Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite

-- denn dafür wird schon das Diebs-Comptoir gesorgt haben --
schon umläuft und wovon der Rest nur für spätere ächte Forscher
Werth hat, und welcher noch dazu seinem Buche voreilt, darf schon
so reden. Freilich nur 2 Bogen, aber Gott weiß, wie enge und
was darauf! Eigentlich freilich hätte weder Er noch Du der Diebs-5
höle nur Eine Zeile lassen sollen; und es war ein seltsamer Kon-
trakt, der so gut für sein Vertrauen auf dich als für deines auf
Rühle beweist. Bedenke auch, daß kameralistische, philosophische,
philologische und fast alle Werke weniger honoriert werden als
poetische trotz der letzteren Unwerth oft. Wende also deinen Zorn10
nach einer andern Weltgegend. Auch erweist sich seine Redlichkeit
aus seinem Zutrauen, da nur alles zwischen 2 spanischen Wänden,
Kanne und mir, vorging. Es soll mir herzlich lieb sein, bist du
von Bertuch gänzlich los, nämlich bezahlt.

N. S. Ich versichere dich, Perthes, Cotta und jeder Buchhändler15
hätte geschrieben wie Schrag; ausgenommen schlechter.

*590a. An Professor Wagner in Bayreuth.

Guten Morgen! Hier send' ich Ihnen das Beste von Jacobi
gegen Kant. Darauf hab' ich Ihnen noch sein erstes Schreiben20
gegen Schelling zu geben. -- Anbei folgen sechs Trabanten um .....
da Ihnen gestern die Spiritualität des Weins gefallen. Wahrlich
jetzt unter den Plagegeistern der Zeit braucht man den Weingeist
als spiritus familiaris neben sich zu haben und ich lasse mir gern
von ihm einflößen.25

591. An Emanuel.
Etwas eilig!

Guten Tag, Geliebter! In diesem Jahre bekommen Sie die
ersten Schreibzeilen von mir. -- So wie die geistige Edelfrau
oder Edelmännin die Frage stellt: ist sie schon selber Antwort; denn30
der Knabe bleibe unter dem wachen Mutterauge mit andern
Schülern. Erst später, im 12, 14ten Jahre möge ein Knabe ins
künftige Leben durch öffentliche Schüler-Gemeinschaft ins Männer-

16*

— denn dafür wird ſchon das Diebs-Comptoir geſorgt haben —
ſchon umläuft und wovon der Reſt nur für ſpätere ächte Forſcher
Werth hat, und welcher noch dazu ſeinem Buche voreilt, darf ſchon
ſo reden. Freilich nur 2 Bogen, aber Gott weiß, wie enge und
was darauf! Eigentlich freilich hätte weder Er noch Du der Diebs-5
höle nur Eine Zeile laſſen ſollen; und es war ein ſeltſamer Kon-
trakt, der ſo gut für ſein Vertrauen auf dich als für deines auf
Rühle beweiſt. Bedenke auch, daß kameraliſtiſche, philoſophiſche,
philologiſche und faſt alle Werke weniger honoriert werden als
poetiſche trotz der letzteren Unwerth oft. Wende alſo deinen Zorn10
nach einer andern Weltgegend. Auch erweiſt ſich ſeine Redlichkeit
aus ſeinem Zutrauen, da nur alles zwiſchen 2 ſpaniſchen Wänden,
Kanne und mir, vorging. Es ſoll mir herzlich lieb ſein, biſt du
von Bertuch gänzlich los, nämlich bezahlt.

N. S. Ich verſichere dich, Perthes, Cotta und jeder Buchhändler15
hätte geſchrieben wie Schrag; ausgenommen ſchlechter.

*590a. An Profeſſor Wagner in Bayreuth.

