Damenkalender-Traum. Freilich würd' ich dann für den Druck desselben nur mit Schmerzen einen andern Verleger wählen, wenn Sie nicht der erste bleiben wollten; aber ich glaube, Sie bleiben derselbe so leicht als Sie der Verleger der freien Allgemeinen Zeitung sind.5
Hiebei die Druckfehler der Levana.
Die Zueignung der Levana an die baiersche Königin will ich Ihnen noch vor dem Abdruck des 3ten Theiles senden.
Die leeren Blätter im Mspte des Museums werden natürlich nicht im Drucke als leere gelassen, wie leider Laun und so viele thun.10
Recht sehr bitt' ich Sie um eiligste Antwort des Empfangs, des Verlaufs und jeder Frage.
Leben Sie wol und freuen Sie sich auf eine Zukunft, die Ihre Vergangenheit und Gegenwart belohnt.
Ihr15 Jean Paul Fr. Richter
827. An Emanuel.
[Bayreuth, 23. Jan. 1814]
Guten Morgen, mein Alter, Aechter! Die Kriegs Trommete bläset gut und die Napol. Jerichos Bastille-Mauern nieder. Der20 Ton ist gut, so wie der des Volkliedes. -- Um Kanne, der übrigens bei seinem Buche mehr gewinnt als die Wahrheit, bitt ich Sie einmal wieder. -- Meine Pension-Anweisung, hör' ich, ist bezahlt worden oder honoriert, wobei auch ich nicht ohne Ehre abgehe.
828. An Emanuel.25
[Bayreuth, 28. Jan. 1814]
Guten Morgen!
Dank, alter Emanuel, für den Teufels Schattenriß. Gegen die Aechtheit ließe sich viel, über sie unendlich mehr schreiben. Die meisten Reden Napoleons sind treu nachkomponiert; nur der Ge-30 sandte spricht zu kühn. Aber auch bei jenen ist das Geständnis über die Erwürgung der vorigen Kaiserin sehr unwahrscheinlich, so wie der Befehl zur Entwaffnung eines Gesandten. -- Gleich wol nur so erdichten zu können -- setzt eine gräßliche Möglichkeit voraus. Jetzo erst in der Freiheit spür' ich die alte dicke Kerkerluft, wie ein35
Damenkalender-Traum. Freilich würd’ ich dann für den Druck deſſelben nur mit Schmerzen einen andern Verleger wählen, wenn Sie nicht der erſte bleiben wollten; aber ich glaube, Sie bleiben derſelbe ſo leicht als Sie der Verleger der freien Allgemeinen Zeitung ſind.5
Hiebei die Druckfehler der Levana.
Die Zueignung der Levana an die baierſche Königin will ich Ihnen noch vor dem Abdruck des 3ten Theiles ſenden.
Die leeren Blätter im Mſpte des Museums werden natürlich nicht im Drucke als leere gelaſſen, wie leider Laun und ſo viele thun.10
Recht ſehr bitt’ ich Sie um eiligſte Antwort des Empfangs, des Verlaufs und jeder Frage.
Leben Sie wol und freuen Sie ſich auf eine Zukunft, die Ihre Vergangenheit und Gegenwart belohnt.
Ihr15 Jean Paul Fr. Richter
827. An Emanuel.
[Bayreuth, 23. Jan. 1814]
Guten Morgen, mein Alter, Aechter! Die Kriegs Trommete bläſet gut und die Napol. Jerichos Baſtille-Mauern nieder. Der20 Ton iſt gut, ſo wie der des Volkliedes. — Um Kanne, der übrigens bei ſeinem Buche mehr gewinnt als die Wahrheit, bitt ich Sie einmal wieder. — Meine Penſion-Anweiſung, hör’ ich, iſt bezahlt worden oder honoriert, wobei auch ich nicht ohne Ehre abgehe.
828. An Emanuel.25
[Bayreuth, 28. Jan. 1814]
Guten Morgen!
Dank, alter Emanuel, für den Teufels Schattenriß. Gegen die Aechtheit ließe ſich viel, über ſie unendlich mehr ſchreiben. Die meiſten Reden Napoleons ſind treu nachkomponiert; nur der Ge-30 ſandte ſpricht zu kühn. Aber auch bei jenen iſt das Geſtändnis über die Erwürgung der vorigen Kaiſerin ſehr unwahrſcheinlich, ſo wie der Befehl zur Entwaffnung eines Geſandten. — Gleich wol nur ſo erdichten zu können — ſetzt eine gräßliche Möglichkeit voraus. Jetzo erſt in der Freiheit ſpür’ ich die alte dicke Kerkerluft, wie ein35
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deſſelben nur mit Schmerzen einen andern Verleger wählen, wenn
Sie nicht der erſte bleiben wollten; aber ich glaube, Sie bleiben
derſelbe ſo leicht als Sie der Verleger der freien Allgemeinen
Zeitung ſind. 5
Hiebei die Druckfehler der Levana.
Die Zueignung der Levana an die baierſche Königin will ich
Ihnen noch vor dem Abdruck des 3ten Theiles ſenden.
Die leeren Blätter im Mſpte des Museums werden natürlich
nicht im Drucke als leere gelaſſen, wie leider Laun und ſo viele thun. 10
Recht ſehr bitt’ ich Sie um eiligſte Antwort des Empfangs, des
Verlaufs und jeder Frage.
Leben Sie wol und freuen Sie ſich auf eine Zukunft, die Ihre
Vergangenheit und Gegenwart belohnt.
Ihr 15
Jean Paul Fr. Richter
827. An Emanuel.
[Bayreuth, 23. Jan. 1814]
Guten Morgen, mein Alter, Aechter! Die Kriegs Trommete
bläſet gut und die Napol. Jerichos Baſtille-Mauern nieder. Der 20
Ton iſt gut, ſo wie der des Volkliedes. — Um Kanne, der übrigens
bei ſeinem Buche mehr gewinnt als die Wahrheit, bitt ich Sie
einmal wieder. — Meine Penſion-Anweiſung, hör’ ich, iſt bezahlt
worden oder honoriert, wobei auch ich nicht ohne Ehre abgehe.
828. An Emanuel. 25
[Bayreuth, 28. Jan. 1814]
Guten Morgen!
Dank, alter Emanuel, für den Teufels Schattenriß. Gegen
die Aechtheit ließe ſich viel, über ſie unendlich mehr ſchreiben. Die
meiſten Reden Napoleons ſind treu nachkomponiert; nur der Ge- 30
ſandte ſpricht zu kühn. Aber auch bei jenen iſt das Geſtändnis über
die Erwürgung der vorigen Kaiſerin ſehr unwahrſcheinlich, ſo wie
der Befehl zur Entwaffnung eines Geſandten. — Gleich wol nur
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/374>, abgerufen am 16.02.2025.
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