Und das Schöne und Geliebte lebt bei Euch nur im Gedächtnis, aber bei uns vor den Augen fort, und wir genießen das längere Glück.
349. An Otto.
[Bayreuth, 12. (?) Sept. 1810]5
Guten Morgen, Alter! Hier die Lespinasse und zugleich meine Predigt darüber, welche Morgen fortfahren soll -- nämlich auf der Post. Lies, besonders um das Buch zu verstehen, zuerst die Biographie und Vorrede am 2ten Bande. -- Ich zweifle, ob du das Gleichnis am Ende billigst.10
350. An Emanuel.
[Bayreuth, 15. Sept. 1810]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier mit zweitem Dank die Flasche und die Schachtel. Ihr Philodor setzte mich in ein an- genehmes Erstaunen über die Stärke seiner Sprache -- obwol bei15 einiger Inkorrektheit, die aber bei seiner französischen nicht ist -- über seine schöne Gluth der Phantasie und des Herzens zugleich. Diesem Jüngling fehlt nichts als der Mann, so wird er viel. Sein Vaterunser und der Lebens Morgen (besonders das Ende) sind trefflich; so wie das Französische an den Frieden besser als20 die Hymne, welche ich anfangs immer an Gott gerichtet glaubte. -- Machen Sie doch daß er einmal von 5--6 zu mir kommt. -- Ist denn Ihr Brief nach Bamberg ganz verloren? --
351. An Emanuel.
[Bayreuth, 16. Sept. 1810]25
Guten Tag, Guter! -- Was thut es, wenn ich Ihnen meine drei Briefe an Perthes, Villers, Hagen sende, da ich ohnehin so wenig daraus exzerpiere? Ich thu' es öfter, und wäre Otto und seine Magd näher, ich schickte auch ihm abgehende Briefe, nicht blos ankommende. -- Der französische von einem -- Sprachmeister30 nicht so wol als einem -- Meister hat doch einige Bedenklichkeiten, die ich bei dem zweiten Lesen bemerken will. -- Perthes und Villers senden Sie mir mit umlaufender Post.
R.
Und das Schöne und Geliebte lebt bei Euch nur im Gedächtnis, aber bei uns vor den Augen fort, und wir genießen das längere Glück.
349. An Otto.
[Bayreuth, 12. (?) Sept. 1810]5
Guten Morgen, Alter! Hier die Lespinasse und zugleich meine Predigt darüber, welche Morgen fortfahren ſoll — nämlich auf der Poſt. Lies, beſonders um das Buch zu verſtehen, zuerſt die Biographie und Vorrede am 2ten Bande. — Ich zweifle, ob du das Gleichnis am Ende billigſt.10
350. An Emanuel.
[Bayreuth, 15. Sept. 1810]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier mit zweitem Dank die Flaſche und die Schachtel. Ihr Philodor ſetzte mich in ein an- genehmes Erſtaunen über die Stärke ſeiner Sprache — obwol bei15 einiger Inkorrektheit, die aber bei ſeiner franzöſiſchen nicht iſt — über ſeine ſchöne Gluth der Phantaſie und des Herzens zugleich. Dieſem Jüngling fehlt nichts als der Mann, ſo wird er viel. Sein Vaterunſer und der Lebens Morgen (beſonders das Ende) ſind trefflich; ſo wie das Franzöſiſche an den Frieden beſſer als20 die Hymne, welche ich anfangs immer an Gott gerichtet glaubte. — Machen Sie doch daß er einmal von 5—6 zu mir kommt. — Iſt denn Ihr Brief nach Bamberg ganz verloren? —
351. An Emanuel.
[Bayreuth, 16. Sept. 1810]25
Guten Tag, Guter! — Was thut es, wenn ich Ihnen meine drei Briefe an Perthes, Villers, Hagen ſende, da ich ohnehin ſo wenig daraus exzerpiere? Ich thu’ es öfter, und wäre Otto und ſeine Magd näher, ich ſchickte auch ihm abgehende Briefe, nicht blos ankommende. — Der franzöſiſche von einem — Sprachmeiſter30 nicht ſo wol als einem — Meiſter hat doch einige Bedenklichkeiten, die ich bei dem zweiten Leſen bemerken will. — Perthes und Villers ſenden Sie mir mit umlaufender Poſt.
R.
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Und das Schöne und Geliebte lebt bei Euch nur im Gedächtnis,
aber bei uns vor den Augen fort, und wir genießen das längere
Glück.
349. An Otto.
[Bayreuth, 12. (?) Sept. 1810] 5
Guten Morgen, Alter! Hier die Lespinasse und zugleich meine
Predigt darüber, welche Morgen fortfahren ſoll — nämlich auf
der Poſt. Lies, beſonders um das Buch zu verſtehen, zuerſt die
Biographie und Vorrede am 2ten Bande. — Ich zweifle, ob du
das Gleichnis am Ende billigſt. 10
350. An Emanuel.
[Bayreuth, 15. Sept. 1810]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier mit zweitem Dank die
Flaſche und die Schachtel. Ihr Philodor ſetzte mich in ein an-
genehmes Erſtaunen über die Stärke ſeiner Sprache — obwol bei 15
einiger Inkorrektheit, die aber bei ſeiner franzöſiſchen nicht iſt —
über ſeine ſchöne Gluth der Phantaſie und des Herzens zugleich.
Dieſem Jüngling fehlt nichts als der Mann, ſo wird er viel.
Sein Vaterunſer und der Lebens Morgen (beſonders das Ende)
ſind trefflich; ſo wie das Franzöſiſche an den Frieden beſſer als 20
die Hymne, welche ich anfangs immer an Gott gerichtet glaubte. —
Machen Sie doch daß er einmal von 5—6 zu mir kommt. — Iſt
denn Ihr Brief nach Bamberg ganz verloren? —
351. An Emanuel.
[Bayreuth, 16. Sept. 1810] 25
Guten Tag, Guter! — Was thut es, wenn ich Ihnen meine
drei Briefe an Perthes, Villers, Hagen ſende, da ich ohnehin ſo
wenig daraus exzerpiere? Ich thu’ es öfter, und wäre Otto und
ſeine Magd näher, ich ſchickte auch ihm abgehende Briefe, nicht
blos ankommende. — Der franzöſiſche von einem — Sprachmeiſter 30
nicht ſo wol als einem — Meiſter hat doch einige Bedenklichkeiten,
die ich bei dem zweiten Leſen bemerken will. — Perthes und Villers
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R.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/149>, abgerufen am 29.11.2024.
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