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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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auf -- hörte wirklich auf der Gasse: Adieu J. P. Richter -- rief
hinaus -- hörte nichts -- sah nach der Uhr (101/2) -- und dachte
doch am Morgen, es war Traum. Es war Thieriot; denn meine
Frau hatte auch den Todten-Gruß gehört. Möge der Verstorbneein Seeliger werden.5

362. An Wilhelmine von Kehler in Bayreuth.

Der Gatte feiert den Festtag eines Wilhelms und einer Wilhel-
mine
-- Möge der Mai, der Sie mit den Blumen und anderer
Schönheit des Frühlings gebar, das Versprechen seines Namens10
halten und in jedem Monat wiederkommen!

363. An Emanuel.

Guten Morgen! Ach! -- An mich ist der Off[enbacher] Brief
gewiß, der Worte wegen "an ihn H. Thieriot poste restante15
nach Studtgardt etc. geschrieben und sagen Sie es ihm." --

Guter und Kluger! Ersinnen Sie mir doch etwas für den Ge-
burtstag meiner Caroline, oder berathen Sie sich mit der Koehler;
nur unter der heiligen Bedingung ihres Schweigens. --

Der Antrag von 5 p. c. statt 32 wurde natürlich von K. mit20
Entzücken aufgenommen, das freilich nur dem anonymen E. gehört.
Mein Kuß auf Ihre Seele, wenns möglich wäre.

364. An Emanuel.

Der Oberlieutenant *), der bei Ihrem H. Bruder logiert, bringt25
mir diesen erquickenden Brief, der so viele meiner Nacht-Gespenster
vertilgt. Wer in Bayreuth nimmt mehr daran Theil, mein Emanuel,
als mein Emanuel.

R.
365. An Samuel Richter.
30

-- Jetzt kennst du das Leben von allen Ecken und Seiten, auch den
rauhesten, und nur das Rauhe schleift ab. -- Über uns ging die

*) ich bitte Sie um dessen Namen.

auf — hörte wirklich auf der Gaſſe: Adieu J. P. Richter — rief
hinaus — hörte nichts — ſah nach der Uhr (10½) — und dachte
doch am Morgen, es war Traum. Es war Thieriot; denn meine
Frau hatte auch den Todten-Gruß gehört. Möge der Verſtorbneein Seeliger werden.5

362. An Wilhelmine von Kehler in Bayreuth.

Der Gatte feiert den Feſttag eines Wilhelms und einer Wilhel-
mine
— Möge der Mai, der Sie mit den Blumen und anderer
Schönheit des Frühlings gebar, das Verſprechen ſeines Namens10
halten und in jedem Monat wiederkommen!

363. An Emanuel.

Guten Morgen! Ach! — An mich iſt der Off[enbacher] Brief
gewiß, der Worte wegen „an ihn H. Thieriot poste restante15
〈nach Studtgardt etc.〉 geſchrieben und ſagen Sie es ihm.“ —

Guter und Kluger! Erſinnen Sie mir doch etwas für den Ge-
burtstag meiner Caroline, oder berathen Sie ſich mit der Koehler;
nur unter der heiligen Bedingung ihres Schweigens.

Der Antrag von 5 p. c. ſtatt 32 wurde natürlich von K. mit20
Entzücken aufgenommen, das freilich nur dem anonymen E. gehört.
Mein Kuß auf Ihre Seele, wenns möglich wäre.

364. An Emanuel.

Der Oberlieutenant *), der bei Ihrem H. Bruder logiert, bringt25
mir dieſen erquickenden Brief, der ſo viele meiner Nacht-Geſpenſter
vertilgt. Wer in Bayreuth nimmt mehr daran Theil, mein Emanuel,
als mein Emanuel.

R.
365. An Samuel Richter.
30

— Jetzt kennſt du das Leben von allen Ecken und Seiten, auch den
rauheſten, und nur das Rauhe ſchleift ab. — Über uns ging die

*) ich bitte Sie um deſſen Namen.
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[151/0166] auf — hörte wirklich auf der Gaſſe: Adieu J. P. Richter — rief hinaus — hörte nichts — ſah nach der Uhr (10½) — und dachte doch am Morgen, es war Traum. Es war Thieriot; denn meine Frau hatte auch den Todten-Gruß gehört. Möge der Verſtorbneein Seeliger werden. 5 362. An Wilhelmine von Kehler in Bayreuth. [Kopie][Bayreuth, 28. Mai 1807] Der Gatte feiert den Feſttag eines Wilhelms und einer Wilhel- mine — Möge der Mai, der Sie mit den Blumen und anderer Schönheit des Frühlings gebar, das Verſprechen ſeines Namens 10 halten und in jedem Monat wiederkommen! 363. An Emanuel. [Bayreuth, 31. Mai 1807] Guten Morgen! Ach! — An mich iſt der Off[enbacher] Brief gewiß, der Worte wegen „an ihn H. Thieriot poste restante 15 〈nach Studtgardt etc.〉 geſchrieben und ſagen Sie es ihm.“ — Guter und Kluger! Erſinnen Sie mir doch etwas für den Ge- burtstag meiner Caroline, oder berathen Sie ſich mit der Koehler; nur unter der heiligen Bedingung ihres Schweigens. — Der Antrag von 5 p. c. ſtatt 32 wurde natürlich von K. mit 20 Entzücken aufgenommen, das freilich nur dem anonymen E. gehört. Mein Kuß auf Ihre Seele, wenns möglich wäre. 364. An Emanuel. Im Garten[Bayreuth, 1. Juni 1807] Der Oberlieutenant *), der bei Ihrem H. Bruder logiert, bringt 25 mir dieſen erquickenden Brief, der ſo viele meiner Nacht-Geſpenſter vertilgt. Wer in Bayreuth nimmt mehr daran Theil, mein Emanuel, als mein Emanuel. R. 365. An Samuel Richter. [Kopie][Bayreuth, 1. (?) Juni 1807] 30 — Jetzt kennſt du das Leben von allen Ecken und Seiten, auch den rauheſten, und nur das Rauhe ſchleift ab. — Über uns ging die *) ich bitte Sie um deſſen Namen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/166>, abgerufen am 06.05.2024.