Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite
*345. Ins Fremdenbuch des Gasthauses in Sanspareil.

Zum Andenken an diese artig auseinander gebrochene Schweiz,
wahrscheinlich von Riesen, um sich ein wenig damit zu steinigen:

Alles ist schön und vorhanden, sogar die Nachtigallen, die man5
aus der Erinnerung her hört,

Nichts ist schlecht als die Feder, womit man sich einschreibt.

Jean Paul Fr. Richter
346. An Emanuel.
10

Guter! Hier allerlei Briefe, worunter sogar einer an meine
Frau -- mit deren Erlaubnis -- ist. Da eine Freude keine Pflicht
ist; -- und eine auch nur halb von Wolken getrübte keine volle --:
so dächt' ich, Sie verschöben morgen die Abfahrt. Aber mir glaubt,
in Wettersachen, kein Teufel und kein Engel.15

R.

An Otto geben Sie es.

347. An Otto.

Alter! Hier der Almanach! Suche doch bei Gelegenheit Herders20
3 Bände hervor -- da ich ihn (buchbinderisch) ordnen will --;
auch den Kunstkalender. Die Heidelberger Jahrbücher hab' ich
nun ohne Begehren; und du darfst jetzt nur wählen.

348. An die Herzogin Luise von Meiningen.
[Kopie]25

Prophezeiung

Was die Einwohner Meiningens am Tage der Zurückkehr ihrer
verehrtesten Fürstin und deren Kinder, wenn nicht sagen, doch
fühlen werden.



Viele aber für uns zu lange Tage haben Euch viel Schönes und30
Großes geschenkt, Wasserfälle, Seen, Gebirge und Inseln.

Aber uns schenkt ein einziger Tag mehr: nämlich Euch zurück.

*345. Ins Fremdenbuch des Gaſthauſes in Sanspareil.

Zum Andenken an dieſe artig auseinander gebrochene Schweiz,
wahrſcheinlich von Rieſen, um ſich ein wenig damit zu ſteinigen:

Alles iſt ſchön und vorhanden, ſogar die Nachtigallen, die man5
aus der Erinnerung her hört,

Nichts iſt ſchlecht als die Feder, womit man ſich einſchreibt.

Jean Paul Fr. Richter
346. An Emanuel.
10

Guter! Hier allerlei Briefe, worunter ſogar einer an meine
Frau — mit deren Erlaubnis — iſt. Da eine Freude keine Pflicht
iſt; — und eine auch nur halb von Wolken getrübte keine volle —:
ſo dächt’ ich, Sie verſchöben morgen die Abfahrt. Aber mir glaubt,
in Wetterſachen, kein Teufel und kein Engel.15

R.

An Otto geben Sie es.

347. An Otto.

Alter! Hier der Almanach! Suche doch bei Gelegenheit Herders20
3 Bände hervor — da ich ihn (buchbinderiſch) ordnen will —;
auch den Kunſtkalender. Die Heidelberger Jahrbücher hab’ ich
nun ohne Begehren; und du darfſt jetzt nur wählen.

348. An die Herzogin Luiſe von Meiningen.
[Kopie]25

Prophezeiung

Was die Einwohner Meiningens am Tage der Zurückkehr ihrer
verehrteſten Fürſtin und deren Kinder, wenn nicht ſagen, doch
fühlen werden.



Viele aber für uns zu lange Tage haben Euch viel Schönes und30
Großes geſchenkt, Waſſerfälle, Seen, Gebirge und Inſeln.

