meistens --, das erfahr' ich nicht. Was meldet Ihr pariser Korre-[280] spondent und besonders der ** g -- in Y --*)? Erstaunlich, ich gesteh'35 es, bin ich begierig, ja erpicht auf deren Neuestes. -- Halter schrieb einen 2ten Brief an den Haslauer Rath mit vergnügter Regung ab, weil er darin seinen Namen und sein Abschreiben und Loben abschreiben5 muste. -- Und hiemit Adio.
Herder ist sehr krank. Stirbt mir der: so verfluche ich das halbe Leben. -- Ihre Briefe können wie ein Epos nicht zu lange sein, zumal da sie schon in der Mitte anfangen.
423. An Geheimrat Mayer.10
Coburg. d. 13. Nov. 1803.
Verehrtester Vater! Mit Freuden zeig' ich Ihnen an, daß Caroline den 9ten abends leicht und gesund von einem Sohne entbunden worden. Ich verschob die Nachricht dieser Freude, für Sie und mich blos darum bis heute, um ohne Furcht vor kritischen Tagen mich und Sie dem15 Genusse dieses Glüks überlassen zu können; aber das Wochenbet gieng so leicht bisher als Schwangerschaft und Niederkunft vorüber.
Die wohlwollende Ernestine, die jezt hier mehr Freuden säen als ernten kan, und die vorjährigen schmerzlichen Erfahrungen, die meine Frau von dem vorzeitigen Gebrauche der wiederkehrenden Kräfte20 gemacht, haben vielen Theil an der jezigen bessern Zeit.
Der Vater des Kindes wurde zugleich auch für die Ostermesse 1804 Vater der Flegeljahre, wovon schon der blosse Titel den Zeitungen geschmaklos erscheinen mus. Zur Michaelis Messe 1804 aber geb' ich etwas sehr Ernstes, "Vorlesungen über die Kunst."25
Von Ihrem Glücke hör' ich von Zeit zu Zeit das Schönste; und ich grüsse herzlich die, die es zugleich säen und ernten hilft. Es bleibe Ihnen immer blühend!
Ihr verehrender Sohn J. P. F. Richter
424. An Emanuel.[281]30
Coburg 13. Nov. 1803.
"Emanuel" heiss' ich, würde mein Emanuelgen sagen, dessen Stelle ich hier vertrete, damit Sie sie bei ihm vertreten. Er sieht so tol aus wie ein humoristischer Aufsaz von mir, nur aber mager; brachte schon
*) Ich weis nicht, in welche Hände der Brief fält; und Sie verstehen mich gewis.
meiſtens —, das erfahr’ ich nicht. Was meldet Ihr pariſer Korre-[280] ſpondent und beſonders der ** g — in Y —*)? Erſtaunlich, ich geſteh’35 es, bin ich begierig, ja erpicht auf deren Neueſtes. — Halter ſchrieb einen 2ten Brief an den Haslauer Rath mit vergnügter Regung ab, weil er darin ſeinen Namen und ſein Abſchreiben und Loben abſchreiben5 muſte. — Und hiemit Adio.
Herder iſt ſehr krank. Stirbt mir der: ſo verfluche ich das halbe Leben. — Ihre Briefe können wie ein Epos nicht zu lange ſein, zumal da ſie ſchon in der Mitte anfangen.
423. An Geheimrat Mayer.10
Coburg. d. 13. Nov. 1803.
Verehrteſter Vater! Mit Freuden zeig’ ich Ihnen an, daß Caroline den 9ten abends leicht und geſund von einem Sohne entbunden worden. Ich verſchob die Nachricht dieſer Freude, für Sie und mich blos darum bis heute, um ohne Furcht vor kritiſchen Tagen mich und Sie dem15 Genuſſe dieſes Glüks überlaſſen zu können; aber das Wochenbet gieng ſo leicht bisher als Schwangerſchaft und Niederkunft vorüber.
