Guten Morgen, mein Alter! Und ich seh immer zu Ihrem Fenster hinauf, weil aus keinem andern ein besserer Kopf heraus sieht!
643. An Schrag in Nürnberg.5
Baireuth d. 20. Mai 1812
Dieses Blatt enthält nichts als eine Bitte, die ich Sie zu ver- zeihen bitte. Ich wünschte nämlich, Ende Maies 2 oder 3 oder 4 Wochen Ihr freundliches und kunstreiches Nürnberg zu genießen, so wie da mit meinem Freund dem Präsidenten Jacobi aus München10 zusammen zu treffen. Ich bedarf nun eine gewöhnliche Stube mit einer Kammer; -- nicht der Nachmittaghitze ausgesetzt -- un- bedeutend möbliert, doch mit einem Kanape -- wo möglich, dem Museum nahe -- Aufwartung -- und weiter nichts, da ich Mittags im Gasthofe esse. Zu meinem Vergnügen gehört, daß ich als15 Miethmann, nicht als Gast in Nürnberg lebe. Mein vortrefflicher Freund Schweigger gab sich um meine Einquartierung schon mehr Mühe als ich ihm vergelten kann; indeßen ungeachtet mancher seiner guten Vorschläge, sind Sie vielleicht doch durch Ihre andern Verhältnisse im Stande, mir noch bessere zu machen. Verzeihen20 Sie also, daß ich Sie zu meinem Reichs Quartiermacher wähle und Sie um Wahl einer Wohnung und um Angabe ihres wöchent- lichen Preises bitte.
Gibt es in Nürnberg Erlanger Doppelbier? Oder hat wenigstens das Nürnberger eben so viel Hopfen? Diese Frage thut mein ver-25 wöhnter Magen.
Ich werde Ihnen sehr für die Erfüllung meiner Bitten danken. Leben Sie wol!
Ihr ergebner30 Jean Paul Fr. Richter
644. An Emanuel.
[Bayreuth, 27. Mai 1812. Mittwoch]
Guten Morgen, guter Emanuel! Ihren schönen triftigen Worten ist nichts beizusetzen. Gehorsam ist der Grundpfeiler der35
642. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Mai 1812]
Guten Morgen, mein Alter! Und ich ſeh immer zu Ihrem Fenſter hinauf, weil aus keinem andern ein beſſerer Kopf heraus ſieht!
643. An Schrag in Nürnberg.5
Baireuth d. 20. Mai 1812
Dieſes Blatt enthält nichts als eine Bitte, die ich Sie zu ver- zeihen bitte. Ich wünſchte nämlich, Ende Maies 2 oder 3 oder 4 Wochen Ihr freundliches und kunſtreiches Nürnberg zu genießen, ſo wie da mit meinem Freund dem Präſidenten Jacobi aus München10 zuſammen zu treffen. Ich bedarf nun eine gewöhnliche Stube mit einer Kammer; — nicht der Nachmittaghitze ausgeſetzt — un- bedeutend möbliert, doch mit einem Kanapé — wo möglich, dem Muſeum nahe — Aufwartung — und weiter nichts, da ich Mittags im Gaſthofe eſſe. Zu meinem Vergnügen gehört, daß ich als15 Miethmann, nicht als Gaſt in Nürnberg lebe. Mein vortrefflicher Freund Schweigger gab ſich um meine Einquartierung ſchon mehr Mühe als ich ihm vergelten kann; indeßen ungeachtet mancher ſeiner guten Vorſchläge, ſind Sie vielleicht doch durch Ihre andern Verhältniſſe im Stande, mir noch beſſere zu machen. Verzeihen20 Sie alſo, daß ich Sie zu meinem Reichs Quartiermacher wähle und Sie um Wahl einer Wohnung und um Angabe ihres wöchent- lichen Preiſes bitte.
Gibt es in Nürnberg Erlanger Doppelbier? Oder hat wenigſtens das Nürnberger eben ſo viel Hopfen? Dieſe Frage thut mein ver-25 wöhnter Magen.
Ich werde Ihnen ſehr für die Erfüllung meiner Bitten danken. Leben Sie wol!
Ihr ergebner30 Jean Paul Fr. Richter
644. An Emanuel.
[Bayreuth, 27. Mai 1812. Mittwoch]
Guten Morgen, guter Emanuel! Ihren ſchönen triftigen Worten iſt nichts beizuſetzen. Gehorſam iſt der Grundpfeiler der35
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[265/0279]
642. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Mai 1812]
Guten Morgen, mein Alter! Und ich ſeh immer zu Ihrem Fenſter
hinauf, weil aus keinem andern ein beſſerer Kopf heraus ſieht!
643. An Schrag in Nürnberg. 5
Baireuth d. 20. Mai 1812
Dieſes Blatt enthält nichts als eine Bitte, die ich Sie zu ver-
zeihen bitte. Ich wünſchte nämlich, Ende Maies 2 oder 3 oder
4 Wochen Ihr freundliches und kunſtreiches Nürnberg zu genießen,
ſo wie da mit meinem Freund dem Präſidenten Jacobi aus München 10
zuſammen zu treffen. Ich bedarf nun eine gewöhnliche Stube mit
einer Kammer; — nicht der Nachmittaghitze ausgeſetzt — un-
bedeutend möbliert, doch mit einem Kanapé — wo möglich, dem
Muſeum nahe — Aufwartung — und weiter nichts, da ich Mittags
im Gaſthofe eſſe. Zu meinem Vergnügen gehört, daß ich als 15
Miethmann, nicht als Gaſt in Nürnberg lebe. Mein vortrefflicher
Freund Schweigger gab ſich um meine Einquartierung ſchon mehr
Mühe als ich ihm vergelten kann; indeßen ungeachtet mancher
ſeiner guten Vorſchläge, ſind Sie vielleicht doch durch Ihre andern
Verhältniſſe im Stande, mir noch beſſere zu machen. Verzeihen 20
Sie alſo, daß ich Sie zu meinem Reichs Quartiermacher wähle
und Sie um Wahl einer Wohnung und um Angabe ihres wöchent-
lichen Preiſes bitte.
Gibt es in Nürnberg Erlanger Doppelbier? Oder hat wenigſtens
das Nürnberger eben ſo viel Hopfen? Dieſe Frage thut mein ver- 25
wöhnter Magen.
Ich werde Ihnen ſehr für die Erfüllung meiner Bitten danken.
Leben Sie wol!
Ihr
ergebner 30
Jean Paul Fr. Richter
644. An Emanuel.
[Bayreuth, 27. Mai 1812. Mittwoch]
Guten Morgen, guter Emanuel! Ihren ſchönen triftigen
Worten iſt nichts beizuſetzen. Gehorſam iſt der Grundpfeiler der 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/279>, abgerufen am 06.07.2024.
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