Guten Morgen! Hier ſend’ ich Ihnen das Beſte von Jacobi
gegen Kant. Darauf hab’ ich Ihnen noch ſein erſtes Schreiben20
gegen Schelling zu geben. — Anbei folgen ſechs Trabanten um .....
da Ihnen geſtern die Spiritualität des Weins gefallen. Wahrlich
jetzt unter den Plagegeiſtern der Zeit braucht man den Weingeiſt
als spiritus familiaris neben ſich zu haben und ich laſſe mir gern
von ihm einflößen.25

591. An Emanuel.
Etwas eilig!

Guten Tag, Geliebter! In dieſem Jahre bekommen Sie die
erſten Schreibzeilen von mir. — So wie die geiſtige Edelfrau
oder Edelmännin die Frage ſtellt: iſt ſie ſchon ſelber Antwort; denn30
der Knabe bleibe unter dem wachen Mutterauge mit andern
Schülern. Erſt ſpäter, im 12, 14ten Jahre möge ein Knabe ins
künftige Leben durch öffentliche Schüler-Gemeinſchaft ins Männer-

16*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0257" n="243"/>
&#x2014; denn dafür wird &#x017F;chon das Diebs-<hi rendition="#aq">Comptoir</hi> ge&#x017F;orgt haben &#x2014;<lb/>
&#x017F;chon umläuft und wovon der Re&#x017F;t nur für <hi rendition="#g">&#x017F;pätere</hi> ächte For&#x017F;cher<lb/>
Werth hat, und welcher noch dazu &#x017F;einem Buche voreilt, darf &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;o reden. Freilich nur 2 Bogen, aber Gott weiß, wie <hi rendition="#g">enge</hi> und<lb/>
was darauf! Eigentlich freilich hätte weder Er noch Du der Diebs-<lb n="5"/>
höle nur Eine Zeile la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen; und es war ein &#x017F;elt&#x017F;amer Kon-<lb/>
trakt, der &#x017F;o gut für &#x017F;ein Vertrauen auf dich als für deines auf<lb/><hi rendition="#aq">Rühle</hi> bewei&#x017F;t. Bedenke auch, daß kamerali&#x017F;ti&#x017F;che, philo&#x017F;ophi&#x017F;che,<lb/>
philologi&#x017F;che und fa&#x017F;t alle Werke weniger honoriert werden als<lb/>
poeti&#x017F;che trotz der letzteren Unwerth oft. Wende al&#x017F;o deinen Zorn<lb n="10"/>
nach einer andern Weltgegend. Auch erwei&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;eine Redlichkeit<lb/>
aus &#x017F;einem Zutrauen, da nur alles zwi&#x017F;chen 2 &#x017F;pani&#x017F;chen Wänden,<lb/><hi rendition="#aq">Kanne</hi> und mir, vorging. Es &#x017F;oll mir herzlich lieb &#x017F;ein, bi&#x017F;t du<lb/>
von <hi rendition="#aq">Bertuch</hi> gänzlich los, nämlich bezahlt.</p><lb/>
        <p>N. S. Ich ver&#x017F;ichere dich, <hi rendition="#aq">Perthes, Cotta</hi> und jeder Buchhändler<lb n="15"/>
hätte ge&#x017F;chrieben wie <hi rendition="#aq">Schrag;</hi> ausgenommen &#x017F;chlechter.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*590<hi rendition="#aq">a.</hi> An <hi rendition="#g">Profe&#x017F;&#x017F;or Wagner in Bayreuth.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 1811 oder 1812?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! Hier &#x017F;end&#x2019; ich Ihnen das Be&#x017F;te von <hi rendition="#aq">Jacobi</hi><lb/>
gegen <hi rendition="#aq">Kant.</hi> Darauf hab&#x2019; ich Ihnen noch &#x017F;ein er&#x017F;tes Schreiben<lb n="20"/>
gegen <hi rendition="#aq">Schelling</hi> zu geben. &#x2014; Anbei folgen &#x017F;echs Trabanten um .....<lb/>
da Ihnen ge&#x017F;tern die Spiritualität des Weins gefallen. Wahrlich<lb/>