Die wohlwollende Ernestine, die jezt hier mehr Freuden ſäen als ernten kan, und die vorjährigen ſchmerzlichen Erfahrungen, die meine Frau von dem vorzeitigen Gebrauche der wiederkehrenden Kräfte20 gemacht, haben vielen Theil an der jezigen beſſern Zeit.
Der Vater des Kindes wurde zugleich auch für die Oſtermeſſe 1804 Vater der Flegeljahre, wovon ſchon der bloſſe Titel den Zeitungen geſchmaklos erſcheinen mus. Zur Michaelis Meſſe 1804 aber geb’ ich etwas ſehr Ernſtes, „Vorleſungen über die Kunſt.“25
Von Ihrem Glücke hör’ ich von Zeit zu Zeit das Schönſte; und ich grüſſe herzlich die, die es zugleich ſäen und ernten hilft. Es bleibe Ihnen immer blühend!
Ihr verehrender Sohn J. P. F. Richter
424. An Emanuel.[281]30
Coburg 13. Nov. 1803.
„Emanuel“ heiſſ’ ich, würde mein Emanuelgen ſagen, deſſen Stelle ich hier vertrete, damit Sie ſie bei ihm vertreten. Er ſieht ſo tol aus wie ein humoriſtiſcher Aufſaz von mir, nur aber mager; brachte ſchon
*) Ich weis nicht, in welche Hände der Brief fält; und Sie verſtehen mich gewis.
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einen 2ten Brief an den Haslauer Rath mit vergnügter Regung ab,
weil er darin ſeinen Namen und ſein Abſchreiben und Loben abſchreiben 5
muſte. — Und hiemit Adio.
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Herder iſt ſehr krank. Stirbt mir der: ſo verfluche ich das halbe
Leben. — Ihre Briefe können wie ein Epos nicht zu lange ſein, zumal
da ſie ſchon in der Mitte anfangen.
423. An Geheimrat Mayer. 10
Coburg. d. 13. Nov. 1803.
Verehrteſter Vater! Mit Freuden zeig’ ich Ihnen an, daß Caroline
den 9ten abends leicht und geſund von einem Sohne entbunden worden.
Ich verſchob die Nachricht dieſer Freude, für Sie und mich blos darum
bis heute, um ohne Furcht vor kritiſchen Tagen mich und Sie dem 15
Genuſſe dieſes Glüks überlaſſen zu können; aber das Wochenbet gieng
ſo leicht bisher als Schwangerſchaft und Niederkunft vorüber.
Die wohlwollende Ernestine, die jezt hier mehr Freuden ſäen als
ernten kan, und die vorjährigen ſchmerzlichen Erfahrungen, die meine
Frau von dem vorzeitigen Gebrauche der wiederkehrenden Kräfte 20
gemacht, haben vielen Theil an der jezigen beſſern Zeit.
Der Vater des Kindes wurde zugleich auch für die Oſtermeſſe 1804
Vater der Flegeljahre, wovon ſchon der bloſſe Titel den Zeitungen
geſchmaklos erſcheinen mus. Zur Michaelis Meſſe 1804 aber geb’
ich etwas ſehr Ernſtes, „Vorleſungen über die Kunſt.“ 25
Von Ihrem Glücke hör’ ich von Zeit zu Zeit das Schönſte; und
ich grüſſe herzlich die, die es zugleich ſäen und ernten hilft. Es bleibe
Ihnen immer blühend!
Ihr verehrender Sohn
J. P. F. Richter
424. An Emanuel. 30
Coburg 13. Nov. 1803.
„Emanuel“ heiſſ’ ich, würde mein Emanuelgen ſagen, deſſen Stelle
ich hier vertrete, damit Sie ſie bei ihm vertreten. Er ſieht ſo tol aus
wie ein humoriſtiſcher Aufſaz von mir, nur aber mager; brachte ſchon
*) Ich weis nicht, in welche Hände der Brief fält; und Sie verſtehen mich gewis.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/263>, abgerufen am 16.02.2025.
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