Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite
616. An Otto.

Guten Abend, Alter! Mein Briefchen an Krause sende mit
umkehrender Post-Emma wieder. -- Wann willst du denn mündlich
mit mir sprechen? Den dritten März ist dieß eben so gut neben5
meinem Kanape möglich als jeden andern März.

617. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Freilich ist eine solche Frage
über Einquartieren nur aufzuwerfen, fast so schlimm als sie be-10
jahen. -- Auch ich trug und trage gern an allgemeiner Bürde, nur
suppliziere ich, damit ich gerechter beladen werde. -- Die Mutter
gesteht doch viel ein. Aber nur Verstand, nicht Liebe kommt mit
den Jahren. Eine Mutter kann unmöglich einer 14jährigen Tochter
liebenswürdiger erscheinen als einer 7jährigen, sondern umgekehrt;15
ob wol achtungwerther.

618. An Emanuel.

Guten Morgen, lieber Emanuel! Sie haben mir einen schönern
Brief geschickt als ihn die Eile einiger massen würdig beantworten20
kann. Ich werd' es Seebeck geben und später der [?] Schuckmann.

619. An Otto.

Dieß hab' ich heute von Krause erhalten. Alles soll er zurück
haben, aber ohne ein Dakapo der Versöhnung, bei diesem Dakapo25
der Verläumdung. Und ohne ein Wort. Baireuth wird mir seit
dem Adel und dem Einquartieren, so ekel, daß ich am Ende doch
meine zwei letzten Menschen gegen Nürnberg vertausche.

620. An Otto.
30

Guten Morgen, Alter! Hier Dippoldt, der mir jetzt mehr ge-
fallen, so wie sein Held zehnmal mehr als dessen jetzt lebender
Dualismus. Sonst sind anderer Aehnlichkeiten viele; im J[ahre]

616. An Otto.

Guten Abend, Alter! Mein Briefchen an Krause ſende mit
umkehrender Poſt-Emma wieder. — Wann willſt du denn mündlich
mit mir ſprechen? Den dritten März iſt dieß eben ſo gut neben5
meinem Kanapé möglich als jeden andern März.

617. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Freilich iſt eine ſolche Frage
über Einquartieren nur aufzuwerfen, faſt ſo ſchlimm als ſie be-10
jahen. — Auch ich trug und trage gern an allgemeiner Bürde, nur
ſuppliziere ich, damit ich gerechter beladen werde. — Die Mutter
geſteht doch viel ein. Aber nur Verſtand, nicht Liebe kommt mit
den Jahren. Eine Mutter kann unmöglich einer 14jährigen Tochter
liebenswürdiger erſcheinen als einer 7jährigen, ſondern umgekehrt;15
ob wol achtungwerther.

618. An Emanuel.

Guten Morgen, lieber Emanuel! Sie haben mir einen ſchönern
Brief geſchickt als ihn die Eile einiger maſſen würdig beantworten20
kann. Ich werd’ es Seebeck geben und ſpäter der [?] Schuckmann.

619. An Otto.

Dieß hab’ ich heute von Krause erhalten. Alles ſoll er zurück
haben, aber ohne ein Dakapo der Verſöhnung, bei dieſem Dakapo25
der Verläumdung. Und ohne ein Wort. Baireuth wird mir ſeit
dem Adel und dem Einquartieren, ſo ekel, daß ich am Ende doch
meine zwei letzten Menſchen gegen Nürnberg vertauſche.

