-- denn dafür wird schon das Diebs-Comptoir gesorgt haben -- schon umläuft und wovon der Rest nur für spätere ächte Forscher Werth hat, und welcher noch dazu seinem Buche voreilt, darf schon so reden. Freilich nur 2 Bogen, aber Gott weiß, wie enge und was darauf! Eigentlich freilich hätte weder Er noch Du der Diebs-5 höle nur Eine Zeile lassen sollen; und es war ein seltsamer Kon- trakt, der so gut für sein Vertrauen auf dich als für deines auf Rühle beweist. Bedenke auch, daß kameralistische, philosophische, philologische und fast alle Werke weniger honoriert werden als poetische trotz der letzteren Unwerth oft. Wende also deinen Zorn10 nach einer andern Weltgegend. Auch erweist sich seine Redlichkeit aus seinem Zutrauen, da nur alles zwischen 2 spanischen Wänden, Kanne und mir, vorging. Es soll mir herzlich lieb sein, bist du von Bertuch gänzlich los, nämlich bezahlt.
N. S. Ich versichere dich, Perthes, Cotta und jeder Buchhändler15 hätte geschrieben wie Schrag; ausgenommen schlechter.
*590a. An Professor Wagner in Bayreuth.
[Bayreuth, 1811 oder 1812?]
Guten Morgen! Hier send' ich Ihnen das Beste von Jacobi gegen Kant. Darauf hab' ich Ihnen noch sein erstes Schreiben20 gegen Schelling zu geben. -- Anbei folgen sechs Trabanten um ..... da Ihnen gestern die Spiritualität des Weins gefallen. Wahrlich jetzt unter den Plagegeistern der Zeit braucht man den Weingeist als spiritus familiaris neben sich zu haben und ich lasse mir gern von ihm einflößen.25
591. An Emanuel.
Etwas eilig![Bayreuth, 2. Jan. 1812]
Guten Tag, Geliebter! In diesem Jahre bekommen Sie die ersten Schreibzeilen von mir. -- So wie die geistige Edelfrau oder Edelmännin die Frage stellt: ist sie schon selber Antwort; denn30 der Knabe bleibe unter dem wachen Mutterauge mit andern Schülern. Erst später, im 12, 14ten Jahre möge ein Knabe ins künftige Leben durch öffentliche Schüler-Gemeinschaft ins Männer-
16*
— denn dafür wird ſchon das Diebs-Comptoir geſorgt haben — ſchon umläuft und wovon der Reſt nur für ſpätere ächte Forſcher Werth hat, und welcher noch dazu ſeinem Buche voreilt, darf ſchon ſo reden. Freilich nur 2 Bogen, aber Gott weiß, wie enge und was darauf! Eigentlich freilich hätte weder Er noch Du der Diebs-5 höle nur Eine Zeile laſſen ſollen; und es war ein ſeltſamer Kon- trakt, der ſo gut für ſein Vertrauen auf dich als für deines auf Rühle beweiſt. Bedenke auch, daß kameraliſtiſche, philoſophiſche, philologiſche und faſt alle Werke weniger honoriert werden als poetiſche trotz der letzteren Unwerth oft. Wende alſo deinen Zorn10 nach einer andern Weltgegend. Auch erweiſt ſich ſeine Redlichkeit aus ſeinem Zutrauen, da nur alles zwiſchen 2 ſpaniſchen Wänden, Kanne und mir, vorging. Es ſoll mir herzlich lieb ſein, biſt du von Bertuch gänzlich los, nämlich bezahlt.
N. S. Ich verſichere dich, Perthes, Cotta und jeder Buchhändler15 hätte geſchrieben wie Schrag; ausgenommen ſchlechter.
*590a. An Profeſſor Wagner in Bayreuth.
[Bayreuth, 1811 oder 1812?]
Guten Morgen! Hier ſend’ ich Ihnen das Beſte von Jacobi gegen Kant. Darauf hab’ ich Ihnen noch ſein erſtes Schreiben20 gegen Schelling zu geben. — Anbei folgen ſechs Trabanten um ..... da Ihnen geſtern die Spiritualität des Weins gefallen. Wahrlich jetzt unter den Plagegeiſtern der Zeit braucht man den Weingeiſt als spiritus familiaris neben ſich zu haben und ich laſſe mir gern von ihm einflößen.25
591. An Emanuel.
Etwas eilig![Bayreuth, 2. Jan. 1812]
Guten Tag, Geliebter! In dieſem Jahre bekommen Sie die erſten Schreibzeilen von mir. — So wie die geiſtige Edelfrau oder Edelmännin die Frage ſtellt: iſt ſie ſchon ſelber Antwort; denn30 der Knabe bleibe unter dem wachen Mutterauge mit andern Schülern. Erſt ſpäter, im 12, 14ten Jahre möge ein Knabe ins künftige Leben durch öffentliche Schüler-Gemeinſchaft ins Männer-
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— denn dafür wird ſchon das Diebs-Comptoir geſorgt haben —
ſchon umläuft und wovon der Reſt nur für ſpätere ächte Forſcher
Werth hat, und welcher noch dazu ſeinem Buche voreilt, darf ſchon
ſo reden. Freilich nur 2 Bogen, aber Gott weiß, wie enge und
was darauf! Eigentlich freilich hätte weder Er noch Du der Diebs- 5
höle nur Eine Zeile laſſen ſollen; und es war ein ſeltſamer Kon-
trakt, der ſo gut für ſein Vertrauen auf dich als für deines auf
Rühle beweiſt. Bedenke auch, daß kameraliſtiſche, philoſophiſche,
philologiſche und faſt alle Werke weniger honoriert werden als
poetiſche trotz der letzteren Unwerth oft. Wende alſo deinen Zorn 10
nach einer andern Weltgegend. Auch erweiſt ſich ſeine Redlichkeit
aus ſeinem Zutrauen, da nur alles zwiſchen 2 ſpaniſchen Wänden,
Kanne und mir, vorging. Es ſoll mir herzlich lieb ſein, biſt du
von Bertuch gänzlich los, nämlich bezahlt.
N. S. Ich verſichere dich, Perthes, Cotta und jeder Buchhändler 15
hätte geſchrieben wie Schrag; ausgenommen ſchlechter.
*590a. An Profeſſor Wagner in Bayreuth.
[Bayreuth, 1811 oder 1812?]
Guten Morgen! Hier ſend’ ich Ihnen das Beſte von Jacobi
gegen Kant. Darauf hab’ ich Ihnen noch ſein erſtes Schreiben 20
gegen Schelling zu geben. — Anbei folgen ſechs Trabanten um .....
da Ihnen geſtern die Spiritualität des Weins gefallen. Wahrlich
jetzt unter den Plagegeiſtern der Zeit braucht man den Weingeiſt
als spiritus familiaris neben ſich zu haben und ich laſſe mir gern
von ihm einflößen. 25
591. An Emanuel.
[Bayreuth, 2. Jan. 1812]
Guten Tag, Geliebter! In dieſem Jahre bekommen Sie die
erſten Schreibzeilen von mir. — So wie die geiſtige Edelfrau
oder Edelmännin die Frage ſtellt: iſt ſie ſchon ſelber Antwort; denn 30
der Knabe bleibe unter dem wachen Mutterauge mit andern
Schülern. Erſt ſpäter, im 12, 14ten Jahre möge ein Knabe ins
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/257>, abgerufen am 24.11.2024.
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