Aber uns ſchenkt ein einziger Tag mehr: nämlich Euch zurück.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0148" n="135"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*345. Ins <hi rendition="#g">Fremdenbuch des Ga&#x017F;thau&#x017F;es in Sanspareil.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Sanspareil, 2. Sept. 1810?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Zum Andenken an die&#x017F;e artig auseinander gebrochene Schweiz,<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich von Rie&#x017F;en, um &#x017F;ich ein wenig damit zu &#x017F;teinigen:</p><lb/>
        <list>
          <item>Alles i&#x017F;t &#x017F;chön und vorhanden, &#x017F;ogar die Nachtigallen, die man<lb n="5"/>
aus der Erinnerung her hört,</item>
        </list><lb/>
        <p>Nichts i&#x017F;t &#x017F;chlecht als die Feder, womit man &#x017F;ich ein&#x017F;chreibt.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>346. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 3. Sept. 1810]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Guter! Hier allerlei Briefe, worunter &#x017F;ogar einer an meine<lb/>
Frau &#x2014; mit deren Erlaubnis &#x2014; i&#x017F;t. Da eine Freude keine Pflicht<lb/>
i&#x017F;t; &#x2014; und eine auch nur halb von Wolken getrübte keine volle &#x2014;:<lb/>
&#x017F;o dächt&#x2019; ich, Sie ver&#x017F;chöben morgen die Abfahrt. Aber mir glaubt,<lb/>
in Wetter&#x017F;achen, kein Teufel und kein Engel.<lb n="15"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p>An <hi rendition="#aq">Otto</hi> geben Sie es.</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>347. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Sept. 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Alter! Hier der Almanach! Suche doch bei Gelegenheit <hi rendition="#aq">Herders</hi><lb n="20"/>
3 Bände hervor &#x2014; da ich ihn (buchbinderi&#x017F;ch) ordnen will &#x2014;;<lb/>
auch den Kun&#x017F;tkalender. Die <hi rendition="#aq">Heidelberger Jahrbücher</hi> hab&#x2019; ich<lb/>
nun ohne Begehren; und du darf&#x017F;t jetzt nur wählen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>348. An <hi rendition="#g">die Herzogin Lui&#x017F;e von Meiningen.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 9. Sept. 1810]</hi> </dateline>
        <lb n="25"/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Prophezeiung</hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Was die Einwohner Meiningens am Tage der Zurückkehr ihrer<lb/>
verehrte&#x017F;ten Für&#x017F;tin und deren Kinder, wenn nicht &#x017F;agen, doch<lb/><hi rendition="#c">fühlen werden.</hi></p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Viele aber für uns zu lange Tage haben Euch viel Schönes und<lb n="30"/>
Großes ge&#x017F;chenkt, Wa&#x017F;&#x017F;erfälle, Seen, Gebirge und In&#x017F;eln.</p><lb/>
        <p>Aber uns &#x017F;chenkt ein einziger Tag mehr: nämlich Euch zurück.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0148] *345. Ins Fremdenbuch des Gaſthauſes in Sanspareil. [Sanspareil, 2. Sept. 1810?] Zum Andenken an dieſe artig auseinander gebrochene Schweiz, wahrſcheinlich von Rieſen, um ſich ein wenig damit zu ſteinigen: Alles iſt ſchön und vorhanden, ſogar die Nachtigallen, die man 5 aus der Erinnerung her hört, Nichts iſt ſchlecht als die Feder, womit man ſich einſchreibt. Jean Paul Fr. Richter 346. An Emanuel. [Bayreuth, 3. Sept. 1810] 10 Guter! Hier allerlei Briefe, worunter ſogar einer an meine Frau — mit deren Erlaubnis — iſt. Da eine Freude keine Pflicht iſt; — und eine auch nur halb von Wolken getrübte keine volle —: ſo dächt’ ich, Sie verſchöben morgen die Abfahrt. Aber mir glaubt, in Wetterſachen, kein Teufel und kein Engel. 15 R. An Otto geben Sie es. 347. An Otto. [Bayreuth, Sept. 1810] Alter! Hier der Almanach! Suche doch bei Gelegenheit Herders 20 3 Bände hervor — da ich ihn (buchbinderiſch) ordnen will —; auch den Kunſtkalender. Die Heidelberger Jahrbücher hab’ ich nun ohne Begehren; und du darfſt jetzt nur wählen. 348. An die Herzogin Luiſe von Meiningen. [Bayreuth, 9. Sept. 1810] 25 Prophezeiung Was die Einwohner Meiningens am Tage der Zurückkehr ihrer verehrteſten Fürſtin und deren Kinder, wenn nicht ſagen, doch fühlen werden. Viele aber für uns zu lange Tage haben Euch viel Schönes und 30 Großes geſchenkt, Waſſerfälle, Seen, Gebirge und Inſeln. Aber uns ſchenkt ein einziger Tag mehr: nämlich Euch zurück.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/148
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/148>, abgerufen am 28.11.2024.