620. An Otto.
30

Guten Morgen, Alter! Hier Dippoldt, der mir jetzt mehr ge-
fallen, ſo wie ſein Held zehnmal mehr als deſſen jetzt lebender
Dualiſmus. Sonſt ſind anderer Aehnlichkeiten viele; im J[ahre]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0268" n="254"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>616. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 3. März 1812]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Abend, Alter! Mein Briefchen an <hi rendition="#aq">Krause</hi> &#x017F;ende mit<lb/>
umkehrender Po&#x017F;t-<hi rendition="#aq">Emma</hi> wieder. &#x2014; Wann will&#x017F;t du denn mündlich<lb/>
mit mir &#x017F;prechen? Den dritten März i&#x017F;t dieß eben &#x017F;o gut neben<lb n="5"/>
meinem Kanap<hi rendition="#aq">é</hi> möglich als jeden andern März.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>617. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 5. März 1812]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Freilich i&#x017F;t eine &#x017F;olche Frage<lb/>
über Einquartieren nur aufzuwerfen, fa&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;chlimm als &#x017F;ie be-<lb n="10"/>
jahen. &#x2014; Auch ich trug und trage gern an allgemeiner Bürde, nur<lb/>
&#x017F;uppliziere ich, damit ich <hi rendition="#g">gerechter</hi> beladen werde. &#x2014; Die Mutter<lb/>
ge&#x017F;teht doch viel ein. Aber nur Ver&#x017F;tand, nicht Liebe kommt mit<lb/>
den Jahren. Eine Mutter kann unmöglich einer 14jährigen Tochter<lb/>
liebenswürdiger er&#x017F;cheinen als einer 7jährigen, &#x017F;ondern umgekehrt;<lb n="15"/>
ob wol achtungwerther.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>618. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 6. März 1812]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, lieber <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Sie haben mir einen &#x017F;chönern<lb/>
Brief ge&#x017F;chickt als ihn die Eile einiger ma&#x017F;&#x017F;en würdig beantworten<lb n="20"/>
kann. Ich werd&#x2019; es <hi rendition="#aq">Seebeck</hi> geben und &#x017F;päter der [?] <hi rendition="#aq">Schuckmann.</hi></p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>619. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 8. März 1812]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Dieß hab&#x2019; ich heute von <hi rendition="#aq">Krause</hi> erhalten. Alles &#x017F;oll er zurück<lb/>
haben, aber ohne ein Dakapo der Ver&#x017F;öhnung, bei die&#x017F;em Dakapo<lb n="25"/>
der Verläumdung. Und ohne ein Wort. <hi rendition="#aq">Baireuth</hi> wird mir &#x017F;eit<lb/>
dem Adel und dem Einquartieren, &#x017F;o ekel, daß ich am Ende doch<lb/>
meine zwei letzten Men&#x017F;chen gegen <hi rendition="#aq">Nürnberg</hi> vertau&#x017F;che.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>620. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 9. März 1812]</hi> </dateline>
        <lb n="30"/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Hier <hi rendition="#aq">Dippoldt,</hi> der mir jetzt mehr ge-<lb/>
fallen, &#x017F;o wie &#x017F;ein Held zehnmal mehr als de&#x017F;&#x017F;en jetzt lebender<lb/>
Duali&#x017F;mus. Son&#x017F;t &#x017F;ind anderer Aehnlichkeiten viele; im J[ahre]<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0268] 616. An Otto. [Bayreuth, 3. März 1812] Guten Abend, Alter! Mein Briefchen an Krause ſende mit umkehrender Poſt-Emma wieder. — Wann willſt du denn mündlich mit mir ſprechen? Den dritten März iſt dieß eben ſo gut neben 5 meinem Kanapé möglich als jeden andern März. 617. An Emanuel. [Bayreuth, 5. März 1812] Guten Morgen, mein Emanuel! Freilich iſt eine ſolche Frage über Einquartieren nur aufzuwerfen, faſt ſo ſchlimm als ſie be- 10 jahen. — Auch ich trug und trage gern an allgemeiner Bürde, nur ſuppliziere ich, damit ich gerechter beladen werde. — Die Mutter geſteht doch viel ein. Aber nur Verſtand, nicht Liebe kommt mit den Jahren. Eine Mutter kann unmöglich einer 14jährigen Tochter liebenswürdiger erſcheinen als einer 7jährigen, ſondern umgekehrt; 15 ob wol achtungwerther. 618. An Emanuel. [Bayreuth, 6. März 1812] Guten Morgen, lieber Emanuel! Sie haben mir einen ſchönern Brief geſchickt als ihn die Eile einiger maſſen würdig beantworten 20 kann. Ich werd’ es Seebeck geben und ſpäter der [?] Schuckmann. 619. An Otto. [Bayreuth, 8. März 1812] Dieß hab’ ich heute von Krause erhalten. Alles ſoll er zurück haben, aber ohne ein Dakapo der Verſöhnung, bei dieſem Dakapo 25 der Verläumdung. Und ohne ein Wort. Baireuth wird mir ſeit dem Adel und dem Einquartieren, ſo ekel, daß ich am Ende doch meine zwei letzten Menſchen gegen Nürnberg vertauſche. 620. An Otto. [Bayreuth, 9. März 1812] 30 Guten Morgen, Alter! Hier Dippoldt, der mir jetzt mehr ge- fallen, ſo wie ſein Held zehnmal mehr als deſſen jetzt lebender Dualiſmus. Sonſt ſind anderer Aehnlichkeiten viele; im J[ahre]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/268
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/268>, abgerufen am 22.11.2024.