Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.womit ich Sie noch überraschen kann. Auch muß es Ihnen in Ihrem Sonst ist nichts Wichtiges vorgefallen außer daß ich mit dem Meine Frau will noch Raum für ihre Feder; die wie Sie wissen, Richter N. S. Um 11 Uhr, da Ihr H. Bruder da ist. Meine Frau kann30 womit ich Sie noch überraſchen kann. Auch muß es Ihnen in Ihrem Sonſt iſt nichts Wichtiges vorgefallen außer daß ich mit dem Meine Frau will noch Raum für ihre Feder; die wie Sie wiſſen, Richter N. S. Um 11 Uhr, da Ihr H. Bruder da iſt. Meine Frau kann30 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="149"/> womit ich Sie noch überraſchen kann. Auch muß es Ihnen in Ihrem<lb/> weiten Schloße wol thun, auf einmal in meine enge Manſarde<lb/> zurückgezaubert zu ſein. — Unſere neueſte Neuigkeit hier iſt ein<lb/> zweiter Brief von <hi rendition="#aq">Otto</hi> (an <hi rendition="#aq">Amoene</hi>), worin ſogar ein Friedens<lb/> Schimmer mitkam.<lb n="5"/> </p> <p>Sonſt iſt nichts Wichtiges vorgefallen außer daß ich mit dem<lb/> Wetter täglich mehr Recht habe, wie Sie beſonders von Morgen<lb/> an am kühl-ſchönen Mai ſehen werden. — Meine neuliche Krankheit<lb/> gäb’ ich für kein Oxhoft Wein weg; ſie hat mich an mein altes<lb/> Magen-Stärkmittel erinnert, an den Bitterklee. Seit daß ich ihn<lb n="10"/> trinke, kann ich ſo viel eſſen und verdauen als mein Bruder der Bal-<lb/> bier, und abends trinken was ich will, ohne Koſten des Morgens.<lb/> Ich habe geſtern unſere Freundinnen auf eine bittere Partie für<lb/> heute eingeladen; mit einem Theelöffel voll gedenk’ ich die Geſell-<lb/> ſchaft zu ſättigen; nur wird ſie leider etwas anderes nachtrinken<lb n="15"/> wollen. — Sogar meine geiſtigen Arbeiten glücken mir ſeit der<lb/> Unterleibs Muſterung beſſer; und ich verſteige mich jetzt ſogar ins<lb/> ſatiriſche Fach, z. B. im „Zirkelbriefe des Feldprediger Geiſerich<lb/> „Schmelzle an ſeine Freunde, ſein Davonlaufen und ſeinen Muth<lb/> „betreffend.“<lb n="20"/> </p> <p>Meine Frau will noch Raum für ihre Feder; die wie Sie wiſſen,<lb/> gern einen geräumigen einnimmt. Schrieben die Weiber die Bücher:<lb/> ſo kämen wahrſcheinlich Papiermühlen an die Stelle ſchöner<lb/> Windmühlen. Grüſſen Sie unſere gute Renate recht herzlich und<lb/> ſagen Sie ihr meine Theilnahme ſo wie an der neulichen Wunde<lb n="25"/> ſo an dem Heilmittel, das jetzt die Vorſicht darauf legte. Obiges<lb/> beweiſet, daß ich an ſie geſchrieben. — Und mein <hi rendition="#aq">Uhlfelder</hi> und<lb/> mein <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> ſeien auch recht gegrüßt! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>N. S. Um 11 Uhr, da Ihr H. Bruder da iſt. Meine Frau kann<lb n="30"/> ſchreiben auf was ſie will. Die Hauptſache iſt mein Verwundern<lb/> und mein Neid, daß <hi rendition="#aq">Thieriot</hi> den närriſchen Streich ſo gut aus-<lb/> geführt. Himmel, ich wollt’ ich wäre dabei geweſen, oder hätt’<lb/> es ſelber gethan. Dafür verdient er einen ausgezeichneten Gruß<lb/> von mir hier auf der Stelle. Ich denke, er iſt, wenn nicht zu leſen,<lb n="35"/> doch zu ſehen. Der Spaß erfreuet mich in Einem fort.</p> </postscript> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [149/0164]
womit ich Sie noch überraſchen kann. Auch muß es Ihnen in Ihrem
weiten Schloße wol thun, auf einmal in meine enge Manſarde
zurückgezaubert zu ſein. — Unſere neueſte Neuigkeit hier iſt ein
zweiter Brief von Otto (an Amoene), worin ſogar ein Friedens
Schimmer mitkam. 5
Sonſt iſt nichts Wichtiges vorgefallen außer daß ich mit dem
Wetter täglich mehr Recht habe, wie Sie beſonders von Morgen
an am kühl-ſchönen Mai ſehen werden. — Meine neuliche Krankheit
gäb’ ich für kein Oxhoft Wein weg; ſie hat mich an mein altes
Magen-Stärkmittel erinnert, an den Bitterklee. Seit daß ich ihn 10
trinke, kann ich ſo viel eſſen und verdauen als mein Bruder der Bal-
bier, und abends trinken was ich will, ohne Koſten des Morgens.
Ich habe geſtern unſere Freundinnen auf eine bittere Partie für
heute eingeladen; mit einem Theelöffel voll gedenk’ ich die Geſell-
ſchaft zu ſättigen; nur wird ſie leider etwas anderes nachtrinken 15
wollen. — Sogar meine geiſtigen Arbeiten glücken mir ſeit der
Unterleibs Muſterung beſſer; und ich verſteige mich jetzt ſogar ins
ſatiriſche Fach, z. B. im „Zirkelbriefe des Feldprediger Geiſerich
„Schmelzle an ſeine Freunde, ſein Davonlaufen und ſeinen Muth
„betreffend.“ 20
Meine Frau will noch Raum für ihre Feder; die wie Sie wiſſen,
gern einen geräumigen einnimmt. Schrieben die Weiber die Bücher:
ſo kämen wahrſcheinlich Papiermühlen an die Stelle ſchöner
Windmühlen. Grüſſen Sie unſere gute Renate recht herzlich und
ſagen Sie ihr meine Theilnahme ſo wie an der neulichen Wunde 25
ſo an dem Heilmittel, das jetzt die Vorſicht darauf legte. Obiges
beweiſet, daß ich an ſie geſchrieben. — Und mein Uhlfelder und
mein Emanuel ſeien auch recht gegrüßt! —
Richter
N. S. Um 11 Uhr, da Ihr H. Bruder da iſt. Meine Frau kann 30
ſchreiben auf was ſie will. Die Hauptſache iſt mein Verwundern
und mein Neid, daß Thieriot den närriſchen Streich ſo gut aus-
geführt. Himmel, ich wollt’ ich wäre dabei geweſen, oder hätt’
es ſelber gethan. Dafür verdient er einen ausgezeichneten Gruß
von mir hier auf der Stelle. Ich denke, er iſt, wenn nicht zu leſen, 35
doch zu ſehen. Der Spaß erfreuet mich in Einem fort.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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