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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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315. An Karoline Herder in Freiberg.

.. In dieser Sturm-Zeit weiß man wie auf einem wallenden Meer
nicht, wo ein anderes befreundetes Schiff wogt und eilt ... Über
Bayreuth ist die schwere Sturmwolke mit all ihren Donnern nur5
als ein leichtes Wölkchen hinweggezogen.

316. An Renate Otto in Hof.

Meine gute Renate! Ich erfülle freilich mein Versprechen später
als Sie meine Bitten; aber dießmal verzögerte der Buchhändler10
und der Krieg; denn heute erst bekam ich, was ich Ihnen heute
schicke. Es sind unzählige Druckfehler im Buche -- 1/4 ist gar noch
nicht angezeigt --; aber wol wär' es gut, wenn Sie das angezeigte
3/4 von jemand vorher korrigieren ließen, da doch eine Frau leichter
und lieber alle fremde Fehler -- sogar eigene -- verbessert als ge-15
druckte.

Ich hoffe, der Frühling wird mir geben, was mir der Herbst
genommen -- den Besuch Hofs. Die blutigste Zeit ist wahrscheinlich
dem magern Deutschland schon vorüber. Ich wüßte auch nicht, was
dessen Gerippe noch werden könnte, es müßte denn ein Schatten sein.20

Ich meines Ortes bin hier -- in dem etwas einfältigen kahlen
Orte -- weder Gerippe noch Schatten, sondern der Bayreuther
Herkules. Ich spreche vom Körper.

Ich grüße herzlich Ihre Eltern und Ihren Christoph. Seine
neuliche Erscheinung wäre mir noch erfreulicher gewesen, wenn er25
sie wiederholt hätte; aber leider hatt' er sie mir nur -- versprochen.
Ich merke, es gibt keinen Ort, ihn und seine Kinder zu sehen, als --
an Ort und Stelle, in Hof. Leider ists mit Ihnen noch mehr der
Fall. Leben Sie wol, gute mit alter Freundschaft fortgeliebte
Renate, gute Seele, gutes Herz! -- --30

J. P. F. Richter
317. An Emanuel.

Guten Morgen! Mündlich ein Mehreres! Meine Frau wollte eben
das angekommene Freiexemplar zu Ihnen tragen. 200 preuß. rtl.35

315. An Karoline Herder in Freiberg.

.. In dieſer Sturm-Zeit weiß man wie auf einem wallenden Meer
nicht, wo ein anderes befreundetes Schiff wogt und eilt ... Über
Bayreuth iſt die ſchwere Sturmwolke mit all ihren Donnern nur5
als ein leichtes Wölkchen hinweggezogen.

316. An Renate Otto in Hof.

Meine gute Renate! Ich erfülle freilich mein Verſprechen ſpäter
als Sie meine Bitten; aber dießmal verzögerte der Buchhändler10
und der Krieg; denn heute erſt bekam ich, was ich Ihnen heute
ſchicke. Es ſind unzählige Druckfehler im Buche — ¼ iſt gar noch
nicht angezeigt —; aber wol wär’ es gut, wenn Sie das angezeigte
¾ von jemand vorher korrigieren ließen, da doch eine Frau leichter
und lieber alle fremde Fehler — ſogar eigene — verbeſſert als ge-15
druckte.

Ich hoffe, der Frühling wird mir geben, was mir der Herbſt
genommen — den Beſuch Hofs. Die blutigſte Zeit iſt wahrſcheinlich
dem magern Deutſchland ſchon vorüber. Ich wüßte auch nicht, was
deſſen Gerippe noch werden könnte, es müßte denn ein Schatten ſein.20

Ich meines Ortes bin hier — in dem etwas einfältigen kahlen
Orte — weder Gerippe noch Schatten, ſondern der Bayreuther
Herkules. Ich ſpreche vom Körper.

Ich grüße herzlich Ihre Eltern und Ihren Chriſtoph. Seine
neuliche Erſcheinung wäre mir noch erfreulicher geweſen, wenn er25
ſie wiederholt hätte; aber leider hatt’ er ſie mir nur — verſprochen.
Ich merke, es gibt keinen Ort, ihn und ſeine Kinder zu ſehen, als —
an Ort und Stelle, in Hof. Leider iſts mit Ihnen noch mehr der
Fall. Leben Sie wol, gute mit alter Freundſchaft fortgeliebte
Renate, gute Seele, gutes Herz! — —30

J. P. F. Richter
317. An Emanuel.

Guten Morgen! Mündlich ein Mehreres! Meine Frau wollte eben
das angekommene Freiexemplar zu Ihnen tragen. 200 preuß. rtl.35

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[130/0145] 315. An Karoline Herder in Freiberg. [Kopie][Bayreuth, 25. Jan. 1807] .. In dieſer Sturm-Zeit weiß man wie auf einem wallenden Meer nicht, wo ein anderes befreundetes Schiff wogt und eilt ... Über Bayreuth iſt die ſchwere Sturmwolke mit all ihren Donnern nur 5 als ein leichtes Wölkchen hinweggezogen. 316. An Renate Otto in Hof. Bayreuth d. 25 Jenn. 1807 Meine gute Renate! Ich erfülle freilich mein Verſprechen ſpäter als Sie meine Bitten; aber dießmal verzögerte der Buchhändler 10 und der Krieg; denn heute erſt bekam ich, was ich Ihnen heute ſchicke. Es ſind unzählige Druckfehler im Buche — ¼ iſt gar noch nicht angezeigt —; aber wol wär’ es gut, wenn Sie das angezeigte ¾ von jemand vorher korrigieren ließen, da doch eine Frau leichter und lieber alle fremde Fehler — ſogar eigene — verbeſſert als ge- 15 druckte. Ich hoffe, der Frühling wird mir geben, was mir der Herbſt genommen — den Beſuch Hofs. Die blutigſte Zeit iſt wahrſcheinlich dem magern Deutſchland ſchon vorüber. Ich wüßte auch nicht, was deſſen Gerippe noch werden könnte, es müßte denn ein Schatten ſein. 20 Ich meines Ortes bin hier — in dem etwas einfältigen kahlen Orte — weder Gerippe noch Schatten, ſondern der Bayreuther Herkules. Ich ſpreche vom Körper. Ich grüße herzlich Ihre Eltern und Ihren Chriſtoph. Seine neuliche Erſcheinung wäre mir noch erfreulicher geweſen, wenn er 25 ſie wiederholt hätte; aber leider hatt’ er ſie mir nur — verſprochen. Ich merke, es gibt keinen Ort, ihn und ſeine Kinder zu ſehen, als — an Ort und Stelle, in Hof. Leider iſts mit Ihnen noch mehr der Fall. Leben Sie wol, gute mit alter Freundſchaft fortgeliebte Renate, gute Seele, gutes Herz! — — 30 J. P. F. Richter 317. An Emanuel. [Bayreuth, 26. Jan. 1807] Guten Morgen! Mündlich ein Mehreres! Meine Frau wollte eben das angekommene Freiexemplar zu Ihnen tragen. 200 preuß. rtl. 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/145>, abgerufen am 27.04.2024.