Auch Emanuel wollte dir nichts sagen. -- Nun es ist vorbei, sie starb höher als andere lebten. Emanuel verglich ihr Sterben mit Napoleons Leben oder Modern. -- Heute kam noch gar ihr Sterbe- geld. -- Verrathe meinen Kindern nichts.
882. An Otto.5
[Bayreuth, Mai 1814]
So plag' ich dich denn wieder. Meiner Frau will das roth Eingeschloßene im Briefe an die Königin nicht schicklich genug vor- kommen. Wie dir? -- Sage nur Ja oder Nein.
Schicke mir das Jammerblatt zurück. Es ist ein Trost, wenn10 man ganz unschuldig in Absicht und in Mitteln handelte -- aber der Schmerz bleibt doch. -- Die Briefe zeitgemäß gesammelt, mit meinen dazwischen, kannst du einmal lesen.
883. An Königin Karoline von Bayern.
[Kopie]15
Obgleich Eu[re Majestät] vielleicht mehr durch Danksagungen als durch Bitten ermüdet werden: so bring' ich doch meinen Dank, welchen der Mensch, der Unterthan, der Schriftsteller zugleich der edeln Königin sagen, die das Herz von so vielen Seiten auf einmal bewegt und bezaubert und die das schönste Geschenk noch durch20 Worte der Verzeihung und Huld zu verschönern vermag.
Belohne der Himmel die Freuden, die Sie austheilen, durch die Freuden, welche nur kindliche Herzen dem mütterlichen geben; und ununterbrochen bleibe die hohe Beglückende die Beglückte! -- So wünschen die Guten und Dankbaren, nicht blos am heutigen Tage.25
[Baireuth] 27ten Mai 1814.
884. An Otto.
[Bayreuth, Ende Mai (?) 1814]
Guten Morgen, Alter! Der Wiederfund meiner Wörterbücher macht ordenlich eine seelige Epoche in meinem Leben. Kaum 1/3 30 konnte ich bisher aus dem Nichts der [!] Gedächtnis restaurieren mit allem Zeit-Aufwand. Wenn meine Zwei eintrift: so steht mir noch ein besonderes Stück Glück bevor. -- Krauses Zettel war unter den Papieren.
Auch Emanuel wollte dir nichts ſagen. — Nun es iſt vorbei, ſie ſtarb höher als andere lebten. Emanuel verglich ihr Sterben mit Napoleons Leben oder Modern. — Heute kam noch gar ihr Sterbe- geld. — Verrathe meinen Kindern nichts.
882. An Otto.5
[Bayreuth, Mai 1814]
So plag’ ich dich denn wieder. Meiner Frau will das roth Eingeſchloßene im Briefe an die Königin nicht ſchicklich genug vor- kommen. Wie dir? — Sage nur Ja oder Nein.
Schicke mir das Jammerblatt zurück. Es iſt ein Troſt, wenn10 man ganz unſchuldig in Abſicht und in Mitteln handelte — aber der Schmerz bleibt doch. — Die Briefe zeitgemäß geſammelt, mit meinen dazwiſchen, kannſt du einmal leſen.
883. An Königin Karoline von Bayern.
[Kopie]15
Obgleich Eu[re Majeſtät] vielleicht mehr durch Dankſagungen als durch Bitten ermüdet werden: ſo bring’ ich doch meinen Dank, welchen der Menſch, der Unterthan, der Schriftſteller zugleich der edeln Königin ſagen, die das Herz von ſo vielen Seiten auf einmal bewegt und bezaubert und die das ſchönſte Geſchenk noch durch20 Worte der Verzeihung und Huld zu verſchönern vermag.
Belohne der Himmel die Freuden, die Sie austheilen, durch die Freuden, welche nur kindliche Herzen dem mütterlichen geben; und ununterbrochen bleibe die hohe Beglückende die Beglückte! — So wünſchen die Guten und Dankbaren, nicht blos am heutigen Tage.25
[Baireuth] 27ten Mai 1814.
