Für meine romantischen Arbeiten bekomm' ich 7 Ld'or p. Bogen.
[299] Ich bitte Sie um baldige Antwort; und freue mich, daß ich wenig- stens die Gelegenheit hatte, Ihnen mein Vergnügen über meine Bekantschaft mit Ihnen wieder an den Tag zu legen.
Ihr5 ergeb. J. P. F. Richter
442. An Emanuel.
[Coburg d. 17. Jenn. 1804.
Eiligst solt' ich gar nicht mehr über meine Briefe sezen, sondern10 nur langsam, wenn gerade der Fal wäre. Heute aber werd' ich durch Ihre harte Beschuldigung besonders getrieben, daß ich nämlich nicht genug für die Fortschaffung des Biers sorgte. Wie ich für diese arbeite, wenn ichs habe, bezeuge die Pfartochter und die leeren Fässer. Deren Fortschaffung anlangend, so lief ich heute wieder aufs15 Land; sie sind schon in Gauerstadt. (Haben Sie denn das bekommen, wozu meine C. keinen Frachtbrief geschrieben?) Und was die Fort- und Herschaffung voller betrift: so schreib' ich heute Ihnen, weil ich in dieser Woche einen Einspänner oder doch einen Schubkärner nach B[ayreuth] senden wil, damit [ich] für das harte kalte Monat20 (Februar, bei den Römern hies er der Todtenmonat) etwas habe vor dem Zuwintern. Es koste was es wil.*) Ich nehme auch 3erlei Bier35 von Ihnen an -- recht gern -- Ich bitte Sie, vergeben und geben Sie. Gros ist mein Jammer und Ihrer. "So kans nicht bleiben" sagte das politische Journal von Jahr zu Jahr; und wirklich bleibt nichts so.25 Etwas würde wenigstens nicht so bleiben, gieng' ich -- wie ich und C. ernstlich wollen -- mit ihr etwan während der Badezeit (wo ich auch leichter nach umliegenden Ortschaften hinkönte) und bis in den Nachsommer hinein, wenn nicht zu viele Hindernisse entgegenwachsen, nach -- Bayreuth, nicht als Gäste sondern Insassen. -- Aus Ihren30 vorigen Briefen hab ich noch künftig einiges zu beantworten. -- Die Einnahme Ihrer herlichen Tische -- die ich ernstlich anfangs nicht mit dem Finger bestreichen durfte -- kostete uns die Ausgabe von [300]Wachsleinwand. Sie halten schön und werden schön gehalten. --
*) "wolle" ist grammatikalisch falsch, ob es gleich so viele schreiben.
Für meine romantiſchen Arbeiten bekomm’ ich 7 Ld’or p. Bogen.
[299] Ich bitte Sie um baldige Antwort; und freue mich, daß ich wenig- ſtens die Gelegenheit hatte, Ihnen mein Vergnügen über meine Bekantſchaft mit Ihnen wieder an den Tag zu legen.
Ihr5 ergeb. J. P. F. Richter
442. An Emanuel.
[Coburg d. 17. Jenn. 1804.
