Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.
Mir drangen Thränen in die Augen, als ich Ihren Brief und Sie weinte bitter, als sie Ihren so frohen und so schmerzenden Ich bitte Sie daher, um das lange bange Harren abzukürzen, mir Es geh' Ihnen so wol als es ein tapferer treuer Deutscher vom *422. An Ernst Wagner. Bayreuth d. 31 Okt. 180730Lieber will ich kurz als spät schreiben, mein guter Wagner! Im
Mir drangen Thränen in die Augen, als ich Ihren Brief und Sie weinte bitter, als ſie Ihren ſo frohen und ſo ſchmerzenden Ich bitte Sie daher, um das lange bange Harren abzukürzen, mir Es geh’ Ihnen ſo wol als es ein tapferer treuer Deutſcher vom *422. An Ernſt Wagner. Bayreuth d. 31 Okt. 180730Lieber will ich kurz als ſpät ſchreiben, mein guter Wagner! Im <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0189" n="174"/><lb/> laſſungen kopiert) zum zweitenmale. Die feindliche Hand, die dieſes<lb/> Blatt zurück behielt, hat die Schuld eines doppelten Schmerzens.</p><lb/> <p>Mir drangen Thränen in die Augen, als ich Ihren Brief und<lb/> deſſen Irrthum las und mich in die Herzen verſetzte, die er verwunden<lb/> mußte. Aber welcher Zeuge — der wahrſcheinlich die wirkliche Hoch-<lb n="5"/> zeit von <hi rendition="#aq">R[osalien]s</hi> älterer Schweſter mit ihrer verwechſelte —<lb/> konnte Ihnen mehr Wahrheit auf der Zunge und im Herzen zu<lb/> haben ſcheinen, um damit die treue warme auf der Zunge und im<lb/> Herzen einer ſolchen Seele zu überwiegen und ins Gegentheil zu<lb/> verwandeln? O ihre Schmerzen ſind beſſere Zeugen ihrer Treue!<lb n="10"/> Und ihre Handlungen noch mehr; denn ſie wies zwei Anträge ab<lb/> und hat noch mit dem eines Grafen — (ihr verwandt) zu kämpfen.</p><lb/> <p>Sie weinte bitter, als ſie Ihren ſo frohen und ſo ſchmerzenden<lb/> Brief las. Ihr Blättchen, das ich <hi rendition="#g">ohne</hi> ihr Wiſſen hier beilege,<lb/> zeigt Ihnen die Seele, welche ewig liebt und ewig vertraut und die<lb n="15"/> durch kein Glück zu belohnen iſt als durch das größte. Sie hätte<lb/> Ihnen (wie Sie daraus ſehen) ihr Bild mitgeſchickt, wenn es ihr<lb/> vergönnt geworden wäre. Dieſes Bild der holden reinen liebenden<lb/> Geſtalt hätt’ ich ſo gern dieſem Briefe für diejenigen mitgegeben,<lb/> die vielleicht dieſen Brief erbrechen, damit es ſie angeredet hätte:<lb n="20"/> „Wollt Ihr denn einer Unſchuldigen ſo viele Schmerzen machen, ſo<lb/> „viele Freudenthränen ſtehlen, blos weil Ihr immer an Euer Kriegen<lb/> „denkt und nicht an unſeren Frieden der Liebe?!“ —</p><lb/> <p>Ich bitte Sie daher, um das lange bange Harren abzukürzen, mir<lb/><hi rendition="#g">ſogleich</hi> den Empfang dieſer Blätter zu melden. Schweigen Sie: ſo<lb n="25"/> hab’ ich wieder vergeblich geſchrieben.</p><lb/> <p>Es geh’ Ihnen ſo wol als es ein tapferer treuer Deutſcher vom<lb/> Schickſal verdient! —</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*422. An <hi rendition="#g">Ernſt Wagner.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 31 Okt. 1807</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Lieber will ich kurz als ſpät ſchreiben, mein guter Wagner! Im<lb/> zweiten Theil der <hi rendition="#aq">Levana,</hi> welche zu meiner Freude wenigſtens<lb/> einmal in Meiningen umläuft, geſetzt auch die Stadt hätte ſie, wie<lb/> ich vermuthe, von einer benachbarten geborgt — ſteht S. 408 eine<lb/> kurze, beiläufige und namentliche Anpreiſung Ihres Kunſtplanes;<lb n="35"/> ſo wie ich in dieſem Theile, der eigentlich der bedeutendſte iſt, auch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0189]
laſſungen kopiert) zum zweitenmale. Die feindliche Hand, die dieſes
Blatt zurück behielt, hat die Schuld eines doppelten Schmerzens.
Mir drangen Thränen in die Augen, als ich Ihren Brief und
deſſen Irrthum las und mich in die Herzen verſetzte, die er verwunden
mußte. Aber welcher Zeuge — der wahrſcheinlich die wirkliche Hoch- 5
zeit von R[osalien]s älterer Schweſter mit ihrer verwechſelte —
konnte Ihnen mehr Wahrheit auf der Zunge und im Herzen zu
haben ſcheinen, um damit die treue warme auf der Zunge und im
Herzen einer ſolchen Seele zu überwiegen und ins Gegentheil zu
verwandeln? O ihre Schmerzen ſind beſſere Zeugen ihrer Treue! 10
Und ihre Handlungen noch mehr; denn ſie wies zwei Anträge ab
und hat noch mit dem eines Grafen — (ihr verwandt) zu kämpfen.
Sie weinte bitter, als ſie Ihren ſo frohen und ſo ſchmerzenden
Brief las. Ihr Blättchen, das ich ohne ihr Wiſſen hier beilege,
zeigt Ihnen die Seele, welche ewig liebt und ewig vertraut und die 15
durch kein Glück zu belohnen iſt als durch das größte. Sie hätte
Ihnen (wie Sie daraus ſehen) ihr Bild mitgeſchickt, wenn es ihr
vergönnt geworden wäre. Dieſes Bild der holden reinen liebenden
Geſtalt hätt’ ich ſo gern dieſem Briefe für diejenigen mitgegeben,
die vielleicht dieſen Brief erbrechen, damit es ſie angeredet hätte: 20
„Wollt Ihr denn einer Unſchuldigen ſo viele Schmerzen machen, ſo
„viele Freudenthränen ſtehlen, blos weil Ihr immer an Euer Kriegen
„denkt und nicht an unſeren Frieden der Liebe?!“ —
Ich bitte Sie daher, um das lange bange Harren abzukürzen, mir
ſogleich den Empfang dieſer Blätter zu melden. Schweigen Sie: ſo 25
hab’ ich wieder vergeblich geſchrieben.
Es geh’ Ihnen ſo wol als es ein tapferer treuer Deutſcher vom
Schickſal verdient! —
*422. An Ernſt Wagner.
Bayreuth d. 31 Okt. 1807 30
Lieber will ich kurz als ſpät ſchreiben, mein guter Wagner! Im
zweiten Theil der Levana, welche zu meiner Freude wenigſtens
einmal in Meiningen umläuft, geſetzt auch die Stadt hätte ſie, wie
ich vermuthe, von einer benachbarten geborgt — ſteht S. 408 eine
kurze, beiläufige und namentliche Anpreiſung Ihres Kunſtplanes; 35
ſo wie ich in dieſem Theile, der eigentlich der bedeutendſte iſt, auch
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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