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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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*589. An Rühle von Lilienstern.

Ein Freund von mir -- der immer Kräfte aller Art, in Wissen-
schaften und in Geschäften zeigte, aber niemals seinen Namen,
und von welchem Sie wahrscheinlich manches in Woltmanns Jour-5
nal gelesen -- sendet Ihnen für Ihre Pallas beifolgendes für Preussen
wichtiges Manuskript. Er überläßt es Ihrer Wahl, es

1. entweder stückweise und ganz, oder

2. nur zum Theil auszugsweise in Ihrer Pallas zu geben, --
so wie das Honorar Ihrer Einrichtungen. Sie werden so wie leicht10
den Gelehrten, so auch den Welt- und Geschäftsmann, dem sogar
auf dem Boden des Krieges Rollen zugetheilt gewesen, im Werk-
chen wiederfinden.

Meine eigne Bitte an Sie, verehrter Verfasser der Hieroglyphen,
ist, mir etwas unfrankiert zu leihen, nämlich der Pallas 1tes Heft15
und dann das, worin meine Friedenspredigt beurtheilt wird und
Fichte's Reden. Bei meiner jetzigen Fortsetzung derselben Arbeit muß
mir ein rechtes Wort über den Anfang derselben willkommen sein.
Bayreuth ist wie die jetzige Zeit -- es liest wenig und kauft nichts.

Leben Sie froh!20

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
590. An Emanuel.

Guten Morgen, Unveraltender! Könnte man doch die Völker auf25
eine so angenehme Weise aus der Unwissenheit reißen als Sie uns
Eltern heute! -- Und dann mußt' ich wieder besonders aus meiner
kommen, indem mir anfangs nichts heraufgeschickt wurde als Ihr
Blatt an C[aroline]; und ich erst unten Ihren köstlichen und witzigen
liebenden Brief fand. -- Wenn ich etwas Gutes auf Ihr Papier30
schreibe, will ich zum Danke an Sie denken. Blos das Siegellak
wünsch' ich Ihnen nicht stückweise wieder zu geben, sondern -- noch
lange in Ihrer Nähe zu wohnen.

Meine Frau muß im Gewühle ihrer Wasch- und Auszieh-Lasten
das Wiegenfestchen mit Ihnen und Otto bis ins neue Quartier ver-35
schieben.

R.
*589. An Rühle von Lilienſtern.

Ein Freund von mir — der immer Kräfte aller Art, in Wiſſen-
ſchaften und in Geſchäften zeigte, aber niemals ſeinen Namen,
und von welchem Sie wahrſcheinlich manches in Woltmanns Jour-5
nal geleſen — ſendet Ihnen für Ihre Pallas beifolgendes für Preuſſen
wichtiges Manuſkript. Er überläßt es Ihrer Wahl, es

1. entweder ſtückweiſe und ganz, oder

2. nur zum Theil auszugsweiſe in Ihrer Pallas zu geben, —
ſo wie das Honorar Ihrer Einrichtungen. Sie werden ſo wie leicht10
den Gelehrten, ſo auch den Welt- und Geſchäftsmann, dem ſogar
auf dem Boden des Krieges Rollen zugetheilt geweſen, im Werk-
chen wiederfinden.

Meine eigne Bitte an Sie, verehrter Verfaſſer der Hieroglyphen,
iſt, mir etwas unfrankiert zu leihen, nämlich der Pallas 1tes Heft15
und dann das, worin meine Friedenspredigt beurtheilt wird und
Fichte’s Reden. Bei meiner jetzigen Fortſetzung derſelben Arbeit muß
mir ein rechtes Wort über den Anfang derſelben willkommen ſein.
Bayreuth iſt wie die jetzige Zeit — es lieſt wenig und kauft nichts.

Leben Sie froh!20

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
590. An Emanuel.

Guten Morgen, Unveraltender! Könnte man doch die Völker auf25
eine ſo angenehme Weiſe aus der Unwiſſenheit reißen als Sie uns
Eltern heute! — Und dann mußt’ ich wieder beſonders aus meiner
kommen, indem mir anfangs nichts heraufgeſchickt wurde als Ihr
Blatt an C[aroline]; und ich erſt unten Ihren köſtlichen und witzigen
liebenden Brief fand. — Wenn ich etwas Gutes auf Ihr Papier30
ſchreibe, will ich zum Danke an Sie denken. Blos das Siegellak
wünſch’ ich Ihnen nicht ſtückweiſe wieder zu geben, ſondern — noch
lange in Ihrer Nähe zu wohnen.

Meine Frau muß im Gewühle ihrer Waſch- und Auszieh-Laſten
das Wiegenfeſtchen mit Ihnen und Otto bis ins neue Quartier ver-35
ſchieben.

R.
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[245/0262] *589. An Rühle von Lilienſtern. Bayreuth d. 8 Nov. 1808 Ein Freund von mir — der immer Kräfte aller Art, in Wiſſen- ſchaften und in Geſchäften zeigte, aber niemals ſeinen Namen, und von welchem Sie wahrſcheinlich manches in Woltmanns Jour- 5 nal geleſen — ſendet Ihnen für Ihre Pallas beifolgendes für Preuſſen wichtiges Manuſkript. Er überläßt es Ihrer Wahl, es 1. entweder ſtückweiſe und ganz, oder 2. nur zum Theil auszugsweiſe in Ihrer Pallas zu geben, — ſo wie das Honorar Ihrer Einrichtungen. Sie werden ſo wie leicht 10 den Gelehrten, ſo auch den Welt- und Geſchäftsmann, dem ſogar auf dem Boden des Krieges Rollen zugetheilt geweſen, im Werk- chen wiederfinden. Meine eigne Bitte an Sie, verehrter Verfaſſer der Hieroglyphen, iſt, mir etwas unfrankiert zu leihen, nämlich der Pallas 1tes Heft 15 und dann das, worin meine Friedenspredigt beurtheilt wird und Fichte’s Reden. Bei meiner jetzigen Fortſetzung derſelben Arbeit muß mir ein rechtes Wort über den Anfang derſelben willkommen ſein. Bayreuth iſt wie die jetzige Zeit — es lieſt wenig und kauft nichts. Leben Sie froh! 20 Ihr Jean Paul Fr. Richter 590. An Emanuel. [Bayreuth, 9. Nov. 1808] Guten Morgen, Unveraltender! Könnte man doch die Völker auf 25 eine ſo angenehme Weiſe aus der Unwiſſenheit reißen als Sie uns Eltern heute! — Und dann mußt’ ich wieder beſonders aus meiner kommen, indem mir anfangs nichts heraufgeſchickt wurde als Ihr Blatt an C[aroline]; und ich erſt unten Ihren köſtlichen und witzigen liebenden Brief fand. — Wenn ich etwas Gutes auf Ihr Papier 30 ſchreibe, will ich zum Danke an Sie denken. Blos das Siegellak wünſch’ ich Ihnen nicht ſtückweiſe wieder zu geben, ſondern — noch lange in Ihrer Nähe zu wohnen. Meine Frau muß im Gewühle ihrer Waſch- und Auszieh-Laſten das Wiegenfeſtchen mit Ihnen und Otto bis ins neue Quartier ver- 35 ſchieben. R.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/262>, abgerufen am 10.05.2024.