Eiligſt ſolt’ ich gar nicht mehr über meine Briefe ſezen, ſondern10 nur langſam, wenn gerade der Fal wäre. Heute aber werd’ ich durch Ihre harte Beſchuldigung beſonders getrieben, daß ich nämlich nicht genug für die Fortſchaffung des Biers ſorgte. Wie ich für dieſe arbeite, wenn ichs habe, bezeuge die Pfartochter und die leeren Fäſſer. Deren Fortſchaffung anlangend, ſo lief ich heute wieder aufs15 Land; ſie ſind ſchon in Gauerstadt. (Haben Sie denn das bekommen, wozu meine C. keinen Frachtbrief geſchrieben?) Und was die Fort- und Herſchaffung voller betrift: ſo ſchreib’ ich heute Ihnen, weil ich in dieſer Woche einen Einſpänner oder doch einen Schubkärner nach B[ayreuth] ſenden wil, damit [ich] für das harte kalte Monat20 (Februar, bei den Römern hies er der Todtenmonat) etwas habe vor dem Zuwintern. Es koſte was es wil.*) Ich nehme auch 3erlei Bier35 von Ihnen an — recht gern — Ich bitte Sie, vergeben und geben Sie. Gros iſt mein Jammer und Ihrer. „So kans nicht bleiben“ ſagte das politiſche Journal von Jahr zu Jahr; und wirklich bleibt nichts ſo.25 Etwas würde wenigſtens nicht ſo bleiben, gieng’ ich — wie ich und C. ernſtlich wollen — mit ihr etwan während der Badezeit (wo ich auch leichter nach umliegenden Ortſchaften hinkönte) und bis in den Nachſommer hinein, wenn nicht zu viele Hinderniſſe entgegenwachſen, nach — Bayreuth, nicht als Gäſte ſondern Inſaſſen. — Aus Ihren30 vorigen Briefen hab ich noch künftig einiges zu beantworten. — Die Einnahme Ihrer herlichen Tiſche — die ich ernſtlich anfangs nicht mit dem Finger beſtreichen durfte — koſtete uns die Ausgabe von [300]Wachsleinwand. Sie halten ſchön und werden ſchön gehalten. —
*) „wolle“ iſt grammatikaliſch falſch, ob es gleich ſo viele ſchreiben.
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Für meine romantiſchen Arbeiten bekomm’ ich 7 Ld’or p. Bogen.
Ich bitte Sie um baldige Antwort; und freue mich, daß ich wenig-
ſtens die Gelegenheit hatte, Ihnen mein Vergnügen über meine
Bekantſchaft mit Ihnen wieder an den Tag zu legen.
[299]
Ihr 5
ergeb.
J. P. F. Richter
442. An Emanuel.
[Coburg d. 17. Jenn. 1804.
Eiligſt ſolt’ ich gar nicht mehr über meine Briefe ſezen, ſondern 10
nur langſam, wenn gerade der Fal wäre. Heute aber werd’ ich
durch Ihre harte Beſchuldigung beſonders getrieben, daß ich nämlich
nicht genug für die Fortſchaffung des Biers ſorgte. Wie ich für dieſe
arbeite, wenn ichs habe, bezeuge die Pfartochter und die leeren
Fäſſer. Deren Fortſchaffung anlangend, ſo lief ich heute wieder aufs 15
Land; ſie ſind ſchon in Gauerstadt. (Haben Sie denn das bekommen,
wozu meine C. keinen Frachtbrief geſchrieben?) Und was die Fort- und
Herſchaffung voller betrift: ſo ſchreib’ ich heute Ihnen, weil ich in
dieſer Woche einen Einſpänner oder doch einen Schubkärner nach
B[ayreuth] ſenden wil, damit [ich] für das harte kalte Monat 20
(Februar, bei den Römern hies er der Todtenmonat) etwas habe vor
dem Zuwintern. Es koſte was es wil. *) Ich nehme auch 3erlei Bier 35
von Ihnen an — recht gern — Ich bitte Sie, vergeben und geben Sie.
Gros iſt mein Jammer und Ihrer. „So kans nicht bleiben“ ſagte das
politiſche Journal von Jahr zu Jahr; und wirklich bleibt nichts ſo. 25
Etwas würde wenigſtens nicht ſo bleiben, gieng’ ich — wie ich und C.
ernſtlich wollen — mit ihr etwan während der Badezeit (wo ich
auch leichter nach umliegenden Ortſchaften hinkönte) und bis in den
Nachſommer hinein, wenn nicht zu viele Hinderniſſe entgegenwachſen,
nach — Bayreuth, nicht als Gäſte ſondern Inſaſſen. — Aus Ihren 30
vorigen Briefen hab ich noch künftig einiges zu beantworten. —
Die Einnahme Ihrer herlichen Tiſche — die ich ernſtlich anfangs nicht
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/280>, abgerufen am 16.02.2025.
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