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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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bekam ich vor der Hand aus Leipzig durch Kummer, ohne Brief
von Vieweg. -- Ihre Anmerkungen muß ich erst recht lesen und
dann recht durchdenken.

Uhlfelder hatte eigentlich durch Sie gestern seines bekommensollen.5

318. An Emanuel.

Meine C[aroline] ist nicht zu Hause. An diesem Kongresse hab'
ich vor der Hand schon genug zur Wahl meines Über- und Sommer-fells. Dank für Ihre Mühe!10

*319. An Stephan Schütze in Weimar.

Ihr Lustspiel hat mir zweimal Freude gemacht, denn eben so
oft hab' ichs gelesen. Sie haben (nach meinem Gefühl) die rechte,
reine und freie Ansicht des Komischen, so wie die seltene Kunst15
des komischen Dialogs und die noch seltenere Gabe der komischen
Freiheit. Wer im Komischen auf dem rechten Wege ist, verliert ihn
nie mehr und die Jahre bringen ihn -- was in andern Dichtungsarten
nicht ist -- nur weiter und von Ziel an Ziel.

Nur einige britische Bilder-Keckheit und Sinnlichkeit könnte man20
Ihrer motivierenden Besonnenheit noch wünschen; und Sie können
(nach dem trefflichen Adreßkalender der Räthe) diesen Wunsch er-
füllen.

Es geh' Ihnen wol und nur halb so wie Ihrem Dichter!

Jean Paul Fr. Richter25
*320. An Frommann in Jena.

-- -- Ich dachte, seit Jena noch durch etwas Wilderes berühmt
geworden als durch Jenenser und Fichte, schmerzlich immer an Sie
und an Ihren Anblick der tragischen Bühne, wenn auch Sie und die30
Ihrigen, was der Himmel möge gegeben haben, selber keine Rolle
darauf hatten spielen müssen. Sie haben das Leben zugleich in
seiner Kraft und in seiner Hölle gesehen. Wol uns, wenn uns nur die
erste davon zurückbleibt.

9*


bekam ich vor der Hand aus Leipzig durch Kummer, ohne Brief
von Vieweg. — Ihre Anmerkungen muß ich erſt recht leſen und
dann recht durchdenken.

Uhlfelder hatte eigentlich durch Sie geſtern ſeines bekommenſollen.5

318. An Emanuel.

Meine C[aroline] iſt nicht zu Hauſe. An dieſem Kongreſſe hab’
ich vor der Hand ſchon genug zur Wahl meines Über- und Sommer-fells. Dank für Ihre Mühe!10

*319. An Stephan Schütze in Weimar.

Ihr Luſtſpiel hat mir zweimal Freude gemacht, denn eben ſo
oft hab’ ichs geleſen. Sie haben (nach meinem Gefühl) die rechte,
reine und freie Anſicht des Komiſchen, ſo wie die ſeltene Kunſt15
des komiſchen Dialogs und die noch ſeltenere Gabe der komiſchen
Freiheit. Wer im Komiſchen auf dem rechten Wege iſt, verliert ihn
nie mehr und die Jahre bringen ihn — was in andern Dichtungsarten
nicht iſt — nur weiter und von Ziel an Ziel.

Nur einige britiſche Bilder-Keckheit und Sinnlichkeit könnte man20
Ihrer motivierenden Beſonnenheit noch wünſchen; und Sie können
(nach dem trefflichen Adreßkalender der Räthe) dieſen Wunſch er-
füllen.

Es geh’ Ihnen wol und nur halb ſo wie Ihrem Dichter!

Jean Paul Fr. Richter25
*320. An Frommann in Jena.

— — Ich dachte, ſeit Jena noch durch etwas Wilderes berühmt
geworden als durch Jenenſer und Fichte, ſchmerzlich immer an Sie
und an Ihren Anblick der tragiſchen Bühne, wenn auch Sie und die30
Ihrigen, was der Himmel möge gegeben haben, ſelber keine Rolle
darauf hatten ſpielen müſſen. Sie haben das Leben zugleich in
ſeiner Kraft und in ſeiner Hölle geſehen. Wol uns, wenn uns nur die
erſte davon zurückbleibt.

9*
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[131/0146] bekam ich vor der Hand aus Leipzig durch Kummer, ohne Brief von Vieweg. — Ihre Anmerkungen muß ich erſt recht leſen und dann recht durchdenken. Uhlfelder hatte eigentlich durch Sie geſtern ſeines bekommenſollen. 5 318. An Emanuel. [Bayreuth, 27. Jan. 1807] Meine C[aroline] iſt nicht zu Hauſe. An dieſem Kongreſſe hab’ ich vor der Hand ſchon genug zur Wahl meines Über- und Sommer-fells. Dank für Ihre Mühe! 10 *319. An Stephan Schütze in Weimar. Bayreuth d. 29 Jenn. 1807 Ihr Luſtſpiel hat mir zweimal Freude gemacht, denn eben ſo oft hab’ ichs geleſen. Sie haben (nach meinem Gefühl) die rechte, reine und freie Anſicht des Komiſchen, ſo wie die ſeltene Kunſt 15 des komiſchen Dialogs und die noch ſeltenere Gabe der komiſchen Freiheit. Wer im Komiſchen auf dem rechten Wege iſt, verliert ihn nie mehr und die Jahre bringen ihn — was in andern Dichtungsarten nicht iſt — nur weiter und von Ziel an Ziel. Nur einige britiſche Bilder-Keckheit und Sinnlichkeit könnte man 20 Ihrer motivierenden Beſonnenheit noch wünſchen; und Sie können (nach dem trefflichen Adreßkalender der Räthe) dieſen Wunſch er- füllen. Es geh’ Ihnen wol und nur halb ſo wie Ihrem Dichter! Jean Paul Fr. Richter 25 *320. An Frommann in Jena. Bayreuth d. 30 Jenn. 1807 — — Ich dachte, ſeit Jena noch durch etwas Wilderes berühmt geworden als durch Jenenſer und Fichte, ſchmerzlich immer an Sie und an Ihren Anblick der tragiſchen Bühne, wenn auch Sie und die 30 Ihrigen, was der Himmel möge gegeben haben, ſelber keine Rolle darauf hatten ſpielen müſſen. Sie haben das Leben zugleich in ſeiner Kraft und in ſeiner Hölle geſehen. Wol uns, wenn uns nur die erſte davon zurückbleibt. 9*

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/146>, abgerufen am 28.04.2024.