mehr braunes Haar mit auf die Welt als der Vater darin zu wenig hat; und bedeutende Lippe, Stirn und Nasenwurzel und Schwarzauge, sieht aber doch wie gedacht närrisch aus. Sie können aus dem allen leicht sehen, daß meine Frau den 9ten nach 6 Uhr niedergekommen und daß ich Sie zu Gevatter bitte. So leicht als die Schwangerschaft war5 die kurze Niederkunft; und der Accoucheur der neben der Hebamme stand, hatte mit seiner Hand fast nichts zu thun als sie künftig zuzu- drücken, wenn ich leider die meinige reichlich gegen ihn aufthue.
Die Wöchnerin ist fast noch um einige Grane gesünder als der Wöchner, (das bin ich) und beträgt sich so vernünftig als dieser.10
14ten.
Gestern bat ich mir von der Grosfürstin einen Namen für den Anony- mus aus: "Emanuel!" sagte sie. Flattös für Sie und mich und sie! --
Ernestine, die jezt die Mutter der Mutter ist, steht an Ihrer Tauf- Seite und giebt dem Kinde den Namen ohne eine. -- Dem dritten,15 aber kurzen tollen und Altags-Namen sinn' ich noch nach und nehme dazu keinen Gevatter als mein Genie. Otto wird es vergeben, daß ich ihm meine Freude lieber durch Sie als auf einem elenden daumen- breiten Blatte sage. Zeit fehlt. Auch Bier, das mir doch Gott für den Winter zufahre; im Frühling bin ich mit der flüssigen hiesigen Gegen-20 wart zufrieden. -- Kretschman's Buch ist heraus. Otto sol zu blosser schöner Unterhaltung Jägers Begebenheiten im romantischen Ge- wande lesen, 5 B. -- Ist ein gewisser Tyrioth oder Dieriot noch in Bayreuth? Ich hörte vom Manne; er geigt oder so etwas. Die ächt komische Erzählung von der Erzählung vom Chemisettgen, die Sie25 mir neulich zufrankierten, sol auch von ihm sein; tant mieux! --
[282]Kretschman rieth mir, stat an den Minister v. Hardenberg (in Betref der 2ten K[reis]Amtmansstelle in Münchberg) lieber an Tornesi für meinen Bruder zu schreiben: rathen Sie und Otto mir? Mir ists so zuwider und so ohne alle Hofnung; und ich mag den30 Bayr[euther] Hunden keinen Knochen verdanken, wenn nicht viel Mark für meinen Bruder darin stekt.
Gute Nacht, Alter!
N. S. Ich bekenne auch hiemit daß ich Ihnen 156 fl. 53 kr. rh. als Ihren Antheil am Aufseeser Wechsel von 750 fl. rh. schulde.35
J. P. Fr. Richter
Die jubelnde C. grüsset.
mehr braunes Haar mit auf die Welt als der Vater darin zu wenig hat; und bedeutende Lippe, Stirn und Naſenwurzel und Schwarzauge, ſieht aber doch wie gedacht närriſch aus. Sie können aus dem allen leicht ſehen, daß meine Frau den 9ten nach 6 Uhr niedergekommen und daß ich Sie zu Gevatter bitte. So leicht als die Schwangerſchaft war5 die kurze Niederkunft; und der Accoucheur der neben der Hebamme ſtand, hatte mit ſeiner Hand faſt nichts zu thun als ſie künftig zuzu- drücken, wenn ich leider die meinige reichlich gegen ihn aufthue.
Die Wöchnerin iſt faſt noch um einige Grane geſünder als der Wöchner, (das bin ich) und beträgt ſich ſo vernünftig als dieſer.10
14ten.
