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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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310. An Vieweg.

Honorar für die Vorrede ist wie für die Levana -- das Schicksal
s[elber] drängt mich in seltsame Einkleidungen hinein -- das Buch
wird seine Flügel schon gebrauchen, sobald nur der Sturm des5
Kriegs sich legt.

311. An Emanuel.

[von Karoline] Ich freue mich sehr, daß Sie Ihre Reise glücklich vollendet
haben. Woher wuste Ihr guter Bruder daß Odilie gestern schon beßer war?
Im Gegentheil hat sie mir gestern große Angst gemacht, wie die Köhler und Amoene
wißen werden. Doch heute ist sie es wirklich, und ich hoffe daß sie bald beßer seyn10
wird. Dank Lieber! Gern schike ich Ihnen Emma.

Guten Morgen! Indeß meine Frau mir stehend gegenüber
schreibt, thu' ichs auch. Es ist ein schöner Einfall. Unsere gegenein-15
ander laufenden Federn begegnen sich immer in der Mitte wie immer
die Menschen. Indeß hat sie mehr Papier, folglich mehr Worte. So
einig sei stets die Ehe; denn keines weiß von des andern Thun.

312. An Emanuel.
20

Auf dem Papier könnt' ich freilich zu Wort kommen -- und
daher lass' ich eben drucken. Gegen das Mistrauen hab' ich blos,
daß man so etwas Häßliches als eine Lüge gar nicht zum 2tenmal
vorauszusetzen scheinen darf. Auch wollen Kant und andere [?]völliges Nichtglauben. Mehreres mündlich.25

313. An Emanuel.

Guten Morgen, Mann von Wort und Gedächtnis! -- Odilie
trank heute 11/2 Tassen Chokolade; und bessert sich fliegend. -- Dank!

314. An Emanuel.30

Ich hab' es mit großer Freude gelesen. Freilich hätte man die
Stallthüre fast noch eher zumachen können, als die sieben fetten Kühe
hinausgelaufen waren; doch sind noch die magern darin.

R.
9 Jean Paul Briefe. V.
310. An Vieweg.

Honorar für die Vorrede iſt wie für die Levana — das Schickſal
ſ[elber] drängt mich in ſeltſame Einkleidungen hinein — das Buch
wird ſeine Flügel ſchon gebrauchen, ſobald nur der Sturm des5
Kriegs ſich legt.

311. An Emanuel.

[von Karoline] Ich freue mich ſehr, daß Sie Ihre Reiſe glücklich vollendet
haben. Woher wuſte Ihr guter Bruder daß Odilie geſtern ſchon beßer war?
Im Gegentheil hat ſie mir geſtern große Angſt gemacht, wie die Köhler und Amoene
wißen werden. Doch heute iſt ſie es wirklich, und ich hoffe daß ſie bald beßer ſeyn10
wird. Dank Lieber! Gern ſchike ich Ihnen Emma.

Guten Morgen! Indeß meine Frau mir ſtehend gegenüber
ſchreibt, thu’ ichs auch. Es iſt ein ſchöner Einfall. Unſere gegenein-15
ander laufenden Federn begegnen ſich immer in der Mitte wie immer
die Menſchen. Indeß hat ſie mehr Papier, folglich mehr Worte. So
einig ſei ſtets die Ehe; denn keines weiß von des andern Thun.

312. An Emanuel.
20

Auf dem Papier könnt’ ich freilich zu Wort kommen — und
daher laſſ’ ich eben drucken. Gegen das Mistrauen hab’ ich blos,
daß man ſo etwas Häßliches als eine Lüge gar nicht zum 2tenmal
vorauszuſetzen ſcheinen darf. Auch wollen Kant und andere [?]völliges Nichtglauben. Mehreres mündlich.25

313. An Emanuel.

Guten Morgen, Mann von Wort und Gedächtnis! — Odilie
trank heute 1½ Taſſen Chokolade; und beſſert ſich fliegend. — Dank!

314. An Emanuel.30

Ich hab’ es mit großer Freude geleſen. Freilich hätte man die
Stallthüre faſt noch eher zumachen können, als die ſieben fetten Kühe
hinausgelaufen waren; doch ſind noch die magern darin.

R.
9 Jean Paul Briefe. V.
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[129/0144] 310. An Vieweg. [Kopie][Bayreuth, 21. Jan. 1807] Honorar für die Vorrede iſt wie für die Levana — das Schickſal ſ[elber] drängt mich in ſeltſame Einkleidungen hinein — das Buch wird ſeine Flügel ſchon gebrauchen, ſobald nur der Sturm des 5 Kriegs ſich legt. 311. An Emanuel. [Bayreuth, 22. Jan. 1807] [von Karoline] Ich freue mich ſehr, daß Sie Ihre Reiſe glücklich vollendet haben. Woher wuſte Ihr guter Bruder daß Odilie geſtern ſchon beßer war? Im Gegentheil hat ſie mir geſtern große Angſt gemacht, wie die Köhler und Amoene wißen werden. Doch heute iſt ſie es wirklich, und ich hoffe daß ſie bald beßer ſeyn 10 wird. Dank Lieber! Gern ſchike ich Ihnen Emma. Guten Morgen! Indeß meine Frau mir ſtehend gegenüber ſchreibt, thu’ ichs auch. Es iſt ein ſchöner Einfall. Unſere gegenein- 15 ander laufenden Federn begegnen ſich immer in der Mitte wie immer die Menſchen. Indeß hat ſie mehr Papier, folglich mehr Worte. So einig ſei ſtets die Ehe; denn keines weiß von des andern Thun. 312. An Emanuel. [Bayreuth, 23. Jan. 1807] 20 Auf dem Papier könnt’ ich freilich zu Wort kommen — und daher laſſ’ ich eben drucken. Gegen das Mistrauen hab’ ich blos, daß man ſo etwas Häßliches als eine Lüge gar nicht zum 2tenmal vorauszuſetzen ſcheinen darf. Auch wollen Kant und andere [?]völliges Nichtglauben. Mehreres mündlich. 25 313. An Emanuel. [Bayreuth, 25. Jan. 1807] Guten Morgen, Mann von Wort und Gedächtnis! — Odilie trank heute 1½ Taſſen Chokolade; und beſſert ſich fliegend. — Dank! 314. An Emanuel. 30 [Bayreuth, 25. Jan. 1807] Ich hab’ es mit großer Freude geleſen. Freilich hätte man die Stallthüre faſt noch eher zumachen können, als die ſieben fetten Kühe hinausgelaufen waren; doch ſind noch die magern darin. R. 9 Jean Paul Briefe. V.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/144>, abgerufen am 28.04.2024.