jetzt unter den Plagegei&#x017F;tern der Zeit braucht man den Weingei&#x017F;t<lb/>
als <hi rendition="#aq">spiritus familiaris</hi> neben &#x017F;ich zu haben und ich la&#x017F;&#x017F;e mir gern<lb/>
von ihm einflößen.<lb n="25"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>591. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">Etwas eilig!</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 2. Jan. 1812]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Tag, Geliebter! In <hi rendition="#g">die&#x017F;em</hi> Jahre bekommen Sie die<lb/>
er&#x017F;ten Schreibzeilen von mir. &#x2014; So wie die <hi rendition="#g">gei&#x017F;tige Edelfrau</hi><lb/>
oder Edelmännin die Frage &#x017F;tellt: i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;chon &#x017F;elber Antwort; denn<lb n="30"/>
der Knabe bleibe unter dem wachen Mutterauge mit andern<lb/>
Schülern. Er&#x017F;t &#x017F;päter, im 12, 14<hi rendition="#sup">ten</hi> Jahre möge ein Knabe ins<lb/>
künftige Leben durch öffentliche Schüler-Gemein&#x017F;chaft ins Männer-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">16*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0257] — denn dafür wird ſchon das Diebs-Comptoir geſorgt haben — ſchon umläuft und wovon der Reſt nur für ſpätere ächte Forſcher Werth hat, und welcher noch dazu ſeinem Buche voreilt, darf ſchon ſo reden. Freilich nur 2 Bogen, aber Gott weiß, wie enge und was darauf! Eigentlich freilich hätte weder Er noch Du der Diebs- 5 höle nur Eine Zeile laſſen ſollen; und es war ein ſeltſamer Kon- trakt, der ſo gut für ſein Vertrauen auf dich als für deines auf Rühle beweiſt. Bedenke auch, daß kameraliſtiſche, philoſophiſche, philologiſche und faſt alle Werke weniger honoriert werden als poetiſche trotz der letzteren Unwerth oft. Wende alſo deinen Zorn 10 nach einer andern Weltgegend. Auch erweiſt ſich ſeine Redlichkeit aus ſeinem Zutrauen, da nur alles zwiſchen 2 ſpaniſchen Wänden, Kanne und mir, vorging. Es ſoll mir herzlich lieb ſein, biſt du von Bertuch gänzlich los, nämlich bezahlt. N. S. Ich verſichere dich, Perthes, Cotta und jeder Buchhändler 15 hätte geſchrieben wie Schrag; ausgenommen ſchlechter. *590a. An Profeſſor Wagner in Bayreuth. [Bayreuth, 1811 oder 1812?] Guten Morgen! Hier ſend’ ich Ihnen das Beſte von Jacobi gegen Kant. Darauf hab’ ich Ihnen noch ſein erſtes Schreiben 20 gegen Schelling zu geben. — Anbei folgen ſechs Trabanten um ..... da Ihnen geſtern die Spiritualität des Weins gefallen. Wahrlich jetzt unter den Plagegeiſtern der Zeit braucht man den Weingeiſt als spiritus familiaris neben ſich zu haben und ich laſſe mir gern von ihm einflößen. 25 591. An Emanuel. [Bayreuth, 2. Jan. 1812] Guten Tag, Geliebter! In dieſem Jahre bekommen Sie die erſten Schreibzeilen von mir. — So wie die geiſtige Edelfrau oder Edelmännin die Frage ſtellt: iſt ſie ſchon ſelber Antwort; denn 30 der Knabe bleibe unter dem wachen Mutterauge mit andern Schülern. Erſt ſpäter, im 12, 14ten Jahre möge ein Knabe ins künftige Leben durch öffentliche Schüler-Gemeinſchaft ins Männer- 16*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/257
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/257>, abgerufen am 24.11.2024.