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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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106. An Thieriot in Offenbach.

Sie treiben den Scherz kaum so weit als ich, wenn Sie so viel
leer lassen für mich als ich für Sie. -- Hier haben Sie eine ge-
druckte Schreiberei geschenkt, wozu Sie nichts gegeben, nicht einmal5
Federn; -- den Zwilling von Minna; denn unter dem sinesischen
Kindbette meiner C[aroline] wurde er in dem Neben-Saal von mir
geheckt. Gott erhalte Sie Ihnen.

R.
107. An Superintendent Vogel in Wunsiedel.
10

Hier, lustigster aller Prediger, -- der noch als Jonas im Hai-
fisch-Magen das nahe Zwerchfell des Thiers erschüttern würde,
wenn Fische eines hätten -- nehmen Sie eine Kleinigkeit von mir
gütig auf, die Sie vielleicht mehr interessiert als alles, was Sie von
mir entweder gehabt oder gelesen haben.15

Eine Frage thu' ich, die Sie aber nicht als ganze Bitte auf-
nehmen sollten -- ob Sie mir nämlich nicht auf einige Tage unter
der königlichen Saus- und Braus-Epoche ein Bett unter dem Dache
und einen Stiefelknecht zum Auskleiden gewähren können. Da
mehrere diese Bitte an Sie thun werden: so muß der Dank für ihre20
Erfüllung Anfangs Juny stärker sein als für eine in jedem andern
Monat.

Hardenberg versprach mir zwar eine Hof-Wohnung in Wonsiedel
auszumachen; aber es wird Ihnen nichts schaden, wenn er Wort
hält und Sie mir Ihres nur geben.25

Leben Sie wol und geben Sie mir irgend eine kleine Antwort.

J. P. F. Richter

Ihrem vortreflichen witzigen Briefe, der, wie sonst das Vaterland
keinen Propheten, umgekehrt als Prophet kein Vaterland, kein
Wonsiedel kennt und verräth, kein Vogt- ja kein Frankenland, fehlte30

*) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es soll 1) Ihr Halb- und
2) Ihr Vollgesicht vorstellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als
der Kunst und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetischen
Spiegel kennen als umgekehrt, schwerlich so viele Reitze hat wie für Ihre Freunde.
*) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es soll 1) Ihr Halb- und
2) Ihr Vollgesicht vorstellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als
der Kunst und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetischen
Spiegel kennen als umgekehrt, schwerlich so viele Reitze hat wie für Ihre Freunde.
106. An Thieriot in Offenbach.

Sie treiben den Scherz kaum ſo weit als ich, wenn Sie ſo viel
leer laſſen für mich als ich für Sie. — Hier haben Sie eine ge-
druckte Schreiberei geſchenkt, wozu Sie nichts gegeben, nicht einmal5
Federn; — den Zwilling von Minna; denn unter dem ſineſiſchen
Kindbette meiner C[aroline] wurde er in dem Neben-Saal von mir
geheckt. Gott erhalte Sie Ihnen.

R.
107. An Superintendent Vogel in Wunſiedel.
10

Hier, luſtigſter aller Prediger, — der noch als Jonas im Hai-
fiſch-Magen das nahe Zwerchfell des Thiers erſchüttern würde,
wenn Fiſche eines hätten — nehmen Sie eine Kleinigkeit von mir
gütig auf, die Sie vielleicht mehr intereſſiert als alles, was Sie von
mir entweder gehabt oder geleſen haben.15

Eine Frage thu’ ich, die Sie aber nicht als ganze Bitte auf-
nehmen ſollten — ob Sie mir nämlich nicht auf einige Tage unter
der königlichen Saus- und Braus-Epoche ein Bett unter dem Dache
und einen Stiefelknecht zum Auskleiden gewähren können. Da
mehrere dieſe Bitte an Sie thun werden: ſo muß der Dank für ihre20
Erfüllung Anfangs Juny ſtärker ſein als für eine in jedem andern
Monat.

Hardenberg verſprach mir zwar eine Hof-Wohnung in Wonsiedel
auszumachen; aber es wird Ihnen nichts ſchaden, wenn er Wort
hält und Sie mir Ihres nur geben.25

Leben Sie wol und geben Sie mir irgend eine kleine Antwort.

J. P. F. Richter

Ihrem vortreflichen witzigen Briefe, der, wie ſonſt das Vaterland
keinen Propheten, umgekehrt als Prophet kein Vaterland, kein
Wonsiedel kennt und verräth, kein Vogt- ja kein Frankenland, fehlte30

*) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es ſoll 1) Ihr Halb- und
2) Ihr Vollgeſicht vorſtellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als
der Kunſt und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetiſchen
Spiegel kennen als umgekehrt, ſchwerlich ſo viele Reitze hat wie für Ihre Freunde.
*) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es ſoll 1) Ihr Halb- und
2) Ihr Vollgeſicht vorſtellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als
der Kunſt und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetiſchen
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[44/0057] 106. An Thieriot in Offenbach. [Abbildung] *) [Abbildung] *)Bayreuth d. 13. Mai 1805 Sie treiben den Scherz kaum [FORMEL] ſo weit als ich, wenn Sie ſo viel leer laſſen für mich als ich für Sie. — Hier haben Sie eine ge- druckte Schreiberei geſchenkt, wozu Sie nichts gegeben, nicht einmal 5 Federn; — den Zwilling von Minna; denn unter dem ſineſiſchen Kindbette meiner C[aroline] wurde er in dem Neben-Saal von mir geheckt. Gott erhalte Sie Ihnen. R. 107. An Superintendent Vogel in Wunſiedel. Bayreuth d. 13. Mai 1805. 10 Hier, luſtigſter aller Prediger, — der noch als Jonas im Hai- fiſch-Magen das nahe Zwerchfell des Thiers erſchüttern würde, wenn Fiſche eines hätten — nehmen Sie eine Kleinigkeit von mir gütig auf, die Sie vielleicht mehr intereſſiert als alles, was Sie von mir entweder gehabt oder geleſen haben. 15 Eine Frage thu’ ich, die Sie aber nicht als ganze Bitte auf- nehmen ſollten — ob Sie mir nämlich nicht auf einige Tage unter der königlichen Saus- und Braus-Epoche ein Bett unter dem Dache und einen Stiefelknecht zum Auskleiden gewähren können. Da mehrere dieſe Bitte an Sie thun werden: ſo muß der Dank für ihre 20 Erfüllung Anfangs Juny ſtärker ſein als für eine in jedem andern Monat. Hardenberg verſprach mir zwar eine Hof-Wohnung in Wonsiedel auszumachen; aber es wird Ihnen nichts ſchaden, wenn er Wort hält und Sie mir Ihres nur geben. 25 Leben Sie wol und geben Sie mir irgend eine kleine Antwort. J. P. F. Richter Ihrem vortreflichen witzigen Briefe, der, wie ſonſt das Vaterland keinen Propheten, umgekehrt als Prophet kein Vaterland, kein Wonsiedel kennt und verräth, kein Vogt- ja kein Frankenland, fehlte 30 *) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es ſoll 1) Ihr Halb- und 2) Ihr Vollgeſicht vorſtellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als der Kunſt und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetiſchen Spiegel kennen als umgekehrt, ſchwerlich ſo viele Reitze hat wie für Ihre Freunde. *) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es ſoll 1) Ihr Halb- und 2) Ihr Vollgeſicht vorſtellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als der Kunſt und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetiſchen Spiegel kennen als umgekehrt, ſchwerlich ſo viele Reitze hat wie für Ihre Freunde.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/57>, abgerufen am 24.11.2024.