — Gehen
in ſchönere Bäder als die Blutbäder ſind, wohin uns der Elbaner
Schweishund führte und trieb... So iſt der Menſch, zumal der
Mann! Geben Sie ihm eine Locke, ſo verlangt und nimmt er
auch den Kopf dazu, worauf ſie wuchs. 30
889. An Cotta.
Baireuth d. 13. Jun. 1814
Ich wollte ſchon längſt auf Ihre Antwort auf meine Briefe im
April, mir Hoffnung machen; aber Ihre dießmal gewiß ſehr laſten-
25 Jean Paul Briefe. VI.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/401>, abgerufen am 06.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.