Geſtern bat ich mir von der Grosfürſtin einen Namen für den Anony- mus aus: „Emanuel!“ ſagte ſie. Flattös für Sie und mich und ſie! —
Ernestine, die jezt die Mutter der Mutter iſt, ſteht an Ihrer Tauf- Seite und giebt dem Kinde den Namen ohne eine. — Dem dritten,15 aber kurzen tollen und Altags-Namen ſinn’ ich noch nach und nehme dazu keinen Gevatter als mein Genie. Otto wird es vergeben, daß ich ihm meine Freude lieber durch Sie als auf einem elenden daumen- breiten Blatte ſage. Zeit fehlt. Auch Bier, das mir doch Gott für den Winter zufahre; im Frühling bin ich mit der flüſſigen hieſigen Gegen-20 wart zufrieden. — Kretschman’s Buch iſt heraus. Otto ſol zu bloſſer ſchöner Unterhaltung Jägers Begebenheiten im romantiſchen Ge- wande leſen, 5 B. — Iſt ein gewiſſer Tyrioth oder Dieriot noch in Bayreuth? Ich hörte vom Manne; er geigt oder ſo etwas. Die ächt komiſche Erzählung von der Erzählung vom Chemisettgen, die Sie25 mir neulich zufrankierten, ſol auch von ihm ſein; tant mieux! —
[282]Kretschman rieth mir, ſtat an den Miniſter v. Hardenberg (in Betref der 2ten K[reis]Amtmansſtelle in Münchberg) lieber an Tornesi für meinen Bruder zu ſchreiben: rathen Sie und Otto mir? Mir iſts ſo zuwider und ſo ohne alle Hofnung; und ich mag den30 Bayr[euther] Hunden keinen Knochen verdanken, wenn nicht viel Mark für meinen Bruder darin ſtekt.
Gute Nacht, Alter!
N. S. Ich bekenne auch hiemit daß ich Ihnen 156 fl. 53 kr. rh. als Ihren Antheil am Aufſeeſer Wechſel von 750 fl. rh. ſchulde.35
J. P. Fr. Richter
Die jubelnde C. grüſſet.
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mehr braunes Haar mit auf die Welt als der Vater darin zu wenig
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ſieht aber doch wie gedacht närriſch aus. Sie können aus dem allen
leicht ſehen, daß meine Frau den 9ten nach 6 Uhr niedergekommen und
daß ich Sie zu Gevatter bitte. So leicht als die Schwangerſchaft war 5
die kurze Niederkunft; und der Accoucheur der neben der Hebamme
ſtand, hatte mit ſeiner Hand faſt nichts zu thun als ſie künftig zuzu-
drücken, wenn ich leider die meinige reichlich gegen ihn aufthue.
Die Wöchnerin iſt faſt noch um einige Grane geſünder als der
Wöchner, (das bin ich) und beträgt ſich ſo vernünftig als dieſer. 10
14ten.
Geſtern bat ich mir von der Grosfürſtin einen Namen für den Anony-
mus aus: „Emanuel!“ ſagte ſie. Flattös für Sie und mich und ſie! —
Ernestine, die jezt die Mutter der Mutter iſt, ſteht an Ihrer Tauf-
Seite und giebt dem Kinde den Namen ohne eine. — Dem dritten, 15
aber kurzen tollen und Altags-Namen ſinn’ ich noch nach und nehme
dazu keinen Gevatter als mein Genie. Otto wird es vergeben, daß
ich ihm meine Freude lieber durch Sie als auf einem elenden daumen-
breiten Blatte ſage. Zeit fehlt. Auch Bier, das mir doch Gott für den
Winter zufahre; im Frühling bin ich mit der flüſſigen hieſigen Gegen- 20
wart zufrieden. — Kretschman’s Buch iſt heraus. Otto ſol zu bloſſer
ſchöner Unterhaltung Jägers Begebenheiten im romantiſchen Ge-
wande leſen, 5 B. — Iſt ein gewiſſer Tyrioth oder Dieriot noch in
Bayreuth? Ich hörte vom Manne; er geigt oder ſo etwas. Die ächt
komiſche Erzählung von der Erzählung vom Chemisettgen, die Sie 25
mir neulich zufrankierten, ſol auch von ihm ſein; tant mieux! —
Kretschman rieth mir, ſtat an den Miniſter v. Hardenberg (in
Betref der 2ten K[reis]Amtmansſtelle in Münchberg) lieber an
Tornesi für meinen Bruder zu ſchreiben: rathen Sie und Otto
mir? Mir iſts ſo zuwider und ſo ohne alle Hofnung; und ich mag den 30
Bayr[euther] Hunden keinen Knochen verdanken, wenn nicht viel
Mark für meinen Bruder darin ſtekt.
[282]
Gute Nacht, Alter!
N. S. Ich bekenne auch hiemit daß ich Ihnen 156 fl. 53 kr. rh. als
Ihren Antheil am Aufſeeſer Wechſel von 750 fl. rh. ſchulde. 35
J. P. Fr. Richter
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/264>, abgerufen am 16.02.2025.
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