Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.-- Was ich voraus sah, fand ich gestern, daß nämlich Wagners 573. An Emanuel.10 [Bayreuth, 5. Dez. 1811]Guten Morgen, Alter! -- Außer dem Koehlerschen Brief send' 574. An Professor Wagner in Bayreuth.15 [Kopie][Bayreuth, 7. Dez. 1811. Sonnabend]Beifolgendes so unbedeutende Trink-Essen auf den 2ten Advent *) Ich habe einen eignen Ekel vor gallischer Zensur; auch würde die Douane
schon das Schmier-Exemplar beschlagen. — Was ich voraus ſah, fand ich geſtern, daß nämlich Wagners 573. An Emanuel.10 [Bayreuth, 5. Dez. 1811]Guten Morgen, Alter! — Außer dem Koehlerschen Brief ſend’ 574. An Profeſſor Wagner in Bayreuth.15 [Kopie][Bayreuth, 7. Dez. 1811. Sonnabend]Beifolgendes ſo unbedeutende Trink-Eſſen auf den 2ten Advent *) Ich habe einen eignen Ekel vor galliſcher Zenſur; auch würde die Douane
ſchon das Schmier-Exemplar beſchlagen. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0251" n="237"/> — Was ich voraus ſah, fand ich geſtern, daß nämlich <hi rendition="#aq">Wagners</hi><lb/> Misverſtehen blos vom Körperlich-Geiſtigen im Kopfe herkam,<lb/> neben welchem das Geiſtig-Geiſtige ſich etwas enge einrichten mußte.<lb/> Er ſagte mir, er habe nie einen frohern Abend gehabt, und er habe<lb/> auch den misverſtehenden Seifert ſchon aufgeklärt. Sich vergaß er<lb n="5"/> dabei, ich erinnerte nicht. — Ich wünſchte die <hi rendition="#aq">Vorschule</hi> an <hi rendition="#aq">Schrag</hi><lb/> zu geben,<note place="foot" n="*)">Ich habe einen eignen Ekel vor galliſcher Zenſur; auch würde die <hi rendition="#aq">Douane</hi><lb/> ſchon das Schmier-Exemplar beſchlagen.</note> wenn man zumal unter der Hand einige Nachrichten<lb/> von ſeinem Handels-Etat einziehen könnte. Wie? — Gib mir deine<lb/> Antwort nie auf der Stelle, ſondern bequemer <hi rendition="#g">außer</hi> der Arbeitszeit.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>573. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="10"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 5. Dez. 1811]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, Alter! — Außer dem <hi rendition="#aq">Koehlerschen</hi> Brief ſend’<lb/> ich Ihnen (freilich nur auf ein Paar Tage) die Urania, worin kein<lb/><hi rendition="#aq">Koehler</hi> für die Weiber war.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>574. An <hi rendition="#g">Profeſſor Wagner in Bayreuth.</hi><lb n="15"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 7. Dez. 1811. Sonnabend]</hi> </dateline><lb/> <p>Beifolgendes ſo unbedeutende Trink-Eſſen auf den 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Advent<lb/> kommt daher, weil ich gerade heute den letzten weſtfäliſchen Schinken<lb/> bei <hi rendition="#aq">Fr.</hi> zu kaufen bekam. Sie bekommen das <hi rendition="#aq">Omega</hi> — ich laſſe<lb/> morgen das <hi rendition="#aq">Psi</hi> kochen — Er iſt ſehr gut und ich ſetze voraus, daß<lb n="20"/> die jetzigen weſtfäliſchen Regierungsbeamten eben ſo geräuchert ſind<lb/> als ihr Schinken, weil ſich ſonſt Chriſt[i] Wunder umkehrte und die<lb/> Säue in die Teufel führen. — Als Schinken-Schwemme hab’ ich<lb/> noch eine franzöſiſche Wein-Dryas beigefügt, die eben heute ab-<lb/> gezogen worden. Der Wein heißt <hi rendition="#aq">St. Joseph.</hi> So mag ſich denn<lb n="25"/> morgen dieſer keuſche Joſeph zum erſten male auf Ihrem Tiſche<lb/> mit der weſtfäliſchen Potiphar <hi rendition="#aq">(Sus)</hi> gatten und wieder ſeinen leeren<lb/> Mantel, aber in Geſtalt einer leeren Flaſche zurücklaſſen. Glauben<lb/> Sie aber nicht, daß ich mit dieſer Spielerei viel oder etwas von<lb/> meiner engliſchen Nazionalſchuld an Sie abzutragen glaube. Ich<lb n="30"/> bedarf e[ines] größern <hi rendition="#aq">Sinkings Fond</hi> dazu. Leben und eſſen Sie<lb/> wenigſtens halb ſo wol als Sie lehren.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [237/0251]
— Was ich voraus ſah, fand ich geſtern, daß nämlich Wagners
Misverſtehen blos vom Körperlich-Geiſtigen im Kopfe herkam,
neben welchem das Geiſtig-Geiſtige ſich etwas enge einrichten mußte.
Er ſagte mir, er habe nie einen frohern Abend gehabt, und er habe
auch den misverſtehenden Seifert ſchon aufgeklärt. Sich vergaß er 5
dabei, ich erinnerte nicht. — Ich wünſchte die Vorschule an Schrag
zu geben, *) wenn man zumal unter der Hand einige Nachrichten
von ſeinem Handels-Etat einziehen könnte. Wie? — Gib mir deine
Antwort nie auf der Stelle, ſondern bequemer außer der Arbeitszeit.
573. An Emanuel. 10
[Bayreuth, 5. Dez. 1811]
Guten Morgen, Alter! — Außer dem Koehlerschen Brief ſend’
ich Ihnen (freilich nur auf ein Paar Tage) die Urania, worin kein
Koehler für die Weiber war.
574. An Profeſſor Wagner in Bayreuth. 15
[Bayreuth, 7. Dez. 1811. Sonnabend]
Beifolgendes ſo unbedeutende Trink-Eſſen auf den 2ten Advent
kommt daher, weil ich gerade heute den letzten weſtfäliſchen Schinken
bei Fr. zu kaufen bekam. Sie bekommen das Omega — ich laſſe
morgen das Psi kochen — Er iſt ſehr gut und ich ſetze voraus, daß 20
die jetzigen weſtfäliſchen Regierungsbeamten eben ſo geräuchert ſind
als ihr Schinken, weil ſich ſonſt Chriſt[i] Wunder umkehrte und die
Säue in die Teufel führen. — Als Schinken-Schwemme hab’ ich
noch eine franzöſiſche Wein-Dryas beigefügt, die eben heute ab-
gezogen worden. Der Wein heißt St. Joseph. So mag ſich denn 25
morgen dieſer keuſche Joſeph zum erſten male auf Ihrem Tiſche
mit der weſtfäliſchen Potiphar (Sus) gatten und wieder ſeinen leeren
Mantel, aber in Geſtalt einer leeren Flaſche zurücklaſſen. Glauben
Sie aber nicht, daß ich mit dieſer Spielerei viel oder etwas von
meiner engliſchen Nazionalſchuld an Sie abzutragen glaube. Ich 30
bedarf e[ines] größern Sinkings Fond dazu. Leben und eſſen Sie
wenigſtens halb ſo wol als Sie lehren.
*) Ich habe einen eignen Ekel vor galliſcher Zenſur; auch würde die Douane
ſchon das Schmier-Exemplar beſchlagen.
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(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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