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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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272. An Emanuel.

Gestern, Sie Liebender und Geliebter, sprach ich mit C[aroline]
die bösen Aspekten über O[tto] durch. Sein Geburtstag ist jetzt blos
ein Trauertag; ich könnte um alles sein Wolsein nicht trinken oder5
dann irgendwo froh sein. Amoene soll den ganzen Tag bei meiner
C. sein, blos damit sie vergesse oder darüber hinweg lebe. -- Und
doch kann er, ohne die größten Unglücks-, (nicht einmal Kriegs)fälle,
keinen anderen Schaden genommen haben als den an Geld. Ichspreche vielleicht heute mit Ihnen. -- Guten Morgen, lieber Liebster!10

273. An Emanuel.

Guten Morgen und großen Dank! Ich freue [mich] allzeit über
die Architektonik und Regelmässigkeit Ihrer Rechnungen, wiewol
meine dadurch nur größer wird. -- Morgen seh' ich [Sie] gewiß15
gewisser als heute. -- Nachdank, Alter!

R.
274. An Emanuel.

Dank, Alter! Wer wie Sie denkt und thut, dem kann der Teufel20
selber die Seeligkeit an fremder nicht nehmen; denn was er auch
raube, den Allerseeligsten droben muß er Ihnen doch stehen lassen;
und der wird wieder für Sie stehen gegen den besagten Schwarzen.
Dank, Alter!

275. An Cotta in Tübingen.25

Ihr Brief hat mir grosse Freude gemacht. Nach seiner Lesung
hatt' ich sogleich einen Aufsatz für Ihr Morgenblatt -- im Kopfe --
fertig und brach meine vorige Arbeit ab, ihn auszuführen. Es wäre
nämlich recht pikant, wenn der erste Aufsatz statt eines Prologs30
einen antizipierten Epilog (Schlußrede) gäbe, den das Morgenblatt
doch einmal -- und wär' es nach 20 Jahren -- bekommen muß.
Ich sage (oder weissage) nun in diesem Epilog (mit Scherz und Ernst),
was seit der langen Dauer des Morgenblattes gethan, geliefert,

8*
272. An Emanuel.

Geſtern, Sie Liebender und Geliebter, ſprach ich mit C[aroline]
die böſen Aſpekten über O[tto] durch. Sein Geburtstag iſt jetzt blos
ein Trauertag; ich könnte um alles ſein Wolſein nicht trinken oder5
dann irgendwo froh ſein. Amoene ſoll den ganzen Tag bei meiner
C. ſein, blos damit ſie vergeſſe oder darüber hinweg lebe. — Und
doch kann er, ohne die größten Unglücks-, (nicht einmal Kriegs)fälle,
keinen anderen Schaden genommen haben als den an Geld. Ichſpreche vielleicht heute mit Ihnen. — Guten Morgen, lieber Liebſter!10

273. An Emanuel.

Guten Morgen und großen Dank! Ich freue [mich] allzeit über
die Architektonik und Regelmäſſigkeit Ihrer Rechnungen, wiewol
meine dadurch nur größer wird. — Morgen ſeh’ ich [Sie] gewiß15
gewiſſer als heute. — Nachdank, Alter!

R.
274. An Emanuel.

Dank, Alter! Wer wie Sie denkt und thut, dem kann der Teufel20
ſelber die Seeligkeit an fremder nicht nehmen; denn was er auch
raube, den Allerſeeligſten droben muß er Ihnen doch ſtehen laſſen;
und der wird wieder für Sie ſtehen gegen den beſagten Schwarzen.
Dank, Alter!

275. An Cotta in Tübingen.25

Ihr Brief hat mir groſſe Freude gemacht. Nach ſeiner Leſung
hatt’ ich ſogleich einen Aufſatz für Ihr Morgenblatt — im Kopfe —
fertig und brach meine vorige Arbeit ab, ihn auszuführen. Es wäre
nämlich recht pikant, wenn der erſte Aufſatz ſtatt eines Prologs30
einen antizipierten Epilog (Schlußrede) gäbe, den das Morgenblatt
doch einmal — und wär’ es nach 20 Jahren — bekommen muß.
Ich ſage (oder weiſſage) nun in dieſem Epilog (mit Scherz und Ernſt),
was ſeit der langen Dauer des Morgenblattes gethan, geliefert,

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[115/0130] 272. An Emanuel. [Bayreuth, 7. Dez. 1806] Geſtern, Sie Liebender und Geliebter, ſprach ich mit C[aroline] die böſen Aſpekten über O[tto] durch. Sein Geburtstag iſt jetzt blos ein Trauertag; ich könnte um alles ſein Wolſein nicht trinken oder 5 dann irgendwo froh ſein. Amoene ſoll den ganzen Tag bei meiner C. ſein, blos damit ſie vergeſſe oder darüber hinweg lebe. — Und doch kann er, ohne die größten Unglücks-, (nicht einmal Kriegs)fälle, keinen anderen Schaden genommen haben als den an Geld. Ichſpreche vielleicht heute mit Ihnen. — Guten Morgen, lieber Liebſter! 10 273. An Emanuel. [Bayreuth, 8. Dez. 1806] Guten Morgen und großen Dank! Ich freue [mich] allzeit über die Architektonik und Regelmäſſigkeit Ihrer Rechnungen, wiewol meine dadurch nur größer wird. — Morgen ſeh’ ich [Sie] gewiß 15 gewiſſer als heute. — Nachdank, Alter! R. 274. An Emanuel. [Bayreuth, 11. Dez. 1806] Dank, Alter! Wer wie Sie denkt und thut, dem kann der Teufel 20 ſelber die Seeligkeit an fremder nicht nehmen; denn was er auch raube, den Allerſeeligſten droben muß er Ihnen doch ſtehen laſſen; und der wird wieder für Sie ſtehen gegen den beſagten Schwarzen. Dank, Alter! 275. An Cotta in Tübingen. 25 Bayreuth d. 11. Dec. 1806 Ihr Brief hat mir groſſe Freude gemacht. Nach ſeiner Leſung hatt’ ich ſogleich einen Aufſatz für Ihr Morgenblatt — im Kopfe — fertig und brach meine vorige Arbeit ab, ihn auszuführen. Es wäre nämlich recht pikant, wenn der erſte Aufſatz ſtatt eines Prologs 30 einen antizipierten Epilog (Schlußrede) gäbe, den das Morgenblatt doch einmal — und wär’ es nach 20 Jahren — bekommen muß. Ich ſage (oder weiſſage) nun in dieſem Epilog (mit Scherz und Ernſt), was ſeit der langen Dauer des Morgenblattes gethan, geliefert, 8*

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/130>, abgerufen am 27.04.2024.