leben eingeübt und eingefahren werden. Früher ist die zarte Pflanze der Sittlichkeit der höhern Pflege werth. -- Und am Ende: der Kopf wird so leicht voll -- und das arme Herz so leicht leer. Er bleibe bei der, die ich mit allen Kräften eines vollen Herzens hier zum neuen Jahre grüße.5
592. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Jan. 1812]
Guten Morgen, Alter! Gern komm' ich abends. -- Hier ein an sich angenehmer Brief, dessen Beantwortung aber in lauter klugen Fragen bestehen wird.10
593. An Emanuel.
[Bayreuth, 7. Jan. 1812]
Guten Morgen, größten Dank, Abend-Vergolder! Mir be- kommt Unmäßigkeit fast besser als Mäßigkeit. Die gebratne Leber vertrug sich so gut mit meinem Magen als die ungekochte neben15 ihm. -- Ich habe leider den Verfasser des guten Biers vergessen, wovon Sie gestern sprachen.
594. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Jan. 1812]
Guten Morgen, Guter! Ich bin ganz gesund, denn ich weiß es20 schon zu machen. -- Kommt Ihnen im Morgenblatt etwas über Fibel vor: so bitt' ich um 1/4 Stund[e] darum; denn in der Har- monie ist es vor der Hand gestohlen, so wie der Aufsatz über den Schwimm-Apparat.
595. An Emanuel.25
[Bayreuth, 14. Jan. 1812]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Ich soll morgen die Familien- steuer in den Cassino-Saal abschicken; und doch hab' ich Ende vorigen Jahrs schon die erste bezahlt. Wie ist dieß zu nehmen, dieses zweite Nehmen? -- Bai-reuth*) wird bald seinen etymolo-30 gischen Namen zum 2ten mal erhalten.
*)reuth von roden lichten.
leben eingeübt und eingefahren werden. Früher iſt die zarte Pflanze der Sittlichkeit der höhern Pflege werth. — Und am Ende: der Kopf wird ſo leicht voll — und das arme Herz ſo leicht leer. Er bleibe bei der, die ich mit allen Kräften eines vollen Herzens hier zum neuen Jahre grüße.5
592. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Jan. 1812]
Guten Morgen, Alter! Gern komm’ ich abends. — Hier ein an ſich angenehmer Brief, deſſen Beantwortung aber in lauter klugen Fragen beſtehen wird.10
593. An Emanuel.
[Bayreuth, 7. Jan. 1812]
Guten Morgen, größten Dank, Abend-Vergolder! Mir be- kommt Unmäßigkeit faſt beſſer als Mäßigkeit. Die gebratne Leber vertrug ſich ſo gut mit meinem Magen als die ungekochte neben15 ihm. — Ich habe leider den Verfaſſer des guten Biers vergeſſen, wovon Sie geſtern ſprachen.
594. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Jan. 1812]
Guten Morgen, Guter! Ich bin ganz geſund, denn ich weiß es20 ſchon zu machen. — Kommt Ihnen im Morgenblatt etwas über Fibel vor: ſo bitt’ ich um ¼ Stund[e] darum; denn in der Har- monie iſt es vor der Hand geſtohlen, ſo wie der Aufſatz über den Schwimm-Apparat.
595. An Emanuel.25
[Bayreuth, 14. Jan. 1812]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Ich ſoll morgen die Familien- ſteuer in den Cassino-Saal abſchicken; und doch hab’ ich Ende vorigen Jahrs ſchon die erſte bezahlt. Wie iſt dieß zu nehmen, dieſes zweite Nehmen? — Bai–reuth*) wird bald ſeinen etymolo-30 giſchen Namen zum 2ten mal erhalten.
*)reuth von roden lichten.
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leben eingeübt und eingefahren werden. Früher iſt die zarte Pflanze
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Kopf wird ſo leicht voll — und das arme Herz ſo leicht leer. Er
bleibe bei der, die ich mit allen Kräften eines vollen Herzens hier
zum neuen Jahre grüße. 5
592. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Jan. 1812]
Guten Morgen, Alter! Gern komm’ ich abends. — Hier ein an
ſich angenehmer Brief, deſſen Beantwortung aber in lauter klugen
Fragen beſtehen wird. 10
593. An Emanuel.
[Bayreuth, 7. Jan. 1812]
Guten Morgen, größten Dank, Abend-Vergolder! Mir be-
kommt Unmäßigkeit faſt beſſer als Mäßigkeit. Die gebratne Leber
vertrug ſich ſo gut mit meinem Magen als die ungekochte neben 15
ihm. — Ich habe leider den Verfaſſer des guten Biers vergeſſen,
wovon Sie geſtern ſprachen.
594. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Jan. 1812]
Guten Morgen, Guter! Ich bin ganz geſund, denn ich weiß es 20
ſchon zu machen. — Kommt Ihnen im Morgenblatt etwas über
Fibel vor: ſo bitt’ ich um ¼ Stund[e] darum; denn in der Har-
monie iſt es vor der Hand geſtohlen, ſo wie der Aufſatz über den
Schwimm-Apparat.
595. An Emanuel. 25
[Bayreuth, 14. Jan. 1812]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Ich ſoll morgen die Familien-
ſteuer in den Cassino-Saal abſchicken; und doch hab’ ich Ende
vorigen Jahrs ſchon die erſte bezahlt. Wie iſt dieß zu nehmen,
dieſes zweite Nehmen? — Bai–reuth *) wird bald ſeinen etymolo- 30
giſchen Namen zum 2ten mal erhalten.
*) reuth von roden lichten.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/258>, abgerufen am 16.02.2025.
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