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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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sehr lange geschenkt und noch nicht genommen. -- Übrigens bleib'
ich bei meiner Heilregel des Weins unerschüttert. -- Dank für den
Stollen, wär' er nur kleiner!

457. An Emanuel.
5

Guten Morgen! Dieß ist doch einmal etwas Angenehmes, in
diesen dummen Tagen; die Wirkung des Weins. Sie ist groß,
denn ihre Zufälle waren bedenklich. Könnt' ich Sie doch heute ein
wenig bei uns vor dem Konzerte sehen. Auch Dank für das Feuer,das Sie in jedem Sinn in mir unterhalten.10

458. An Emanuel.

Zum letzten mal guten Morgen 1807! Die künftigen Morgen-
wünsche wird bitt' ich der Himmel besonders an Ihnen besser er-
füllen. Meinen Dank für das Geld! -- Ich werd' es nicht lange er-15
tragen, daß Sie mir gar nichts schuldig sind, sobald nur meine Pro-
jekte in 2 Monaten sich erfüllen.

459. An die Redaktion des "Phöbus" in Dresden.

Auch ohne die originelle Mittlerin würd' ich mich 2 solchen kri-20
tischen Vermittlern, deren 3 Kunstwerke der Prose und Poesie ich
schon so lang geschätzt, zu ihrem höhern überrheinischen Bunde an-
geschloßen haben, sobald sie es begehrt hätten. Ihre Ankündigungs
Worte haben mein Inneres erquickt. Auch ich bin für die vermittelnde
Kritik -- ist ja alles und das ganze Leben nur Vermittlung und nur25
die Ewigkeit nicht -- -- und alle jetzige kritische Vermittlungen
finden in spätern Zeiten und Genien wieder die höhere Vermittlung.
Ich werde Ihrem Phöbus zum Gespann vorlegen, was ich Bestes
habe -- kein Stecken-, Schaukel-, Nürnbergspferd -- und kann ich
ihm und mir nicht helfen, so mag meines so neben her laufen, wie30
man sonst in Neapel ledige Pferde zur Lust neben dem Gespann mit-
traben ließ.

ſehr lange geſchenkt und noch nicht genommen. — Übrigens bleib’
ich bei meiner Heilregel des Weins unerſchüttert. — Dank für den
Stollen, wär’ er nur kleiner!

457. An Emanuel.
5

Guten Morgen! Dieß iſt doch einmal etwas Angenehmes, in
dieſen dummen Tagen; die Wirkung des Weins. Sie iſt groß,
denn ihre Zufälle waren bedenklich. Könnt’ ich Sie doch heute ein
wenig bei uns vor dem Konzerte ſehen. Auch Dank für das Feuer,das Sie in jedem Sinn in mir unterhalten.10

458. An Emanuel.

Zum letzten mal guten Morgen 1807! Die künftigen Morgen-
wünſche wird bitt’ ich der Himmel beſonders an Ihnen beſſer er-
füllen. Meinen Dank für das Geld! — Ich werd’ es nicht lange er-15
tragen, daß Sie mir gar nichts ſchuldig ſind, ſobald nur meine Pro-
jekte in 2 Monaten ſich erfüllen.

459. An die Redaktion des „Phöbus“ in Dresden.

Auch ohne die originelle Mittlerin würd’ ich mich 2 ſolchen kri-20
tiſchen Vermittlern, deren 3 Kunſtwerke der Proſe und Poeſie ich
ſchon ſo lang geſchätzt, zu ihrem höhern überrheiniſchen Bunde an-
geſchloßen haben, ſobald ſie es begehrt hätten. Ihre Ankündigungs
Worte haben mein Inneres erquickt. Auch ich bin für die vermittelnde
Kritik — iſt ja alles und das ganze Leben nur Vermittlung und nur25
die Ewigkeit nicht — — und alle jetzige kritiſche Vermittlungen
finden in ſpätern Zeiten und Genien wieder die höhere Vermittlung.
Ich werde Ihrem Phöbus zum Geſpann vorlegen, was ich Beſtes
habe — kein Stecken-, Schaukel-, Nürnbergspferd — und kann ich
ihm und mir nicht helfen, ſo mag meines ſo neben her laufen, wie30
man ſonſt in Neapel ledige Pferde zur Luſt neben dem Geſpann mit-
traben ließ.

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[190/0205] ſehr lange geſchenkt und noch nicht genommen. — Übrigens bleib’ ich bei meiner Heilregel des Weins unerſchüttert. — Dank für den Stollen, wär’ er nur kleiner! 457. An Emanuel. [Bayreuth, 30. Dez. 1807] 5 Guten Morgen! Dieß iſt doch einmal etwas Angenehmes, in dieſen dummen Tagen; die Wirkung des Weins. Sie iſt groß, denn ihre Zufälle waren bedenklich. Könnt’ ich Sie doch heute ein wenig bei uns vor dem Konzerte ſehen. Auch Dank für das Feuer,das Sie in jedem Sinn in mir unterhalten. 10 458. An Emanuel. [Bayreuth, 31. Dez. 1807] Zum letzten mal guten Morgen 1807! Die künftigen Morgen- wünſche wird bitt’ ich der Himmel beſonders an Ihnen beſſer er- füllen. Meinen Dank für das Geld! — Ich werd’ es nicht lange er- 15 tragen, daß Sie mir gar nichts ſchuldig ſind, ſobald nur meine Pro- jekte in 2 Monaten ſich erfüllen. 459. An die Redaktion des „Phöbus“ in Dresden. [Kopie][Bayreuth, 5. Jan. 1808] Auch ohne die originelle Mittlerin würd’ ich mich 2 ſolchen kri- 20 tiſchen Vermittlern, deren 3 Kunſtwerke der Proſe und Poeſie ich ſchon ſo lang geſchätzt, zu ihrem höhern überrheiniſchen Bunde an- geſchloßen haben, ſobald ſie es begehrt hätten. Ihre Ankündigungs Worte haben mein Inneres erquickt. Auch ich bin für die vermittelnde Kritik — iſt ja alles und das ganze Leben nur Vermittlung und nur 25 die Ewigkeit nicht — — und alle jetzige kritiſche Vermittlungen finden in ſpätern Zeiten und Genien wieder die höhere Vermittlung. Ich werde Ihrem Phöbus zum Geſpann vorlegen, was ich Beſtes habe — kein Stecken-, Schaukel-, Nürnbergspferd — und kann ich ihm und mir nicht helfen, ſo mag meines ſo neben her laufen, wie 30 man ſonſt in Neapel ledige Pferde zur Luſt neben dem Geſpann mit- traben ließ.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/205>, abgerufen am 02.05.2024.