884. An Otto.
[Bayreuth, Ende Mai (?) 1814]
Guten Morgen, Alter! Der Wiederfund meiner Wörterbücher macht ordenlich eine ſeelige Epoche in meinem Leben. Kaum ⅓30 konnte ich bisher aus dem Nichts der [!] Gedächtnis reſtaurieren mit allem Zeit-Aufwand. Wenn meine Zwei eintrift: ſo ſteht mir noch ein beſonderes Stück Glück bevor. — Krauſes Zettel war unter den Papieren.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0400"n="384"/>
Auch <hirendition="#aq">Emanuel</hi> wollte dir nichts ſagen. — Nun es iſt vorbei, ſie<lb/>ſtarb höher als andere lebten. <hirendition="#aq">Emanuel</hi> verglich ihr Sterben mit<lb/><hirendition="#aq">Napoleons</hi> Leben oder Modern. — Heute kam noch gar ihr Sterbe-<lb/>
geld. — Verrathe meinen Kindern nichts.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>882. An <hirendition="#g">Otto.</hi><lbn="5"/></head><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Mai 1814]</hi></dateline><lb/><p>So plag’ ich dich denn wieder. Meiner Frau will das roth<lb/>
Eingeſchloßene im Briefe an die Königin nicht ſchicklich genug vor-<lb/>
kommen. Wie dir? — Sage nur Ja oder Nein.</p><lb/><p>Schicke mir das Jammerblatt zurück. Es iſt ein Troſt, wenn<lbn="10"/>
man <hirendition="#g">ganz unſchuldig</hi> in Abſicht und in Mitteln handelte — aber<lb/>
der Schmerz bleibt doch. — Die Briefe zeitgemäß geſammelt, mit<lb/>
meinen dazwiſchen, kannſt du einmal leſen.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>883. An <hirendition="#g">Königin Karoline von Bayern.</hi></head><lb/><notetype="editorial">[Kopie]</note><lbn="15"/><p>Obgleich Eu[re Majeſtät] vielleicht mehr durch Dankſagungen<lb/>
als durch Bitten ermüdet werden: ſo bring’ ich doch meinen Dank,<lb/>
welchen der Menſch, der Unterthan, der Schriftſteller zugleich der<lb/>
edeln Königin ſagen, die das Herz von ſo vielen Seiten auf einmal<lb/>
bewegt und bezaubert und die das ſchönſte Geſchenk noch durch<lbn="20"/>
Worte der Verzeihung und Huld zu verſchönern vermag.</p><lb/><p>Belohne der Himmel die Freuden, die Sie austheilen, durch die<lb/>
Freuden, welche nur kindliche Herzen dem mütterlichen geben; und<lb/>
ununterbrochen bleibe die hohe Beglückende die Beglückte! — So<lb/>
wünſchen die Guten und Dankbaren, nicht blos am heutigen Tage.<lbn="25"/></p><dateline>[Baireuth] 27<hirendition="#sup">ten</hi> Mai 1814.</dateline></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>884. An <hirendition="#g">Otto.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Ende Mai (?) 1814]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, Alter! Der Wiederfund meiner Wörterbücher<lb/>
macht ordenlich eine ſeelige Epoche in meinem Leben. Kaum ⅓<lbn="30"/>
konnte ich bisher aus dem Nichts der [!] Gedächtnis reſtaurieren<lb/>
mit allem Zeit-Aufwand. Wenn meine Zwei eintrift: ſo ſteht mir<lb/>
noch ein beſonderes Stück Glück bevor. — Krauſes Zettel war unter<lb/>
den Papieren.</p></div><lb/></body></text></TEI>
[384/0400]
Auch Emanuel wollte dir nichts ſagen. — Nun es iſt vorbei, ſie
ſtarb höher als andere lebten. Emanuel verglich ihr Sterben mit
Napoleons Leben oder Modern. — Heute kam noch gar ihr Sterbe-
geld. — Verrathe meinen Kindern nichts.
882. An Otto. 5
[Bayreuth, Mai 1814]
So plag’ ich dich denn wieder. Meiner Frau will das roth
Eingeſchloßene im Briefe an die Königin nicht ſchicklich genug vor-
kommen. Wie dir? — Sage nur Ja oder Nein.
Schicke mir das Jammerblatt zurück. Es iſt ein Troſt, wenn 10
man ganz unſchuldig in Abſicht und in Mitteln handelte — aber
der Schmerz bleibt doch. — Die Briefe zeitgemäß geſammelt, mit
meinen dazwiſchen, kannſt du einmal leſen.
883. An Königin Karoline von Bayern.
15
Obgleich Eu[re Majeſtät] vielleicht mehr durch Dankſagungen
als durch Bitten ermüdet werden: ſo bring’ ich doch meinen Dank,
welchen der Menſch, der Unterthan, der Schriftſteller zugleich der
edeln Königin ſagen, die das Herz von ſo vielen Seiten auf einmal
bewegt und bezaubert und die das ſchönſte Geſchenk noch durch 20
Worte der Verzeihung und Huld zu verſchönern vermag.
Belohne der Himmel die Freuden, die Sie austheilen, durch die
Freuden, welche nur kindliche Herzen dem mütterlichen geben; und
ununterbrochen bleibe die hohe Beglückende die Beglückte! — So
wünſchen die Guten und Dankbaren, nicht blos am heutigen Tage. 25
[Baireuth] 27ten Mai 1814.
884. An Otto.
[Bayreuth, Ende Mai (?) 1814]
Guten Morgen, Alter! Der Wiederfund meiner Wörterbücher
macht ordenlich eine ſeelige Epoche in meinem Leben. Kaum ⅓ 30
konnte ich bisher aus dem Nichts der [!] Gedächtnis reſtaurieren
mit allem Zeit-Aufwand. Wenn meine Zwei eintrift: ſo ſteht mir
noch ein beſonderes Stück Glück bevor. — Krauſes Zettel war unter
den Papieren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/400>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.