A propos! Eine moralische Wärme hat die Schweiz eben nicht bewiesen durch ihre Kälte im warmen Freiheitskriege gegen die Zentralsonne des Teufels, die Gottheit heißt wie lucus a non lucendo.
Die Herbstblumine werd' ich allerdings fortsetzen.5
Leben Sie froh und jugendlich unter dem Morgenroth einer glänzendern Zeit! -- In meinem Herzen ist nicht nur der Wunsch, auch die Hoffnung, Sie zu sehen unter Ihren Thronen der Urzeit.
Ihr J. P. F. Richter.10
878. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Mai 1814. Sonnabend]
Guten Morgen, mein Emanuel! Schon am Sonntage wollt' ich Ihnen diese Freude machen. Die Fürstin antwortete mit dem Tage und gerade einen Tag vor Ihrer Abreise. Gäbe der Kaiser15 von Rußland Ihnen bald eine noch größere Freude, wünsch ich.
879. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Mai 1814]
Mein Guter! Theilen Sie auch meine Schmerzen. Aber mein Gewissen hat zu meinem einzigen Troste keine über die gute Ma-20 rianne, aber mein Herz. Ihr Wesen zog sie in die Tiefe hinab und da ein solches Grab durch den Erdboden durchkann, so ist sie nur auf andere Art im Himmel -- -- Wann seh ich Sie heute?
880. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Mai 1814]25
Guten Morgen, Alter! -- Geschlafen hab ich besser als gewacht. -- Sie sehen hier, wie fleißig Damen lesen und sich ausgenommen, alles gern entkleiden des Putzes.
881. An Otto.
[Bayreuth, 22. Mai 1814]30
Guten Tag, Alter! Hier der Herz-durchschneidende Brief, für den ich gestern keine rechte Zeit für dich ihn zu schicken finden konnte.
A propos! Eine moraliſche Wärme hat die Schweiz eben nicht bewieſen durch ihre Kälte im warmen Freiheitskriege gegen die Zentralſonne des Teufels, die Gottheit heißt wie lucus a non lucendo.
Die Herbſtblumine werd’ ich allerdings fortſetzen.5
Leben Sie froh und jugendlich unter dem Morgenroth einer glänzendern Zeit! — In meinem Herzen iſt nicht nur der Wunſch, auch die Hoffnung, Sie zu ſehen unter Ihren Thronen der Urzeit.
Ihr J. P. F. Richter.10
878. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Mai 1814. Sonnabend]
Guten Morgen, mein Emanuel! Schon am Sonntage wollt’ ich Ihnen dieſe Freude machen. Die Fürſtin antwortete mit dem Tage und gerade einen Tag vor Ihrer Abreiſe. Gäbe der Kaiſer15 von Rußland Ihnen bald eine noch größere Freude, wünſch ich.
879. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Mai 1814]
Mein Guter! Theilen Sie auch meine Schmerzen. Aber mein Gewiſſen hat zu meinem einzigen Troſte keine über die gute Ma-20 rianne, aber mein Herz. Ihr Weſen zog ſie in die Tiefe hinab und da ein ſolches Grab durch den Erdboden durchkann, ſo iſt ſie nur auf andere Art im Himmel — — Wann ſeh ich Sie heute?
880. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Mai 1814]25
Guten Morgen, Alter! — Geſchlafen hab ich beſſer als gewacht. — Sie ſehen hier, wie fleißig Damen leſen und ſich ausgenommen, alles gern entkleiden des Putzes.
881. An Otto.
[Bayreuth, 22. Mai 1814]30
Guten Tag, Alter! Hier der Herz-durchſchneidende Brief, für den ich geſtern keine rechte Zeit für dich ihn zu ſchicken finden konnte.
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A propos! Eine moraliſche Wärme hat die Schweiz eben nicht
bewieſen durch ihre Kälte im warmen Freiheitskriege gegen die
Zentralſonne des Teufels, die Gottheit heißt wie lucus a non
lucendo.
Die Herbſtblumine werd’ ich allerdings fortſetzen. 5
Leben Sie froh und jugendlich unter dem Morgenroth einer
glänzendern Zeit! — In meinem Herzen iſt nicht nur der Wunſch,
auch die Hoffnung, Sie zu ſehen unter Ihren Thronen der Urzeit.
Ihr
J. P. F. Richter. 10
878. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Mai 1814. Sonnabend]
Guten Morgen, mein Emanuel! Schon am Sonntage wollt’
ich Ihnen dieſe Freude machen. Die Fürſtin antwortete mit dem
Tage und gerade einen Tag vor Ihrer Abreiſe. Gäbe der Kaiſer 15
von Rußland Ihnen bald eine noch größere Freude, wünſch ich.
879. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Mai 1814]
Mein Guter! Theilen Sie auch meine Schmerzen. Aber mein
Gewiſſen hat zu meinem einzigen Troſte keine über die gute Ma- 20
rianne, aber mein Herz. Ihr Weſen zog ſie in die Tiefe hinab
und da ein ſolches Grab durch den Erdboden durchkann, ſo iſt ſie
nur auf andere Art im Himmel — — Wann ſeh ich Sie heute?
880. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Mai 1814] 25
Guten Morgen, Alter! — Geſchlafen hab ich beſſer als gewacht.
— Sie ſehen hier, wie fleißig Damen leſen und ſich ausgenommen,
alles gern entkleiden des Putzes.
881. An Otto.
[Bayreuth, 22. Mai 1814] 30
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/399>, abgerufen am 16.02.2025.
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